DESTRUCTION – zwei Weltpremieren beim Duisburger Rage Against Racism Festival
Wir, der metal-heads e.V. aus Duisburg, sind als offizieller Medienpartner des RAGE AGAINST RACISM Festivals 2019 mächtig stolz auf den Headliner des 1. Tages, der da DESTRUCTION heißen wird. Ihr habt richtig gelesen. Die Thrash-Urgesteine um Sänger und Bassist „Schmier“ sowie Gitarrist „Mike“ spielen umsonst und draußen am 21. Juni 2019 und werden gleich zwei Weltpremieren präsentieren. Welche? Das verrät uns der sympathische Mastermind „Schmier“ im großen Skype-Interview.
Schmier gibt dem Franzosen die Schuld
Doch bevor das Gespräch beginnen kann, hängt unser Chefredakteur erstmal in der Warteschleife. Schmier entschuldigt sich jedoch sofort brav für die Verzögerung.
„Ja, sorry, Ralf. Ein Haufen Interviews heute. Die verschieben sich immer etwas nach hinten und dann hast du ruckzuck eine halbe Stunde Verspätung. Der Franzose war eigentlich der Schuldige, der hatte zu viele Fragen. Die Serbin jetzt gerade war auch noch sehr euphorisch. Du hingst halt leider dahinter. Also nochmals sorry. Aber wir haben jetzt richtig Zeit. Ich guck´gerade mal. Ja, alles easy. Wir haben jetzt eine gute halbe Stunde.“
Und die nutzen wir von metal-heads.de natürlich sehr gerne. Bevor wir jedoch zum RAGE AGAINST RACISM-Festival 2019 kommen, wollen wir auch ein wenig über das neue Album und die anstehende Tour plaudern.
Unser Reporter offenbart Rechenschwächen
Aber der Beginn des Gesprächs geht direkt voll in die Hose. Auf die Frage hin, dass es DESTRUCTION jetzt bereits schon 27 Jahre geben würde und ob denn die Band im Jahr 2019 noch immer so zerstörerisch wie zu Beginn der Karriere im Jahre 1982 klingt, unterbricht Schmier höflich:
„Das sind wohl eher 37 Jahre. Wir haben 1982 angefangen, 1983 kam das erste Demo und es sind mittlerweile 36 Jahre plus minus. Das ist schon ´ne Weile.“
Von Amtsmüdigkeit keine Spur
Au backe, Schmier hat ja recht. Und irgendwie auch wieder nicht. Denn zwischen 1989 und 1999 war der Sänger und Bassist in Personalunion nicht Teil von DESTRUCTION. Aber darüber wollen wir heute nicht reden. Lieber über die Zukunft. Daher möchten wir natürlich wissen, ob es Schmier immer noch Spaß macht, auf Tour zu gehen oder ob er langsam „amtsmüde“ (woher der Redakteur diesen Ausdruck kennt, weiß keiner) wird. Schmier beruhigt sofort:
Die Stimmung im Team könnte nicht besser sein
„Nein, nein, nein. Jede Tour ist anders. Man hat immer andere Menschen dabei, ist immer in anderen Ländern unterwegs. Und jetzt ist es eh aufregend. Wir sind zu viert unterwegs. Eine zweite Gitarre ist dabei. Jetzt kracht´s nochmal anders. Es macht einfach Spaß, wieder zu viert zu sein. Wir haben jetzt ein geiles Team zusammen. Haben gerade eine neue Platte gemacht. Es läuft top. Könnte nicht besser sein. Ich weiß nicht, wann die Stimmung zuletzt so gut war wie jetzt.“
Ein Wort zur neuen Platte
Das freut uns. Kommen wir nun aber zum neuen Album. Dank Flori von Nuclear Blast konnten wir von metal-heads.de bereits in die 10 Songs von „Born to Perish“ (VÖ: 09.08.2019) reinhören. Und da gibt es mächtig auf die Fresse, soviel sei verraten. Ziemlich wütend, laut und schnell sind viele der Songs geworden. Zusammengefasst: echt geile Mucke, die DESTRUCTION da zusammen gebastelt haben. Und das sagen wir Schmier auch. Aber wie zufrieden ist Schmier selbst damit?
Hommage an das schönste Kind der Welt
„Erstmal Danke. Ja gut, jedes Album ist wie dein Baby. Du bist immer stolz drauf, wenn es rauskommt. Du sagst dann immer ´Geil, das schönste Kind der Welt´. Nach ein bis zwei Jahren sagst du dann vielleicht: ´Oh, doch gar nicht so schön das Kind.´Aber im Moment bin ich sehr zufrieden. Das ist eine Platte, die uns sehr gelungen ist, weil sie wirklich alle Elemente hat, die Thrash Metal ausmachen. Sie ist extrem aggressiv, aber auch extrem eingängig. Sie hat extrem viel harte Parts, aber auch extrem viel melodische Momente, die hängen bleiben.“
Extrem in die Fresse rein
Schmier führt weiter aus:
„Es ist ´ne extrem gute Abwechslung da und trotzdem ist die Platte ´extrem voll in die Fresse rein.´ Ich denke, dass macht ´ne richtige Thrash-Metal-Platte aus. Die Produktion ist uns auch gut gelungen. Es ist eine Mischung aus 80´er und modernen Hooks. In der Beziehung bin ich sehr zufrieden. Ob dies in zwei Jahren noch der Fall sein wird, wird sich zeigen. Wir hatten jetzt schon die ersten Chancen, die neuen Songs im Proberaum zu spielen. Es fühlt sich extrem geil an. Die Songs sind einfach extrem live-tauglich geworden. Da freu ich mich auch drauf. Es wird live voll abgehen und ich hoffe, die Fans werden genauso viel Spaß haben wie wir.“
Lehrjahre bei Annihilator und Primal Fear
Dass die neuen Tracks voll abgehen, können wir nach dem ersten Reinhören bekanntlich bestätigen. Vor allem die Drum-Maschine Randy Black macht sich bemerkbar, aber auch Damir an der 2. Gitarre. Schmier bestätigt unseren Eindruck:
„Genau. Wir haben Randy quasi bei Annihilator und Primal Fear ausbilden lassen. Und jetzt spielt er hier bei uns in der deutschen Oberliga (lacht). Im Ernst: Randy haben wir uns vor ein paar Jahren schon mal ausgeliehen und er war auch damals schon im Gespräch als DESTRUCTION-Schlagzeuger. Aber die Zeit muss auch einfach reif dafür sein. Und das war jetzt der Fall, dass wir alle bereit waren dafür. Es ist echt ein großes Glück, mit so einem guten Schlagzeuger zusammen zu spielen.“
Finden wir auch, dass Randy Black eine glückliche Fügung im Bandgefüge von DESTRUCTION ist. Aber wir sind immer noch neugierig auf weitere Details zum neuen Album und fragen daher immer weiter nach.
Zum Albumtitel
Was heißt denn „Born to Perish“ nun? Soll man es mit „Geboren um unterzugehen“ oder eher derbe mit „Auf der Welt, um zu verrecken“ übersetzen?
Der Mastermind klärt auf:
„Ich würde sagen, eher „Verrecken.“ Und „unterzugehen“ ist dann die philosophische Variante. Aber klar. Die Texte hauen schon kräftig drauf. Es geht halt um das, was gerade in der Welt passiert. Es geht viel um Gier, um Geiz. Es geht um den Tod, die Weltherrschaft, um die Menschheit. Das drückt das Cover (siehe Bild links) auch aus. Es ist ziemlich dunkel und düster geworden wie die Texte auch. Aber es ist jetzt nicht alles negativ. Die Texte haben auch was Positives. Hier und da mit einem Augenzwinkern oder auch mal einen guten Tipp parat.“
Schmiers persönlichster Song
„Nehmen wir Song Nr.2. Das Lied heißt ´Inspired by Death.´Der Song handelt über den Tod. Je älter du wirst, desto mehr Leute fallen um. Sterben. Leute, die du kennst. Gerade auch in der Metalszene passierte es in letzter Zeit, dass viele meiner Kollegen verstorben sind. Da ist man schon inspiriert, einen Text darüber zu schreiben. Ich habe den Songtext zu ´Inspired by Death´geschrieben, als Marc Paganini gestorben ist, der ehemalige VIVA-Sänger.“
(Anmerkung der Redaktion: VIVA war eine deutsche Hardrock-Band, die 1980 von Barbara Schenker, der Schwester von Rudolf (Scorpions) und Michael (MSG), gegründet wurde. Nach 2 Alben startete Marc Paganini mit der Band Paganini durch und begleitete u.a. MÖTLEY CRUE im Jahr 1987 als Support-Act).
Das Leben genießen
„Da war ich sehr frustriert. Es war der 3. Bekannte, der in einer Woche verstorben ist. Dann habe ich angefangen, meine Gefühle aufzuschreiben. Wie dunkel man sich fühlt im Moment des Todes. Aber es war unheimlich inspirierend. Zu spüren, wie positiv ich das Leben nehmen muss. Man muss das Leben einfach genießen. Jeden Moment. Weil einem bewusst wird, wie schnell alles vorbei sein kann.“
Man ist sein eigener Psychiater
„Ich habe angefangen, den Text zu schreiben und war innerhalb von einer halben Stunde fertig. Dann habe ich sofort die Musik dazu geschrieben. Dies ist einer der wenigen Songs, wo ich die Musik erst nach dem Text komponiert habe. Wo ich zuerst den Text fertig hatte. Aber das passiert einfach spontan. Als Musiker hat man halt auch in dunklen Momenten Ideen, die erleuchtend und daher wieder sehr positiv sind. Das ist halt das Faszinierende daran, eigene Songtexte zu schreiben. Man kann praktisch sagen, man ist sein eigener Psychiater.“
WELTPREMIERE in Duisburg
In diesem Moment wiederfährt unserem Redakteur ein unerwarteter Geistesblitz. Hat Schmier nicht kurz zuvor erzählt, die neuen Songs würden bereits im Proberaum geübt? Wie wäre es denn, wenn ihr bereits beim diesjährigen RAGE AGAINST RACISM-Festival 2019 in Duisburg die brandneuen Stücke spielen würdet? Quasi als Weltpremiere? Schließich ist der allererste Live-Auftritt von DESTRUCTION in diesem Jahr am 21. Juni 2019 in Duisburg beim Umsonst-und-Draußen-Festival (wir berichteten hier und da).
Schmier bestätigt dies:
„Ja, in Duisburg ist die Weltpremiere für den Titelsong. Wir werden beim RAGE AGAINST RACISM-Festival auf jeden Fall den Titelsong live spielen. Vielleicht sogar noch ein weiteres Lied vom neuen Album. Der Song „Born to Perish“ ist ja bereits als digitaler Download und Single veröffentlicht worden (Anm. der Redaktion: seit dem 31.05.2019). Den Song werden wir auf alle Fälle in Duisburg bei euch uraufführen.“
Was für geile Nachrichten, oder? Daher hier zum Reinhören und Einschunkeln für euch der Titel-Track „Born To Perish“ als Offical Visualizer:
Über das Rage Against Racism
Nun reden wir aber endlich auch über das Rage Against Racism-Festival in Duisburg. Denn dieses Event dient bekanntlich dem Zweck, sich gegen Rassismus jeglicher Art zu positionieren. Ein Zeichen haben DESTRUCTION allein schon deshalb gesetzt, weil die Band ihre übliche Gagenvorstellung drastisch reduziert hat, um diesen Gedanken zu unterstützen. Was wir von metal-heads.de absolut lobenswert finden und gegenüber Schmier auch nicht unerwähnt lassen. Aber was treibt die Band an, hier ein Zeichen zu setzen? Schmier redet sich – getreu dem Festivalmotto – nahezu in Rage:
Eine poltische Abrechnung
„Du, Ralf, es ist jetzt gerade in Deutschland wieder an der Zeit, Flagge zu zeigen, weil die Leute wieder blind sind vor Wut und irgendwelchen Mist wählen. Das hat ja auch die Europawahl gezeigt. Die Menschen wissen nicht, wo es hingeht. Die Politiker sind alle nicht mehr glaubwürdig. Es fehlen echte Typen, die fürs Volk einstehen. Es geht nur noch darum, dass die Industrie funktioniert. Den Leuten wird erzählt, es müssten Arbeitsplätze bewahrt werden. Aber in Wirklichkeit wird die Industrie gepusht. Die großen Firmen zahlen alle keine Steuern und wir werden geschröpft. Das ist doch scheisse. Natürlich existiert auch wieder so etwas wie Nationalsozialismus in Deutschland, was traurig aber wahr ist. Und daher ist es ganz wichtig, ein Zeichen zu setzen. Dass Leute wie ihr da in Duisburg so ein Festival gegen Rassismus veranstaltet und viele Fans dahin kommen. Gerade die Metal-Szene, die immer viel weiter links als rechts orientiert war, muss sich da ganz vorne hinstellen und ich bin stolz, ein Teil dieser Bewegung zu sein.“
Schmier ist Weltbürger
„Ich bin als Musiker eh ein Weltbürger. Ich sehe mich nicht als Deutscher. Ich bin nur einmal im Jahr ein Deutscher, wenn es um Fußball geht, dann bin ich typisch deutsch. Ansonsten sehe ich mich eher als Weltbürger. Ich habe viele Freunde überall. Natürlich genieße ich das Privileg, in Deutschland zu wohnen. Uns geht´s doch richtig gut. Ich verstehe nicht, warum so viele Leute so dumm sind und sich blenden lassen von sowas wieder. Und deswegen ist so ein Festival, wie ihr es in Duisburg macht, zeitgemäßer als je zuvor, obwohl es das RAGE AGAINST RACISM-Festival ja auch schon lange gibt.“
Die obligatorische Weißweinschorle
Wie wahr. Schmier hat die richtige Einstellung zur Politik. Und die richtige Einstellung zum Grundgedanken des Rage Against Racism-Festivals in Duisburg. Dort war Schmier schließlich auch schon mal. Wir haken nach. Denn bereits 2018 durften wir metal-heads, die euch als offizieller Medienpartner nicht nur Berichte, Fotos und Videos liefern, sondern auch bei der Künstlerbetreuung helfen, an der Backstage-Theke unserem Interviewpartner bereits Kaltgetränke kredenzen. Wir erzählen ihm, dass wir ihm bereits im letzten Jahr beim Rage ´ne Weißweinschorle mixen durften. Schmier schmeisst sich vor Lachen weg. „Ha, ha, ja noch mal Dankeschön dafür.“ Wir wissen halt, was der gebürtige Südbadener so zu trinken haben mag. Aber reicht Weißweinschorle zum Stimme-Ölen? Wir fragen nach, wie Schmier seine Stimmbänder in Schwung hält.
Fresse halten, Stimme schonen und viel Wasser trinken
„Bruce Dickinson hat mal zu mir gesagt, das Allerbeste ist es, soviel Wasser zu trinken, wie du kannst. Und dann kommt jeden Abend deine Stimme wieder zurück, wenn du es richtig machst. Und eine gute Prise „shut the fuck up“ natürlich. Als Sänger auf Tour heißt es: Fresse halten, Stimme schonen und viel Wasser trinken. Natürlich gibt es auch solche Sachen wie Ingwer-Tee oder Honig in den Tee machen. Klar ist das auch alles nicht schlecht. Aber was geschulte Sänger wirklich machen, ist ganz viel Wasser trinken. Denn die Stimmbänder sind ja quasi ein Schwamm und der Schwamm muss vollgesogen sein und darf nicht vertrocknen. Was passiert, wenn die Stimmbänder vertrocknet sind, ist, dass du deine Stimme verlierst. Dann wird die Stimme dünn und kratzig und dann verlierst du sie halt. Immer schön Wasser druff. Jeder Sänger auf Tour sollte daher über den Tag mindestens 3 1/2 Liter Wasser trinken. Dann hält die Stimme auch.“
Die Sache mit dem Bizeps und dem Bier
Dann hat Schmier ja noch 2 1/2 Wochen Zeit, viel Wasser zu trinken, damit die Stimme beim Rage Against Racism hält, sagen wir ihm. Er unterbricht schmunzelnd: „Eine Show würde ich auch so noch schaffen.“ Das glauben wir ihm gerne. Schmier ergänzt: “ Wobei es immer besser ist, seine Stimme vor der Show warm zu machen. Du solltest auch nicht wochenlang nicht singen und dann einen Abend rumbrüllen. Dann verlierst du auch die Stimme. Die Stimme ist halt auch ein Muskel so wie dein Bizeps. Wenn du den nicht trainierst, kannst du dein Bier auch nicht mehr zum Mund führen. Deshalb ist es so immens wichtig, dass du das Ding immer trainierst. “ Wir ergänzen wortgewandt, es wäre also wichtig, dass die Stimme immer ge-SCHMIER-t ist. Aber der Gag geht leider ein wenig unter.
Schmiers Zweitjob
Kommen wir zurück zum Grund des Besuchs von Schmier beim RAGE AGAINST RACISM-Festival 2018. Er war nämlich nicht wegen der guten Weißweinschorle da. Sondern als Bandmanager von der noch jungen Schweizer Female frontend Metal-Formation, den BURNING WITCHES. Unsere Frage ist nun, ob dies lediglich ein Freizeitvertreib wäre oder eine ernstzunehmende Jobalternative. Kurzum: macht Schmier zukünftig verstärkt einen auf Bandmanager?
„Es hat mit einem Gefallen angefangen. Ich hatte der Gitarristin (Anmerkung der Redaktion: Romana ist gemeint) versprochen, dass – wenn sie eine geile Sängerin findet – ich ihr bei der Verwirklichung ihres Traums, eine Frauenband zu etablieren, helfen werde.“
Und dann kam Seraina
„Und dann kam Seraina und auch die anderen hinzu. Es hat richtig Spaß gemacht. Die Mädels waren wissbegierig, haben immer wissen wollen, wie man alles richtig macht. Haben die richtige Einstellung mitgebracht. Haben gleich viele Songs geschrieben und haben mich damit auch gleich begeistert. Ich denke, wenn die Mädels was gemacht hätten, was mir nicht gefällt, hätte ich auch nicht so dahinter stehen können. Es war von Anfang an super und ich fand es schön zu sehen, wie so etwas wächst.“
Über die Burning Witches
„Die Burning Witches (Anmerkung der Redaktion: da hat sich schon wieder unser Chefredakteur reingemogelt ins obige Bild) gingen direkt das erste Jahr mit dem gleichen Enthusiasmus an wie wir am Anfang. Es war wie damals bei DESTRUCTION. Man ist jung, frisch und motiviert. Das ist toll. Ich habe halt versucht, die Mädels vor den gleichen Fehlern zu bewahren, die wir anfangs gemacht haben. Falsche Verträge zu unterschreiben, mit den falschen Leuten zusammen zu arbeiten, galt es zu verhindern. Das hat sich bisher super gelohnt für die Mädels. Sie haben ein tollen Start hingelegt in den ersten 3 Jahren jetzt. Es wird hoffentlich so bleiben. Aber das ist gar nicht so einfach. Man muss die Band zusammenhalten. Aber hier ist der Kern der Band halt immer schon zusammen, man hat gemeinsam viel gelernt und ich hoffe, das wird so bleiben.“
Eine Frauenband hat es schwerer
„Eine Frauenband hat es einfach noch viel schwerer als eine Männerband. Auf der einen Seite denken alle, einmal mit dem Arsch wackeln und alle gucken. Aber es sind halt auch immer viele sehr skeptisch gegenüber Frauen in der Musikszene. Die Mädels haben jetzt aber auf Tour mit GRAVE DIGGER die Kritiker überzeugt und auch bei euch in Duisburg gut abgeräumt. Die Burning Witches spielen dieses Jahr erstmalig auf den ganz großen Festivals. Sweden Rock, Wacken, Summer Breeze und alles. Das wird schon eine große Herausforderung. Aber ich freue mich drauf. Hey, schließlich arbeiten wir hier mit hübschen Frauen zusammen. Ist das nicht der ideale Job? Um auf deine Frage zurückzukommen: als Ersatz für DESTRUCTION sehe ich das nicht. Aber es macht Spaß. Richtig Spaß, das weiterzugeben, was man gelernt hat.“
Fast schon wie eine Liebeserklärung
Wir haken nach. Bleibst du denn auch deren Manager? Schmier klärt auf:
„Ja. Sagen wir es mal so. Wenn die Band jetzt so groß wird, dass es mir zuviel wird, würde ich mir es überlegen. Aber ich habe der Gitarristin auch versprochen, dass ich ihr in guten wie auch schlechten Zeiten beistehen werde. Und das habe ich auch schwer vor.“
Die mit dem Arsch wackeln
Wie schön. Das freut uns metal-heads. Denn wir mögen die BURNING WITCHES auch sehr, seit die netten Mädels hier in Duisburg beim Rage Against Racism Festival 2018 aufgeteten sind. Aber auch DESTRUCTION sind lieb und nett. Deshalb kommt das Quartett ja auch in rund 2 Wochen nach Duisburg. Schmier lacht: „Ja, so hübsch sind wir natürlich nicht.“ Da möchten wir direkt etwas ergänzen: „Und das mit dem Arsch wackeln bei euch?“ Schmier meint schmunzelnd: „Das lassen wir auch lieber mal.“ Soweit, so gut. Hätten wir das auch geklärt.
DESTRUCTION auf Tour
Wir wissen, dass Destruction nach dem Gig in Duisburg und ein paar weiteren Konzerten ab September groß auf Tour gehen werden. Gemeinsam mit OVERKILL sowie FLOTSAM & JETSAM machen Destruction halb Europa unsicher auf der „Killfest-Tour.“ Portugal, Spanien, Deutschland, Belgien…War Schmier da nicht überall schon mal? Schmiers Antwort:
Geiles Billing: OVERKILL und FLOTSAM & JETSAM
„Natürlich waren wir da überall schon mal. Es gibt wenig Länder, wo wir nicht gespielt haben. Aber es gibt immer Städte, wo wir noch nicht so oft waren. Und deswegen freuen wir uns auch, endlich mal wieder gemeinsam mit Overkill ein paar Shows z.B. in Frankreich zu spielen, wo wir die letzten zwei, drei Jahre nicht mehr waren. Es ist immer wieder interessant und natürlich mit OVERKILL und FLOTSAM & JETSAM auch ein geiles Billing. Das passt zusammen. Die Tour war überall schon im März ausverkauft. Ich denke, dass wird eine tolle Tour werden. Und im Februar 2020 steht dann unsere große Headliner-Tour quer durch Europa an. Da spielen wir ein noch längeres Programm mit noch mehr neuen Songs dazu. Da freuen wir uns auch schon sehr drauf.“
Biografie in Arbeit
Wir sind uns sicher, dass Schmier und seine Jungs auch auf den kommenden Touren wieder viele schräge Dinge erleben werden. Eigentlich müsste man solche Tour-Anekdoten ja aufschreiben. Das wollte Schmier bereits im Jahr 2011 machen. Nämlich eine eigene Biografie schreiben. Aber da ist er ja bis heute noch nicht zu gekommen. Oder doch?
Buchverlag gesucht
„Oh doch, ich habe damit angefangen. Tatsächlich habe ich im letzten Jahr im Urlaub begonnen, immer wieder ein bisschen was aufzuschreiben. Ich finde es unglaublich, was dein Gehirn so alles auswirft, wenn du mal ins Detail gehst. Man erinnert sich an wahnsinnig viele Kleinigkeiten, und die dann richtig darzustellen und in Schemata zu bekommen, daran arbeite ich gerade. Wenn dann mal alles fertig ist, werde ich gucken, ob das jemand in die richtige Form bringt und ob ein Verlag interessiert ist. Auf alle Fälle gibt es genug Stories und Anekdoten und auch Tipps für junge Bands. Uns ist Unglaubliches auf Tour passiert. Ich denke, dass da schon einiges von sehr interessant ist. Auf alle Fälle will ich es mir aufschreiben, bevor ich alles vergesse. Wer weiß, ob ich mich in 10 Jahren noch an alles erinnern kann. So ist es für mich wie eine Art Nachlass. Mein Leben mit der Musik.“
LEMMY bringt das Bier vorbei
Jetzt wollen wir aber auch eine der vielen Stories aus dem bewegten Musikerleben von Schmier erzählt bekommen. Hat er denn ein besonders schräges Erlebnis für uns parat? Selbst wenn die Geschichte schon länger als 20 Jahre her ist. Welche Anekdote möchte Schmier mit uns teilen?
„Ich glaube, da gibt es viele Erlebnisse. Die legendärsten Touren sind natürlich die ersten gewesen. Bei der ersten Motörhead-Tour bin ich Lemmy zum ersten Mal begegnet. Ich erinnere mich, wie er mir ´ne Kiste Bier hinstellte und sagte: „Hier, mein Lieblingsbier.“ Es war eine Kiste Becks. Und ich dachte mir ´Wow.´Lemmy war gerade da und hat mir eine Kiste Bier vorbeigebracht. Oder das Erlebnis, wenn du das erste Mal von deiner Lieblingssängerin angebaggert wirst. Die Sängerin, die du dein Leben lang immer begehrt hast auf Postern an deiner Wand. Plötzlich triffst du sie auf Tour. Sie steht neben dir und flirtet dich an. Solche Momente darf man einfach nicht vergessen im Leben. Die werden sicherlich in meinem Buch landen.“
Jetzt wird es sch(w/m)ierig
Der Redakteur verkneift es sich, nach dem Namen von Schmiers Lieblingsschwarm zu fragen und hakt nicht nach. Stattdessen überlegt er sich eine gekonnte Überleitung zu einer der letzten Fragen dieses unendlich langen, aber doch inhaltlich derart kurzweiligen Interviews, dass man am liebsten noch eine halbe Stunde länger geplaudert hätte. Also losgelegt. „Mensch, Schmier, das sind ja schräge Geschichten. Apropos schräg. Ziemlich schräg soll ja damals auch deine Maltechnik mit der Schablone fürs Bandlogo gewesen sein, was der Grund dafür war, wie du an deinen Spitznamen gekommen bist.“ Weiter kommt unser metal-heads-Redakteur an dieser Stelle nicht, weil Schmier sich derart lautt weglacht, dass unser Aufnahmegerät bereits übersteuert. Schmier fängt sich wieder und erkennt lobend an:
Wie Schmier zu seinem Spitznamen kam
„Wow, Ralf, da hast du aber ziemlich tiefgründig recherchiert. Aber genauso war´s. Vor allem „verschmiert“ war´s, nachdem ich damals vergeblich versucht hatte, das Logo ordentlich auf meine Kutte zu malen. Danach hieß ich erstmal „Schmier-Maxe.“ Du weißt ja, wie Spitznamen so entstehen. Schmier-Maxe war dann aber allen anderen zu lang, so mit dem Doppelwort. Und so wurde aus Schmier-Maxe dann eben halt Schmier. Und ich hab´s gehasst. Die ersten zwei Jahre habe ich den Spitznamen gehasst. Aber irgendwann war´s dann halt so. Dann haben wir diesen Namen auch aufs Plattencover geschrieben. Mitterweile rege ich mich tierisch drüber auf, wenn mich jemand nicht ´Schmier´nennt, weil ich jetzt weit über 30 Jahre der Schmier bin. Alle außer meiner Mutter nennen mich so. Witzig, wie Spitznamen entstehen. Wenn er dann erstmal da ist, gewöhnt man sich dran. Als Musiker ist es allerdings auch ein Stückchen Identität. Es gibt viele Marcels oder Michaels, aber es gibt halt nur einen Schmier. „
Es kann nur einen Schmier geben
Genau. Es gibt nur einen Schmier. Also werden wir ihn auch beim RAGE AGAINST RACISM in Duisburg nicht Marcel nennen. Schmier ruft rein „Bloß nicht!“ Keine Angst, Schmier. Aber eine Weißweinschorle darf wieder kredenzt werden, oder? „Ja, die trinke ich gerne. Aber das hast du ja schon gelernt,“ ergänzt Schmier. Auch das ist richtig. Bevor wir uns jetzt aber weiterhin die Bälle verbal zuspielen, kommen wir lieber zum Ende unseres Gesprächs. Die letzten Worte gebühren dem Künstler. Was will Schmier seinen Fans noch mit auf den Weg geben, die DESTRUCTION alle kostenlos und draußen hören können am Freitag, den 21. Juni, im schönen Duisburg? Folgendes:
„Ja, genial. Besser geht´s nicht. Das Ruhrgebiet ist eh die Schmiede des Metal in Deutschland. In Duisburg hat DESTRUCTION übrigens noch nie gespielt. Unglaublich, aber wahr.“
Das erste Mal
Wie jetzt? Klingt nach ´ner zweiten Weltpremiere? Oder haben wir nicht richtig zugehört? Schmier bestätigt uns:
„Genau. Die doppelte Weltpremiere. Wir spielen zum ersten Mal in Duisburg und zum ersten Mal einen neuen Song vom neuen Album live. Und ich war ja im letzten Jahr auf dem RAGE AGAINST RACISM dabei und habe gesehen, wieviel Leute Spaß haben auf diesem Festival. Wie gut die Stimmung ist. Deshalb freuen wir uns wirklich sehr. Ich hoffe, das Wetter wird ein bisschen besser als letztes Jahr. Da hat es kurz zuvor doch noch diesen Riesen-Regenschauer bei euch gegeben, oder? Aber die Leute kamen trotzdem. Euer Festival ist echt ein geiles Ding und auch noch für den guten Zweck. Mich haben die Reporter vorhin in den Interviews auch schon auf das Rage Against Racism-Festival angesprochen. Das finden die Leute im Ausland natürlich auch gut, dass es in Deutschland Festivals gibt, die auf so etwas hinweisen. In dieser Beziehung also ein tolles Ding. Wir freuen uns. Und es ist ja schon bald.“
In diesem Sinne. Wir freuen uns auch. Wir sehen uns ja bereits in knapp 2 Wochen wieder, Schmier. Bis dahin. Vielen Dank fürs Interview!
(Das Gespräch wurde aufgezeichnet und anschließend niedergeschrieben)
Das Rage Against Racism Festival
NEWSLETTER. FREITAGS. KOSTENLOS.
Bildquellen
- Destruction Logo: Nuclear Blast
- Destruction: Nuclear Blast
- Destruction Cover Born To Perish: Nuclear Blast
- Destruction 02: Bildrechte beim Autor
- Burning Witches-RageAgainstRacism: © 2018 by Metal-Heads.de/Treasureman
- Burning Witches: Bildrechte beim Autor
- MOTÖRHEAD – Lemmy: Bildrechte beim Autor
- Destruction 20.09.16 Bochum Matrix: Bildrechte beim Autor
- Destruction 2019: Nuclear Blast
Neueste Kommentare