SEVENDUST – Blood & Stone
Schicksalsmelodien
SEVENDUST (Facebook) brauche ich wohl niemandem mehr vorzustellen. Die Männer sind seit ihrer Gründung 1994 (anfangs unter anderem Namen) mittlerweile fast 30 Jahre im Geschäft und haben uns bisher mit satten 12 Alben versorgt, von denen einige sogar Goldstatus erreicht haben. Die Band kann wirklich auf eine sehr bewegte Historie zurückblicken, egal ob es einzelne persönliche Schicksale betrifft oder die Band insgesamt. Da lohnt es sich mal zu recherchieren. Die Männer haben sich durch alle Widrigkeiten gemeinsam mit unbeugsamen Willen und unbändiger Beharrlichkeit gekämpft. Hierzu eine Einlassung vom Schlagzeuger Morgan Rose:
„Zu diesem Punkt ist festzuhalten, dass wir alle Scheiße durchgemacht haben, die man sich vorstellen kann. Wir wurden niedergemacht, am Rande des Bankrotts zurückgelassen und von Leuten in hinterrücks ausgenommen, die sich eigentlich um uns kümmern sollten. Wir haben es mit Scheidungen und Sucht zu tun gehabt. Aber die Musik war unsere Art, uns durch all das hindurch aneinander anzulehnen. Wir finden einen Weg, uns durch alles durchzustehen. Diese Band bedeutet mir jetzt mehr als je zuvor, denn wir haben etwas ganz Besonderes aufgebaut und trotzdem eine Show hingelegt, die es wert ist, mitzuspielen“.
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SEVENDUST Sänger Lajon Witherspoon:
„Das ist ein Haufen von Jungs, die gegenseitigen Respekt und Liebe teilen. Wir sind zusammen aufgewachsen. Wenn wir losgehen und schreiben, ist das eine coole und magische Erfahrung. Damals war es wichtig, heute ist es wichtig. Wir betrachten unsere Fans immer als Familie. Hoffentlich hilft ihnen Blood & Stone“
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Entwicklungen
Musikalisch entwickelt man sich natürlich in so einer langen Zeit oder probiert sich mal aus. Handwerklich braucht man der Combo selbstverständlich nichts vormachen. Schlechte Songs können die wohl gar nicht schreiben. Das hat alles Hand und Fuß. Wo wir gerade beim Thema Entwicklungen sind… Wenn ich an SEVENDUST denke, kommt mir direkt der Gedanke an einen bestimmten Song. Es handelt sich um „PRAISE“ vom Album Animosity aus dem Jahre 2001. Ein roher dynamischer Song mit richtig Pfeffer im Arsch. Hier noch mal das Video, das bisher schlappe 7,6 Millionen Aufrufe verzeichnen darf.
Ruppig, kraftvoll und mitreißend… dazu ein Händchen für schöne Melodien. Das war SEVENDUST in den Anfangszeiten. Dafür habe ich sie geschätzt. Mit den Jahren verlor man diese Rohheit und Energie und setzte immer mehr auf die melodische Art ohne Ecken und Kanten. Mir fehlte irgendwie das Salz in der Suppe und mir wurde der Sound einfach zu fad und zu soft.
Wo steht SEVENDUST im Jahr 2020?
Um das zu beantworten, sehen wir uns mal im direkten Vergleich den Song „Blood From A Stone“ an:
Hier geht es instrumental richtig zur Sache. Es beginnt mit einer aus allen Rohren feuernden Schießbude, fetten Gitarrenriffs und geiler Leadgitarre. Der Song hat es echt drauf. Dynamisch, abwechslungsreich und mit viel Energie. Das gefällt mir, auch wenn gesangstechnisch auf harte Ausbrüche verzichtet wird, aber wenigstens haut Lajon Witherspoon mit seiner rockigen Stimme in den Song rein.
Von der Sorte Songs gibt es einige auf der Platte. Der Opener „Dying To Live“ haut ebenfalls mächtig auf die Kacke. „Against The World“ mit seinen endgeilen Hooks hat mich begeistert, auch weil der Song zwischendurch mal ab der dritten Minute aus dem melodiösen Fahrwasser ausbricht.
Mit einem guten Gespür für Melodien
konnten SEVENDUST schon immer glänzen. Die charismatische Stimme von Lajon Witherspoon trägt ihren großen Teil dazu bei, dass auch gerade diese Parts wundervoll rüberkommen. Daher sind solche balladesken Songs wie „Feel Like Going On“ oder „Nothing Left To See Here Anymore“ einfach nur schön anzuhören. Das kann man nicht besser machen.
Hervorheben möchte ich noch den mehr als würdigen Abschlusstrack, mit dem SEVENDUST dem begnadeten und leider viel zu früh von uns gegangenen Musiker Chris Cornell ( u.a. SOUNDGARDEN) die Ehre erweist, indem man den Song „The Day I Tried To Live“ neu auflegt und interpretiert. Ein wirklich geile Coverversion des Tracks mit ordentlich Schmackes, wobei Sänger Lajon dem Ganzen die Krone aufsetzt.
Steak oder Salat?
Und nun komme ich aber zu meinem persönlichen Kritikpunkt. Insgesamt geht der Sound in die richtige Richtung, aber es klingt mir in letzter Konsequenz immer noch zu harmlos. Mir fehlen Ausbrüche, wo man sich mal wieder weiter aus der Komfortzone herausbewegt. Mal richtig in den Dreck springen, dass es nur so spritzt. „Sich richtig schmutzig machen“ wagen sich SEVENDUST nicht so recht. Hier könnte Lajon noch viel mehr aus sich herauskommen. Die Ansätze sind zwar vorhanden, aber man zieht es nicht bis zum Ende durch. Instrumental sieht das anders aus. Das geht es oft ordentlich zur Sache und ich habe häufiger das Gefühl, dass mich der Sound auf einen harten (stimmlichen) Ausbruch vorbereitet und dann setzt doch wieder die Harmoniewelle ein.
Überspitzt dargestellt: Der Geruch von einem geilen schmackhaft gegrillten Rumpsteak und knusprigen Bratkartoffeln liegt in der Luft. Es läuft mir das Wasser im Munde zusammen und plötzlich bekomme ich einen Putenbrustsalat vorgesetzt. Schmeckt zwar auch, aber das andere hat doch mehr Biss.
Fazit zu SEVENDUST „Blood & Stone“
SEVENDUST werden mit „Blood & Stone“ am 23.10.2020 ein sehr gutes Album herausbringen. Das kann man nicht anders sagen. Alles andere wäre eine unangemessene Herabwürdigung. Denn trotz meines persönlichen Kritikpunktes sind die Songs stark geworden, manche mehr als andere, aber insgesamt ist es ein abwechslungsreiches, kraftvolles Album geworden. Nach wie vor können die Männer mit göttlichen Hooklines aufwarten und glücklicherweise ist man nicht wieder zu sehr in die softe Schiene abgedriftet. Ich bin mir sicher, dass das Album sehr gut einschlagen wird. Trotzdem wünsche ich mir für die Zukunft wieder mal ein wenig mehr „back to the roots“. Die Kost dürfte ruhig hin und wieder noch eine Spur ruppiger und aggressiver ausfallen.
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- Bewertung Daumen Hoch 8-MH-2-: Feuerzeug-Comfreak / Daumen -Clker-Free-Vector-Images--Thanks to pixabay
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