MANTICORA – To Live To Kill To Live
VÖ: 28.08.2020
Ein dunkelprogressives Power-Metal Epos!
Lars F. Larsen, Sänger von MANTICORA, hatte vor einigen Jahren das Bedürfnis ein Buch zu schreiben. Hintergrund und Aufhänger war ein tragisches persönliches Erlebnis. Lars wurde in der Vergangenheit von drei unbekannten Männern überfallen und zusammengeschlagen. Er trug schwere Verletzungen davon. Aber diese Erfahrung hat auch tiefe seelische Wunden hinterlassen und in ihm sehr viele negative Emotionen hervorgerufen, die die dunkle Seite seiner Seele gefüttert haben. All die angestaute Frustration führte zu immenser Wut und Hass. Daher hat sich Lars tief in seine dunkle Seele vergraben und sich mit dem Schreiben des Horror-Roman „To Kill To Live To Kill“ befreit und sozusagen den Frust und den Hass von der Seele geschrieben und in diese Geschichte verbannt. ( Gibt´s hier auf der Homepage in Englisch und Dänisch). Darauf basierend erschien im August 2018 zunächst der erste gleichnamige Teil des zweiteilig geplanten Epos. Zwei Jahre später nun der zweite Teil „To Live To Kill To Live“ (Also bitte nicht durcheinanderkommen!). Eigentlich sollte der zweite Teil schon ein Jahr später folgen, doch man hat sich mehr Zeit gelassen. Ich denke, man wollte alles richtig machen, um dem schon sehr imposanten ersten Teil einen würdigen Nachfolger zu verpassen.
Coole Gastmusiker
wurden eingeladen, um ihre Spuren auf dem Album zu hinterlassen. Da wäre z.B Michael Andersen, Leadsänger der dänischen Gruppe WITHERING SURFACE (neues geiles Album „Meet Your Maker“, VÖ 19.06.2020). Dieser hat laut Aussage der Band auf bestialische Art und Weise dem Album eine ganz neue Dimension verpasst. Ein weiterer Gastmusiker reiste von ganz weit weg an. Mal Takeyoshi ist Gitarrist der japanischen Band ALLEGIANCE REIGN und sollte dem Album hinsichtlich der Romanvorlage noch mehr Authentizität verleihen.
Diese irre Geschichte
als Grundlage für eine Musikepos ist nichts für zwischendurch, sondern bedarf der vollen Aufmerksamkeit. Worum geht es eigentlich in der Geschichte? De facto soll es sich um einen ultrabrutalen Horror-Roman handeln, in dem drei Handlungsstränge zu einer Geschichte verwoben werden. Dabei spielen ein Auftragskiller, ein Psychopath und ein japanisches Schwert (Katana) eine Rolle. Hört sich irre an und dies spiegelt die Musik auch wieder. Wir reden hier über Power Metal in einer Art und Weise, die abseits der Oberflächlichkeit eine Welt eröffnet, in die man vortrefflich eintauchen kann. Aber das erfordert dem Hörer schon einiges ab. Die Songstrukturen sind teils sehr kompliziert und bedienen sich in allerlei Welten, bilden dabei aber doch ein stimmiges Gesamtkonzept. Einfach gestrickte Mitgröhlrefrains werdet ihr keine finden. Aber wer auf kraftvolle progressive Kompositionen mit allerlei Facetten abfährt, dem wird hier vor Begeisterung die Kinnlade runterklappen.
Ein grandioses Opening
erfährt das Album mit dem epischen Überknaller „Katana-The Moths And The Dragonflies/Katana-Mud“. MANTICORA schlagen mit diesem fast 15-minütigen Track einen sehr ungewöhnlichen Weg für den Einstieg ein. Und damit machen sie alles richtig. Man wird direkt eindrucksvoll in die Geschichte hineingezogen und hört sich staunend dieses Werk an. Alternativ könnte man beim Headbangen auch schön das Hirn im Schädel tanzen lassen, denn es geht heftig zur Sache. Hier gibt es thrashigen Power-Metal mit epischen Ausmaßen auf die Ohren. Von den geilen Gitarrensoli will ich erst gar nicht reden. Der Sound schneidet so scharf wie das Katana aus dem Roman und schlachtet alles nieder. Die Band liefert mit ihren „Waffen“ eine Wahnsinnsshow ab.
Japanisches Feeling
liefert der instrumentale Einspieler „To Nanjing“ . Den Hörer erwartet ein fernöstliches Intermezzo, wobei ein japanisches Koto (Zupfinstrument) und der Metalsound eine irrwitzige Symbiose eingehen, bis einen die brutale Geschichte in Form von „Eaten By The Beasts“ wieder einholt. Episch imposant und recht vertrackt geht es hier zu Sache. Eine schwer zu schluckender Brocken mit wechselhaften Erscheinungen. Drückende dunkle trommelgetriebene Parts mit schweren Riffs existieren neben leicheren melodischen Passagen. Ausflüge in epische Welten mit eindrucksvollem Chorgesang fehlen ebenso wenig wie ein klassisches wunderbares Gitarrensolo. Es ist ein schwer zu beschreibender Song. Am besten hört ihr es euch einfach hier an:
Das Konzept von Manticora
funktioniert auf dem ganzen Album und es verbergen sich verdammt viel Details und Geschichten, die entdeckt werden wollen. Hervorheben möchte noch den Song „Through The Eyes Of The Killer“, der mir richtig gut gefällt. Der Beginn besticht mit einem kleinen aber genialen Drumsolo allererster Klasse. Danach sprechen zunächst lässige melodische Gitarrenakkorde für sich. Der Song baut sich langsam auf, hält sich aber in Sachen Geschwindigkeit sehr zurück. Hier liegen die Stärken des Songs nicht in der gnadenlosen Brutalität, sondern vielmehr im Ausdruck von Verstörtheit und Irrsinn.
Der speedige Song „Tasered /Removal“ besitzt für mich einen der geilsten Gesangsbögen auf dem ganzen Album. Der Refrain hat es mir einfach angetan und ist für mich eine Offenbarung. Leider gibt es ihn nur zweimal zu hören, denn der Song ist mit 03:15 min (komischerweise) sehr kurz geraten.
Das Ende
wird mit dem überwältigenden Song „Katana-Beheaded“ genauso spektakulär eingeleitet wie es begonnen hat. Eine gigantischer Song mit vielen thrashigen Anteilen und einem fantastischen instrumentalen Zwischenpart.
Jedenfalls spreche ich ganz klar die Empfehlung aus das Album „To Live To Kill To Live“ in seine Sammlung aufzunehmen. Das musikalische Konzept bewegt sich auf sehr hohem Niveau und vermag den Hörer zu fesseln.
Die englische Version der Review der Manticora Scheibe findet ihr HIER!
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Bildquellen
- manticora_bandphoto_farmhouse_2020-2: MATNICORA Pressefoto über `gordeonmusic´
- MH-Bewertung 9 v. 10: Feuer-Ronald Plett /Daumen hoch-Clker-Free-Vector-Images--Both at pixabay
- MANTICORA Cover+Tracklist: MANTICORA COVER+Tracklist über `gordeonmusic´-Background "Ninja"- Michael Wuensch at pixabay
- Manticora To Live To Kill To Live: Cover "To Live To Kill To Live" MANTICORA über `gordeonmusic´
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