Human Abyss – Anatomy of Anxiety (v.ö. 29.07.2022)

Human Abyss
Heute steht Death Metal aus Berlin auf dem Programm. Human Abyss nennt sich die Ende 2018 gegründete Band. Irgendwie findet man auf die Schnelle nicht so richtig viel über die Kapelle, also dann doch mal die Pressemappe runtergeladen. Was ich da so gelesen habe, da musste ich erst mal schlucken. Ich kopiere mal den entsprechenden Abschnitt…
Als treibende Inspiration dienen, neben zwischenmenschlichen Abgründen auch die Tatsache, dass der Sänger Lynn bei Geburt als intergeschlechtlich identifiziert wurde und seither mit den Konsequenzen schwerer medizinisch ungerechtfertigter Operationen und langjährigen Fehlbehandlungen einen Umgang sucht. Die Verletzung der Persönlichkeitsrechte als auch der körperlichen Integrität eines gesunden Menschen aufgrund ignorierter physischer Realitäten ist auch noch heute trauriger Alltag in Deutschland und offenbart einen, nicht nur für die Betroffenen, grausamen blinden Fleck unserer Gesellschaft. Jeder Mensch hat das Recht auf körperliche Unversehrtheit und Identität. Langjährig als Aktivist tätig in Print, Funk und Fernsehen (u.a. ARD Tagesschau, WDR Quarks, SWR Nachtcafé, Die Zeit, Netflix) fokussiert sich Lynn heute ausschließlich auf die musikalische Verarbeitung dieses fleischgewordenen Albtraums.
Weiß ja nicht, ob ich zu empfindlich bin, aber das klingt in meinen Ohren schon sehr krass. Dinge, über die man normalerweise nicht nachdenkt, weil es einen einfach nicht betrifft…
Anatomy of Anxiety
Und die Musik von Human Abyss ist dann auch ähnlich schwere Kost, wie der von mir zitierte Absatz. Allerdings nicht im negativen Sinne, aber dazu kommen wir gleich.
Vorab erst mal das Wesentliche. Die CD liegt in einem schönen Digipack und das Artwork gefällt mir richtig gut. Einfach in schwarz / weiß gehalten und trotzdem zieht es die Blicke auf sich. Klassisch nen Skelett vorne drauf gepappt, könnte man jetzt meinen, das ist irgendwie langweilig. Isses aber nicht, sieht einfach geil aus, genau so wie das Logo. 8 Songs verteilen sich auf knapp 38 Minuten Spielzeit. Seltsamerweise stehen hinten auf der Hülle nur 7 Lieder, im Inlay dann aber wieder 8. Ob das ein Fehler war oder an Platzgründen gescheitert ist…man weiß es nicht, ist am Ende auch nicht wichtig, fiel mir nur irgendwie auf.
Das Album
In Summe haben wir hier ein recht düstertes und leicht schwermütiges Death Metal Album vorliegen. Die Growls und Screams von Sänger Lynn sind abwechslungsreich und gefallen mir persönlich gut. Auffallend sind die melodischen Riffs, die sehr zur dunklen Grundstimmung passen bzw. diese abrunden. So haben wir hier insgesamt vielleicht einen Black / Death / Melo Death Mix.
Shallow Water
Wenn ich den einen Song nennen müsste, den man sich anhören sollte, dann ist das tatsächlich die ausgekoppelte Single „Shallow Water“. Das Video ist schon klasse gemacht. Bei der ersten Durchsicht habe ich mich irgendwie beinahe unwohl gefühlt, die Bewegungen der Tänzerin waren absolut passend zum Sound, wirkten aber sehr unnatürlich. Aber nach dem dritten oder vierten Durchlauf hatte sich das völlig gegeben und ich hab nicht nur am Video, sondern vor allem an dem Lied an sich großen Gefallen gefunden. Melodische Riffs, ein geiler Refrain und vor allem die keifenden heisernen Growls von Sänger Lynn machen richtig Spaß.
Fazit
Human Abyss haben mit „Anatomy of Anxiety“ ein achtvolles Debütalbum kreiert. Man merkt an allen Ecken den künstlerischen Anspruch, aber auch die Wut und Verzweiflung, die förmlich rausgeschrien wird. Wer etwas mit Death Metal anfangen kann, der sollte sich dieses Album auf jeden Fall mal anhören. Und eine Umdrehung reicht da nicht, meine Freunde. Die Scheibe sollte ein paar mal rotieren.
Die Band auf Facebook KLICK.
Bildquellen
- Human Abyss – The Anatomy of Anxiety: Human Abyss
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