STIFF LITTLE FINGERS – NO GOING BACK (Re-Release/VÖ 07.04.2017)

STIFF LITTLE FINGERS – NO GOING BACK (Re-Release/VÖ 07.04.2017)
STIFF LITTLE FINGERS aus Belfast. Da klingelt doch was. Im Punk war ich nie wirklich heimisch, aber das Eine oder Andere… hab ich vom Namen her schonmal gehört. So wandert der Bandname durch die entlegenen Zonen meines Hirns, trifft sich mit den Ramones, den Toydolls, Sex Pistols und so ´nem Kram, wenn ich das mal frech so schreiben darf…
Im der CD beiliegenden Schreiben wird schnell klar, dass man es hier mit einer Band zu tun hat, die seit 1977 aus Nordirland heraus zumindest in the UK „die Speerspitze der Punkbewegung“ mit Bands wie The Clash, Sex Pistols, den Buzzcocks, etc. bildete. Öfter kann man in dem Anschreiben und im Netz davon erfahren, dass zu den Zeiten ja der Nordirlandkonflikt auf dem Höhepunkt war. Puh…ich erinnere mich zwar nicht so genau an 1977, ich muss gerade in den Kindergarten gekommen sein, aber ehrlich gesagt spielen solche Informationen für mich auch keine Rolle.
Jimmy Carter wurde 77 Präsident, die europäische Kommission nimmt ihre Arbeit auf, Spanien hat die ersten freien Wahlen seit 41 Jahren, in Europa findet die letzte Hinrichtung statt, die Landshut wird entführt, krass ist die Selbstverbrennung Hartmut Gründlers als Protest gegen die Atompolitik und last but not least wurde meine Schwester geboren, der Anfang vom Ende der rechtsrheinischen Zivilisationen. Genau zu jener Zeit also begannen die STIFF LITTLE FINGERS Punkrock zu machen. Fix den englandstämmigen Punkrockexperten befragt: Helden der Jugendzeit und: Nein, STIFF LITTLE FINGERS hat im Englischen keine tiefere Bedeutung, ist aber ein Songtitel der Band „The Vibrators“.
STIFF LITTLE FINGERS – NO GOING BACK (Re-Release/VÖ 07.04.2017)
Schön am Re-Release der erst 2014 erschienenen No Going Back-CD ist, dass man sich direkt beim ersten Song „Liars Club“ in die siebziger Jahre zurückversetzt fühlt… wenn man denn von ihnen was mitbekommen hat. Dennoch kommt sofort dieses „Hey Ho, Let´s go! – Gefühl“ hoch, sehr angenehm. „Liars Club“ wurde zwar 2007, bereits unter Vorhersage eines neuen Albums, vorgestellt, beruht auf Gedanken zu Bush und Blair, ist für mich aber ein erster Hinweis auf eine sich durch den Longplayer ziehende, irgendwie schwache Produktion, die den Zeitgeist der Siebziger zwar klasse wiederspiegelt und sich an dem hält, was die Band schon immer gemacht hat, aber dem Album und der Band die Chance nimmt, sich fett und modern zu präsentieren und neben alten Klischees ein junges Publikum anzusprechen, dass z.B. Green Day und Billy Talent hört.
Denn eines gilt es schon mal festzustellen: Auch wenn es etwas altbacken rüberkommt, die LP trifft voll ins Herz der Old School Punks. Ich kann mir vorstellen, dass einige Songs davon live echte Killer sind und man Unmengen Spaß damit haben kann… so aus der 90er Jahre Stereo Anlage bleibt es aber irgendwie so… unspektakulär.
Zeitreise in die 70er
My dark Places setzt sich dann mit den Depressionen des Sängers auseinander. Ein Stimmungskiller. Sollte man zumindest meinen. Statt dessen geht der Song in einem guten Tempo durch und mit den eingängigen Melodylines hat man direkt Bock seine Freunde in den Arm zu nehmen und mit tausend anderen Fans „I´m not going back to my dark places“ in den bierseligen Äther zu singen. So laut und so froh, wie man kann. „Full Steam Backwards“ plätschert dann etwas an mir vorbei, „I just care about me“ gehört für mich aber in die Kategorie Top Ten, eine fettere Produktion und, ehrlich gesagt, eine kräftigere Stimme würden dem Song den nötigen Push dafür geben. Ich hoffe auf eine Coverversion!
„Don´t mind me“ plätschert mal wieder, „Guilty as sin“ dudelt mit schöner, irischer Flötenbegleitung ins Herz und sorry, erweckt in mir den Wunsch den Flötisten kennenzulernen und das Flötchen dann 15 Sekunden vor dem Song auf den Scheiterhaufen der „Oh mein Gott, geht mir das Gefiedel auf den Sack“-Instrumente zu werfen.
Vielleicht ein guter Moment um mitzuteilen, dass die Texte der Platte total geil sind. Intelligent, vielseitig, sozialkritisch. Es lohnt sich jeden Einzelnen davon zu lesen und sich die Zeilen einzuprägen. Das liest man in der Qualität wirklich selten und macht Spaß. Dabei möchte ich wirklich kein Lied hervorheben, „One man Island“ hat es da genauso drauf wie alle anderen.
Intelligente Texte und mehr
„Throwing it all away“ erinnert mich an einen meiner All Time Favourites, “Here I go again” von Whitesnake, nimmt mich mit auf eine Zeitreise durchs Leben und wäre für mich ein echter Live – Hit, wenn ich nicht die gerade gelaufene Tour verpasst hätte. „Good luck with that“ hätte mich dabei wahrscheinlich nur mit den Füßen mitwippen lassen, aber „Trail of Tears“ hat es echt wieder drauf. Vor allem der Inhalt des Liedes ist zeitlos. Vielleicht zu gefällig für den geneigten Punk, aber abwechslungsreich arrangiert, mit großartiger Gitarrenarbeit und Atmosphäre. Noch schnell am belanglosen „Since yesterday was here“ vorbei und dem Abschluss der ersten CD mit „When we were young“ entgegen. Ein letztes, gutes Lied, dass einen auf die eigenen Gedanken als junger Mann und die überkommenen Schwierigkeiten der Lebensanstrengungen erinnert.
Die Textzeile: „They say that it´s all over, I say: “Like hell it is” bringt vielleicht die Attitüde der STIFF LITTLE FINGERS nach 40 Bandjahren auf den Punkt und kann von mir nur unterschrieben werden.
Es gibt hernach noch eine zweite CD zu hören, die die Songs der ersten CD in einer Demoversion beinhaltet, welchen ich aber nicht mehr abgewinnen kann, als der fertigen Produktion der ersten CD, im Gegenteil. Zusätzlich sind hier noch „My dark places“ akustisch und „When we were young“ live enthalten. Das ist eine nette Idee, wohl aber eher was für Fans der Band.
Eigentlich wollte ich meinem Bekannten aus England im Nachgang die CD schenken. Leider muss ich aber sagen, dass sie mir dazu einfach zu gut gefällt. Ich werde sie behalten und muss ehrlich sagen, dass ich mit dem Gedanken spiele mich weiter mit SLF zu beschäftigen und mir noch die eine oder andere CD zuzulegen. Ich mag die Stimmung des frühen Punk, die hier konserviert ist und kann sowas auch im Hintergrund immer gut ertragen. Einige Songs sind für mich echte Hits, die ich gerne im Auto mitsingen werde, dazu gehört auf jeden Fall „My dark places“, „I just care about me“ und „Throwing it all away“.
Respekt vor dieser Band
Ich werde die STIFF LITTLE FINGERS wahrscheinlich nicht live sehen, ziehe aber meinen Hut vor den Songinhalten und 40 Jahren Bandgeschichte. Somit möchte ich die CD, oder auch deren Release von 2014, wenn er nicht abweicht, jedem ans Herz legen, der sich im Punk wiederfindet.
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Bildquellen
- STIFF LITTLE FINGERS CD-Cover No going back 2017: www.amazon.de
- STIFF LITTLE FINGERS CD-Cover No going back 2017: www.amazon.de
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