Gewohnt kritisch – Punkrock mit Bad Religion (Age of Unreason, VÖ 03.05.2019)
BAD RELIGION sind für mich voll 80´er. Die Jungs aus Los Angeles, Kalifornien, waren meine absolute Lieblingsband im letzten Jahrtausend. Keine andere Punkrock-Combo konnte derart melodiös Gesellschaftskritik verpacken und Mißstände auf den Punkt bringen. BAD RELIGION tun und schaffen dies zum Glück auch im 39. Jahr ihrer Bandhistorie noch. Daher ist die lediglich optisch gealterte Kapelle um den singenden Doktor der Evolutionsbiologie und studierten Historiker, Greg Graffin, weiterhin mein DeLorean zurück in Richtung Punkrock-Musik. Damals in den 1980´ern waren die Jungs von BAD RELIGION für mich das, was heute das Computerprogramm „Phase-6“ für lernwillige Kids ist. Ein Vokalbetrainer für die englische Sprache. Songs wie „Suffer,“ „Anesthesia“ oder der Power-Hymne „21st Century Digital Boy“ feierte man nicht bloß ab. Man übersetzte sich die Worte mühsam und kapierte schnell, dass bei BAD RELIGION mehr dahintersteckt als bloße Hochgeschwindigkeits-Musik. Die Songtexte waren immer mindestens genauso relevant. Aber genug geschwärmt. Da wir metal-heads-Redakteure bekanntlich einen hohen journalistischen Maßstab bei uns selbst anlegen, folgt hier eine vollkommen wertneutrale CD-Review zum 17. Studio-Album „Age of Unreason.“
Was ´ne geile Scheibe
Sachlich nüchtern betrachtet wie die Überschrift schon sagt, schwelge ich spätestens bei den „Aaah´s“ und „Oooh´s“ im Backgroundgesang beim Song „My Sanity“ in Erinnerungen. So lasse ich mir gerade gedanklich nach einem mißglückten Pogo-Versuch im Oberhausener Zelt wieder von der Meute aufhelfen, die dankenswerterweise einen schützenden Kreis um mich liegendes Elend gebildet hatte. Nur, um mich sofort wieder in alle Richtungen hin- und herzuwerfen – kaum, dass ich festen Boden unter den Füßen verspürte. Was ein Spaß bereits im zarten Alter von 16 Jahren. Äh, wo war ich gleich? Ach ja. Das neue BAD RELIGION-Album. Am 3. Mai erscheint der Longplayer mit 14 nagelneuen Songs der US-amerikanischen Punkrocker. Gewohnt kritisch servieren uns die beiden Songwriter der Band, Greg Graffin und Brett Gurewitz, Texte über alles, was in den Vereinigten Staaten von Amerika und in der restlichen Welt gerade nicht so glatt läuft. Gitarrist Brett Gurewitz klärt auf:
“The band has always stood for enlightenment values. Today, these values of truth, freedom, equality, tolerance, and science are in real danger. This record is our response.”
„My Sanity“ von BAD RELIGION
Hieß einer der Songs auf dem 1989´er Album „Control“ noch „Sanity,“ erklingt nun mit „My Sanity“ erneut ein mega-starkes Brett von BAD RELIGION. Für mich das absolute Highlight der neuen CD. Mit satten 2 Minuten und 52 Sekunden gehen BAD RELIGION hier musikalisch, stimmlich und inhaltlich richtig in die Vollen. Für ihre Verhältnisse ist das Lied „My Sanity“ extrem lang. Kein Wunder: die Band hat viel zu kritisieren. Denn vieles läuft ziemlich schief im politischen Amerika. Aber das kennt ihr ja bereits vom Opener „Chaos From Within,“ der 1. Single-Auskopplung, in der die Mauerbaupläne nach Mexiko angeprangert werden. Den Song könnt ihr euch übrigens hier bei uns anhören. Aber auch jeder der weiteren 12 Tracks hat klare Botschaften. BAD RELIGION fordern (wie im Song „End Of History“ das Credo heißt: „We want an open society“ ) und zeigen ihren Zorn auch in der Länge ihrer Songs. „Faces Of Grief“ ist gerade mal wütende 60 Sekunden kurz. Herrlich.
Fazit
Obwohl BAD RELIGION inhaltlich den Finger tief in die Wunde ihres Heimatlandes legen und mahnend den Zeigefinger heben, dass sich die Geschichte (der französischen Revolution und des amerikanischen Bürgerkrieges) bitte nicht wiederholen darf, kommt der Spaß mit diesem Album nicht zu kurz. Kurzum: nach langer Zeit ein wahres Schmankerl an CD, was uns BAD RELIGION da mit ihrem neuesten Silberling „Age of Unreason“ präsentieren. Hier gibt es nur eine klare Kaufempfehlung von uns!
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Bildquellen
- BadReligion: STARKULT/Photo by Alice Baxley
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