IGNEA-„Dreams Of Lands Unseen“ Review

(English review below)

Die ukrainische Band IGNEA (Facebook) wird am nächsten Freitag (28.04.’23) „Dreams Of Lands Unseen“ veröffentlichen. IGNEA sind eine progressive Metalband, die verschiedene Elemente in sich vereint. Über sehr harte Passagen bis hin zu epischen Melodielandschaften nehmen sie ihre Hörer mit auf die Reise.

Die faszinierende Geschichte

der ukrainischen Schriftstellerin und Dokumentarfilmerin Sofia Yablonska wurde auf diesem Album vertont. Vor 100 Jahren hat sie die abgelegensten Orte der Welt bereist, wobei ihre erste Reise nach Marokko ging. Mitunter waren ihre Reisen auch nicht ganz ungefährlich, die sie im Laufe der Zeit über den ganzen Globus führten. Dies spielte sich alles zu Beginn des 19. Jahrhunderts ab. Damals war es eigentlich ganz und gar nicht üblich, dass Frauen so rastlos waren und sich auf weltliche Erkundungstour begaben.

Sofia nahm Kontakt zu vielen indigenen Stämmen auf. Ihre spektakulären Erfahrungen auf ihren Reisen hielt sie auf Kamera und in ihrem Tagebuch fest. Sie verstand sich aber ebenfalls als Botschafterin ihres Landes und erzählte den Leuten auf der ganzen Welt von ihrem Land und ihrer Kultur.

Später gründete sie eine Familie und lebte unter anderem auch 15 Jahre in China. Jedenfalls war es diese ungewöhnliche und sehr mutige Frau, die IGNEA zu diesem Album inspiriert hat.

Es geht in ferne Länder

Demensprechende leitet das Intro „Téoura“ mit seinen abendländischen Klängen passend das Album ein. Der Titel ist übrigens ein Name, den ein indigener Stamm Sofia gegeben haben und bedeutet so viel wie ‚roter Vogel‘.

Mit „Dunes“ startet der erste Song und symbolisiert die Reise durch die riesige Wüste Sahara ist Thema des Songs. So eine Reise durch die Wüste mag teilweise wunderschön sein, ist aber auch mit erheblichen Gefahren verbunden. Diese Gegensätzlichkeit wird im Song gut umgesetzt, indem es düstere harte Passagen mit infernalischen Growls gibt, aber auch feine melodische Erfahrungen. Helle Bohdanova als Sängerin beherrscht beide Gesangswelten vortrefflich.

Sofia bereiste die Wüste mit einem Auto. Ein Fahrer begleitet sie. Dabei war nicht nur die Hitze ein Problem, sondern auch bewaffnete Gruppen, vor denen sie sich in Acht nehmen mussten. „Dunes“ ist komplex aufgebaut und kann immer wieder mit kontrastierenden Stimmungen punkten. Auch der folkische Anteil ist angenehm präsent.

Ein Foto raubt die Seele

„Camera Obscura“ widmet sich anderen Gefahren, die Sofia z.B. in China überstehen musste. Sofia dokumentierte alles mit ihrer Fotokamera. Allerdings war dies den überaus religiösen Einwohnern unheimlich, denn sie waren der Meinung, dass man ihnen die Seele rauben würde, wenn man ein Foto von ihnen macht. Der Song beginnt sehr düster und spielt im weiteren Verlauf mit den gewohnten Kontrasten. Jedoch fällt dieser Song ein wenig ggü. dem ersten Song ab. Er lässt sich gut hören, aber bietet keine Überraschungen oder markante Höhepunkte.

Der nächste Track „Далекі Обрії“ (Ferne Horizonte) gefälllt mir besser. Mit mystischen Synthies untermalt beginnt der Song hart und düster. Das schindet mächtig Eindruck. Die massiven Growls verstärken diesen Effekt um ein vielfaches. Interessant ist auch, dass dieser Song in der ukrainischen Landessprache gesungen wird. Auch das anregende Keybordsolo verfehlt seine Wirkung nicht. So eines findet man auch im Song „Incurable Disease“, der die Liebe der Protagonistin für die Seefahrt verkörpert. Für dieses Thema hätte ich mir allerdings einige Elemente gewünscht, die den Song stärker mit der maritimen Welt verbunden hätten.

Glück muss man haben

Die gefährlichen Situationen auf den Reisen wurden schon erwähnt. Und diese lebendbedrohlichen Situationen waren zahlreich und wenn man sich die Aufzeichnungen von Sofia so durchliest, dann schien das Glück auf ihrer Seite zu sein. Glücklich ist zum Beispiel, wenn man von einer giftige Schlange gebissen wird und ein Eingeborener anwesend ist, der einem mit seinem Wissen das Leben rettet. Diesen vielfältigen Momenten ist der Song „Nomad’s Luck“ gewidmet, der mit exotischen Percussions und fernöstlichen Klängen gespickt ist. Das martialische Ende gefällt mir sehr gut.

„The Golden Shell“ trägt eindeutig einen chinesischen Kimono, was man umgehend an der Gesangsart und den traditionellen chinesischen Klängen entnehmen kann. Ist ganz nett, aber ist mir irgendwie zu kitschig geworden.

„Opiumist“ als längster Track ist in Zusammenarbeit mit Tuomas Saukkonen entstanden und setzt das Thema China weiter fort. Allerdings wird das Ganze interessanter in Szene gesetzt nach dem sanft plätschernden ersten Teil des Songs mutiert der Song zu einer schweren wuchtigen Soundwalze, in der Tuomas seine Rolle eindrucksvoll einnimmt. Das Duett mit Sängerin Helle Bohdanova klingt echt gut und bringt zusätzliche Abwechslung ins Spiel.

Der letzte Song „Zenith“ lässt das Album sanft ausklingen. Der Gesang von Helle Bohdanova ist zwar immer schön anzuhören, aber sonst passiert im Song nicht allzuviel.

Fazit

Das Thema des Albums ist sensationell. Ich bin wirklich sehr beeindruckt von dieser bemerkenswert starken Frau Sofia Yablonska. Eventuell war sie auch etwas naiv in die entlegensten ORt Welt gestartet und hat Gefahren unterschätzt. Und doch hat sie ihren Traum verwirklicht! Sie hat die Ketten der damals noch sehr traditionell geprägten Frauenrolle gesprengt. Dabei spielten viel Beharrlichkeit und auch viel Glück irgendwie eine Rolle. Doch sie hat alles gemeistert. Das Album ist eine tolle Würdigung ihrer Taten. Daher sind auch die Texte im Gesamtkonzept des Albums sehr wichtig.

Musikalisch haben IGNEA mit „Dreams Of Lands Unseen“ ein rundum gelungenes Werk erschaffen, dass insgesamt harmonisch gestaltet ist und mit einer ansprechenden schönen Atmosphäre aufwarten kann. Manche Gesangslinien sind so wunderbar, dass sie einem gar nicht mehr aus dem Kopf gehen. Die massiven Momente werden einwandfrei brutal geschmettert.

Eine kleine persönliche Kritik meinerseits wäre, dass die folkischen Elemente bei einem so reichhaltigen und komplexen Thema in manchen Songs mehr herausgearbeitet worden wären. Dabei hätte ich mir ein noch höheres Maß an progressiver Vielfältigkeit und Experimentierfreudigkeit gewünscht. In manchen Songs ist dies schon sehr gut gelungen. Deshalb hebt sich im Ergebnis das Konzeptalbum mit einem höchst interessanten Thema wohltuend von der Masse ab.

English review

Ukrainian band IGNEA (Facebook) will release „Dreams Of Lands Unseen“ next Friday (28.04.’23). IGNEA are a progressive metal band that combines various elements. Over very hard passages to epic melodic landscapes they take their listeners on a journey.

The fascinating story

of Ukrainian writer and documentary filmmaker Sofia Yablonska was set to music on this album. 100 years ago, she traveled to the most remote places in the world, with her first trip being to Morocco. Sometimes her journeys were dangerous. In doing so, she broke the chains of traditional gender roles.

Sofia made contact with many indigenous tribes. She recorded her spectacular experiences on camera and in her diary. But she also saw herself as an ambassador for her country Ukraine and told people all over the world about her origin and her culture.

Later she founded a family and lived among other things also 15 years in China. Anyway, it was this unusual and very brave woman who inspired IGNEA to make this album.

It goes to faraway lands

Accordingly, the intro „Téoura“ with its occidental sounds appropriately introduces the album. The title, by the way, is a name given to Sofia by an indigenous tribe and means something like ‚red bird‘.

With „Dunes“ starts the first song and symbolizes the journey through the vast desert Sahara is the theme of the song. Such a journey through the desert may be partly beautiful, but is also associated with considerable dangers. This dichotomy is well implemented in the song, in that there are dark hard passages with infernal growls, but also fine melodic experiences. Helle Bohdanova as a singer masters both vocal worlds excellently.

She traveled the desert in a car accompanied by a driver. Not only the heat was a problem, but also armed groups that were on the road there and pursued her with no good intentions. „Dunes“ has a complex structure and can score with different elements that create various moods. The folk sounds are also pleasantly present.

A photo robs the soul

„Camera Obscura“ is dedicated to other dangers Sofia had to survive, for example, in China. She documented everything with her photo camera. However, this was scary to the overly religious inhabitants, who believed that taking a picture of them would rob them of their soul. The song starts very dark and plays in the further course with the usual contrasts. This song drops a bit compared to the previous one. It can be heard well, but offers no surprises or striking highlights.

The next track „Далекі Обрії“ (Far horizons) pleases me better. Accompanied by mystical synths, the song starts hard and gloomy. This creates a powerful impression. It is also interesting that this song is sung in Ukrainian. Also, the stimulating keyboard solo does not miss its effect. One can also find one of these in the song „Incurable Disease“, which embodies the protagonist’s love for seafaring. For this theme, however, I would have liked some elements that would have connected the song more strongly with the maritime world.

Good luck

The dangerous situations on the journeys have already been mentioned. And these life-threatening situations were numerous, and if you read through Sofia’s notes, luck seemed to be on her side. Lucky, for example, is when you are bitten by a poisonous snake and a native is present to save your life with his knowledge. „Nomad’s Luck“ is dedicated to these diverse moments, peppered with exotic percussion and Far Eastern sounds. I like the martial ending very much.

„The Golden Shell“ clearly wears a Chinese kimono, which you can tell immediately from the vocal style and the traditional Chinese sounds. It’s quite nice, but it sounds altogether too cheesy for me.

„Opiumist“ as the longest track was created in collaboration with Tuomas Saukkonen and continues the theme of China. However, the whole thing is staged more interesting after the gently rippling first part of the song mutates into a heavy massive sound roller, in which Tuomas takes his role impressively. The duet with singer Helle Bohdanova sounds really good and brings additional variety into the game.

„Zenith“ as the last track lets the album end gently. The vocals of Helle Bohdanova are always nice to listen to, but otherwise not too much happens in this song.

Conclusion

The theme of the album is sensational. I am really very impressed by this remarkably strong woman Sofia Yablonska. Possibly she was also a little naively started to the most remote places world and underestimated dangers everywhere. And yet she made her dream come true! She broke the chains of the then still very traditional role of women. A lot of perseverance and also a lot of luck somehow played a role. But she has mastered everything. The album is a great tribute to her deeds. Therefore, the lyrics are also very important in the overall concept of the album.

Musically, IGNEA have created an all-around successful work with „Dreams Of Lands Unseen“ that is overall harmoniously designed and can come up with an appealing beautiful atmosphere. Some vocal lines are so wonderful that you can’t get them out of your head. The massive moments are flawlessly brutally belted.

A small personal criticism on my part would be that the folk elements would have been more elaborated in some songs with such a rich and complex theme. I would have liked to see an even higher degree of progressive diversity and experimentation. In some songs this has already succeeded very well. As a result, the concept album „Dreams Of Lands Unseen“ with a highly interesting theme pleasantly stands out from the crowd.

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Bildquellen

  • IGNEA — Sergii Chernov 2-skaliert: Napalm Records
  • IGNEA Dreams OF Lands Unseen Cover+Infos: Cover+Infos->Napalm Records//Background->Pixabay
  • IGNEA Titelbild: Napalm Records

Metalhead

Seit meiner Kindheit höre ich gerne Rockmusik. Es hat mit Gary Moore, Scorpions, Billy Idol, Bon Jovi, Dire Straits, AC/DC usw. angefangen, also quasi mit den Großen der 80'er und 90'er Jahre. Mit zunehmendem Alter ging der Musikgeschmack immer mehr auch in die härtere Richtung. So finden sich mittlerweile auch viele Core-Platten, so wie Black-und Death-Metal Kracher in meiner Sammlung. Daher bin ich in fast allen Bereichen des Rock und Metal unterwegs. Eine besondere Vorliebe habe ich für den Underground entwickelt, wo es richtig brennt und es viele hochklassige Bands gibt, die den Großen der Branche in nichts nachstehen, ganz im Gegenteil. In diesen Sinne: Stay tough, stay heavy!

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