IHSAHN: Telemark (VÖ: 14.02.2020)

IHSAHN – ein unberechenbarer Avantgardist
IHSAHN ist zunächst als Frontmann der Black – Metal – Band EMPEROR bekannt und seit 2006 auch solo aktiv. Sänger, Keyboarder, Gitarrist, Bassist in einem, hat er seitdem sieben Alben herausgebracht. Sieben Alben, deren roter Faden das Experiment mit Klängen und Instrumenten ist. Ob er nun eine achtsaitige Gitarre verwendet oder das Saxofon zum Einsatz bringt, Black Metal Strukturen und fast Big Band – würdige Passagen integriert: die Musik ist immer episch und außergewöhnlich.
Mit seinen Soloalben ist er aus dem Black Metal herausgewachsen. Dabei hat er Maßstäbe im Songwriting gesetzt, die in ihrer Progressivität sogar Beachtung in diversen Feuilletons fanden. Zur Recht wie ich meine. Und wie er mit der EP „Telemark“, die am 14. Februar 2020 via Candlelight/Spinefarm herauskommt, wieder einmal bewiesen hat. Diese EP ist nur der erste Teil. Eine weitere EP wird folgen.
Der Titel verweist auf die norwegische Provinz Telemark, in der Vegard Sverre Tveitan – wie IHSAHN mit vollständigem Namen heißt – geboren wurde.
Experiment und Individualismus

„Telemark“ enthält lediglich fünf Songs. Aber fünf Songs, die es in sich haben. Während das 2018er Album „Ámr“, das neben elektronischen Anteilen sogar Pop-Elemente verarbeitete, kommt der Opener „Stridig“ kraftvoll, energisch, aggressiv und gradlinig daher. Die Verbindung von Gitarre und Saxofon gibt dem Song bei aller Härte einen warmen und weiten Klang. Unterstrichen wird der raue Klang dadurch, dass IHSAHN die Lyrics auf Norwegisch vorträgt. Das langsamere und ruhigere Mittelstück mit dem Gitarrensolo geht, von den Drums herausgefordert, wieder in treibende Passagen über.
„Nord“ ist geprägt von einem ganz gradlinigen Rhythmus, der über den ganzen Song bestehen bleibt. Auch hier die knorrigen Vocals, mit denen die Lyrics teilweise gesprochen, dann wieder gegrowlt werden. Dieser Song entwickelt trotz des Tempos und der eigentlich ganz frischen Melodie der Gitarre eine wehmütige Atmosphäre.
„Telemark“ ist einfach ein toller Song. Mit einer wunderbar eingängigen Melodie beginnend baut IHSAHN zunehmend komplexere Strukturen auf. Der Song wird im Klang immer erdiger, düsterer und wuchtiger ohne zu erdrücken.
Das Unberechenbare als Konstante
Weiter geht es mit zwei Cover – Songs. Wenn sich ein Musiker mit Black Metal Wurzeln und progressiven Visionen an einen Lenny Krevitz Song macht, ist nicht vorhersehbar, wie dieser dann klingen wird. Was IHSAHN aus „Rock and Roll is Dead“ gemacht hat, ist ein weiterer Beweis für seine Songwritingkompetenzen. So hat er den Groove des Songs ebenso erhalten, wie die Dynamik des Gitarren-Solos. Er ist dicht am Original geblieben und hat dem Song durch den rauen und heiseren Gesang einen neuen Anstrich verpasst.
Im Grund trifft das auch auf den IRON MAIDEN – Song „Wrathchild“. Wobei mir hier besonders gut gefällt, wie das Saxofon – gespielt von SHININGs Frontmann Jørgen Munkeby– die Riffs unterstützt, indem es sie quasi spiegelt.
Auch wenn diese fünf „Telemark“ Songs zunächst wie ein Appetithappen wirken – sie sind so deftig und raffiniert zugleich, dass ich den nächsten Gang in Form einer weiteren EP kaum erwarten kann.
So, dann hört doch mal rein: IHSAHN „Stridig“
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Bildquellen
- ihsahn telemark cover: head of pr
- ihsahn (photo:ihsahn): head of pr
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