DAY OF RECKONING – Spread Your Disease
Die Wege des Metal sind unergründlich…
und so bin ich sehr froh, dass dieses Werk über Umwege den Weg in meine Gehörgänge gefunden hat. Kurz zur Geschichte: Ein guter Freund empfahl mir den Song „Raise Hell“ der Band OUTWORLD von ihrem selbstbetitelten Album aus dem Jahre 2006 (Link zum Album hier). OUTWORLD hatte sich danach leider irgendwann aufgelöst. Das Ding hat also schon einige Jahre auf dem Buckel, aber das soll nix heißen. Geht mir ja schließlich genauso. OUTWORLD war eine progressiv eingestellte Band, die auf technisch sehr hohem Niveau gespielt hat. Nun sind einige Jahre ins Land gezogen und wie es der Zufall will, hat der Gitarrist Rusty Cooley mit DAY OF RECKONING eine neue Spielwiese gefunden und vor gar nicht allzu langer Zeit (genauer gesagt am 20.03.2020) die EP „Spread Your Disease“ veröffentlicht.
Überirdischer High-End-Metal
„Mein lieber Scholli, was für ein Brett!“
Mit welchen Worten soll man diesen Sound beschreiben. Ich kann auf jeden Fall schon mal sagen, welche Begriffe nicht in Frage kommen, die da beispielsweise wären: „Ruhe“, „Entspannung“, „simpel“ und „langweilig“.
Die Amis durchbrechen mit richtig Schmackes musikalische Grenzen und bewegen sich dabei auf einem sehr hohen Niveau. Sie treten mir einer Vehemenz auf, die sehr präsent ist und ihresgleichen sucht. Wir haben es mit einer progressiv gewürzten Art des Metals zu tun, der die Bereiche Core, Thrash und Death abdeckt.
Aggressiv und voll in die Fresse, aber auch mit coolen melodischen Parts und dabei technisch auf einem überirdischen Level, dass es einem den Atem raubt. Dabei wirkt das Ganze aber nicht zu verschachtelt und vertrackt. Der Sänger Brad Lambert ist eine Granate, die explosiv und gewaltig erschüttern, aber auch mit einer melodischen Ader begeistern kann. Rusty Cooley ist ein wahrer Ausnahmegitarrist und im Zusammenspiel mit Matt Hough liefern sie eine irre Show ab.
Der Opener „The Slaughter“
serviert schon mal direkt ne fette Schlachtplatte. Leichte Vorspeise? Fehlanzeige! Heftiger Beginn mit einer dicken Soundwand, getragen von wuchtigen Drums, dominantem Bass und dröhnenden Riffs. Der Sänger wechselt mühelos zwischen unterschiedlichsten Gesangsstilen hin und her. Aggressive Growls, geile Screams, normaler Gesang.. alles kein Problem. Die Gitarristen Rusty Cooley und Matt Hough spielen sich bei den Soli schon mal warm, wobei andere schon schier verzweifeln würden.
Mit durchgedrücktem Gaspedal…
kommt der thrashige Überschallflieger „Betrayer“, welcher direkt den Nachbrenner zündet und brutal abgeht. Man wird förmlich in den Sitz gepresst und es bleibt einem die Luft weg. Brad Lambert schreit sich die Seele aus dem Leib und peitscht den Song energetisch nach vorne. Mittendrin glänzt der Song in einem tempomäßig gebremsten Zwischenpart mit schönen melodischen Gesangslinien. Die Leadguitar fegt anschließend mit einer unmenschlichen Wildheit und unglaublichen Präzision durch die Gehörgänge, so dass es in mir nur Staunen hervorruft. Unfassbar! Ich habe Gänsehaut bekommen, vor allem die Töne bei 2.55 min sind mir durch und durch gegangen.
Mit mehr progressivem Einschlag,
aber nicht mit weniger Power bringt „Dig“ alles mit, was DAY OF RECKONING zu bieten haben. Als Metalcorebrecher beginnend entwickelt sich der Song zu einem vertrackten, aber nicht zu kompliziert geratenen multipotenten Song mit vielerlei phantastischen Elementen. Der Gitarrist Rusty Cooley scheint jetzt richtig heiß geworden zu sein und befingert seine Saiten mit Akkorden, die einfach überirdisch sind. Das ist ein absoluter Ausnahmegitarrist, der die Spielart „Shredding“ vortrefflich beherrscht. Das muss man gehört haben!
Einen ungewöhnlichen Touch….
bietet der Song „Entertained By Pain“, der folkloristisch orientalisch eingeleitet wird. Das hat man wohl dem Gastmusiker Karl Sanders von der Death-Metal-Band NILE zu verdanken. Die sind der ägyptischen Mythologie und dem Orient sehr zugetan. Jedenfalls verschafft es dem Song einen ganz eigenen Charakter, der auch noch mal in dem Solopart aufgegriffen wird.
Fazit
DAY OF RECKONING haben hier nicht nur eine richtiges Brett abgeliefert, eher einen ausgewachsenen Mammutbaum. Der Sound ist wie ein Arschtritt mit Anlauf vom grünen „HULK“, der euch direkt zum Mond befördert. Es geht mit Vollgas nach oben in die Erdumlaufbahn. Die Gitarrenarbeit, (insbesondere Gitarrensoli) ist in ähnlichen Sphären anzusiedeln, hat dann aber weniger was vom ungestümen „HULK“, sondern eher was vom „IRON MAN“ als Zauberer in Sachen technische Künste. Es ist spannend und irre wie die Songs zwischen wütender Energie und tollen Melodien spielend hin- und herspringen. Der Sänger Brad Lambert hat es dahingehend aber auch wirklich drauf und kann die Songs hervorragend bedienen.
In eigener Sache…
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Bildquellen
- cover: Albumcover DAY OF RECKONING "Spread Your Disease"
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