Mut machen: Initiative „Kein Bock auf Nazis“ engagiert sich auf Festivals

Seit 2006 gibt es das Portal „Kein Bock auf Nazis“ (keinbockaufnazis.de), das sich aktiv gegen Nazis und deren Ideologien auf Konzerten, Live-Shows und Festivals einsetzt. Die Idee entstand damals bei einem Treffen der Band „Kein Bock auf Nazis“. Nämlich als sie darüber nachdachten, wie sie Jugendlichen Mut machen könnten, die sich gegen Rechtsextremismus engagieren möchten.
Das Ziel war es, ihnen zu zeigen, dass sie mit ihrem Engagement nicht alleine sind. Und gleichzeitig sollte die Initivative weitere Menschen für das Thema zu sensibilisieren, die sich bisher noch nicht intensiv damit auseinandergesetzt haben. Der Verein leistet einen wertvollen Beitrag zur Stärkung der Zivilgesellschaft im Kampf gegen rechtsextreme Ideologien. Mit seinem ehrenamtlichen Engagement und seiner kontinuierlichen Arbeit setzt der Verein ein deutliches Zeichen gegen Diskriminierung und Intoleranz in unserer Gesellschaft.

Tim Brenner von „Kein Bock auf Nazis“ im Interview
Das gesamte Projekt wird ausschließlich ehrenamtlich und in der Freizeit der Mitglieder durchgeführt. Glücklicherweise konnte der Verein im Laufe der Zeit viele Unterstützer gewinnen, die bereit sind, bei der Arbeit mit anzupacken. Ohne diese engagierten Helfer wäre das immense Arbeitspensum kaum zu bewältigen. Und wie das alles genau funktioniert, erklärt Tim Brenner (nicht abgebildet; die Fotos entstanden auf dem Info-Stand auf dem Vainstream Rockfest 2023).
Metal-Heads.de: Ihr seid ein ehrenamtlicher Verein aus Berlin, der seit über fünfzehn Jahren aktiv ist. Auf Festivals und Veranstaltungen auch fern der Hauptstadt sieht man Eure Info-Stände. Wie organisiert Ihr diese überregionale Präsenz?
Tim Brenner: Wir machen jedes Jahr knapp 100 Stände auf Konzerten und Festivals. Das ist schon ein enormer Aufwand. Wir schaffen das nur durch ein großes Netzwerk an ehrenamtlichen Helfenden. Festangestellt sind bei uns nur vier Personen. Wir fragen uns manchmal selbst, wie wir das eigentlich alles schaffen… (lacht)
Kein Bock auf Nazis: Trifft die Botschaft die richtigen?
MH: Kritische Stimmen könnten sagen, dass Ihr nur dort vertreten seid, wo es schon ein Mindset gegen Nazis und Rassismus gibt. Trifft Eure Botschaft dann nicht vielleicht auf Menschen, die diese gar nicht nötig haben?
TB: Ja, wir verstehen, was du meinst. Aber diese romantische Vorstellung, dass man zu einem Rechtsrock-Konzert geht und dort mal kurz mit den Nazis spricht und die dann aufhören Nazi zu sein, ist leider fernab jeder Realität. Mehr noch: Wir schicken unsere Teams ganz bewusst nicht zu manchen Festivals, weil die Chancen, dort von Neonazis angegriffen zu werden, einfach zu hoch sind. Das ist alles schon vorgekommen und wir wollen es nicht verantworten unsere Teams dort in Gefahr zu bringen.
Und klar: Wir sind stets bei Konzerten, wo man davon ausgehen kann, dass die allermeisten Menschen dort Nazis scheiße finden. Es geht bei unserer Kampagne, aber vor allem darum Mut zu machen selbst aktiv zu werden. Also nicht nur Nazis abzulehnen, sondern auch aktiv etwas gegen sie zu tun. Das ist das Ziel unserer Kampagne.
MH: Manche Bands und Veranstaltung sind als einschlägig rechts bekannt. Warum seid Ihr dort nicht präsent?
TB: Weil wir mit Nazis nicht diskutieren.

„Kein Bock auf Nazis“: Inzwischen auch in der Black-Metal-Szene unterwegs
MH: Inzwischen stellt Ihr Euch breiter auf als früher. Ihr habt jetzt auch spezielle Kampagnen mit Merch und Infomaterial für die Metal Music, sogar insbesondere für den Black Metal. Was sind die Hintergründe, was Eure Mission hierin?
TB: Ja, diese Entwicklung bei Gothic und Metal ist sehr erfreulich. Wir waren in den vergangenen Jahren erstmals bei solchen Festivals und haben dort sehr viele positive Rückmeldungen bekommen. Es gibt offenbar in dieser Szene sehr viele Menschen, die super sauer sind, dass sich dort auch Nazis und Rassisten unter Bands und Zuschauern tummeln. Die Leute wollen endlich etwas in ihrer Szene dagegen unternehmen und das unterstützen wir natürlich sehr gern.
Anders ist es beispielsweise bei Hip-Hop Konzerten. Dort macht es im Grunde keinen Sinn Stände zu machen. Die Zuschauer dort haben so gut wie gar kein Interesse an unserer Kampagne und kommen nicht mal zum Stand, um den anzuschauen. Sehr schade.
MH: Und noch eine letzte Frage: Wie kriegt man Euch als Veranstalter denn auf ein Festival oder ähnliches?
TB: Einfach eine Mail an festivals@keinbockaufnazis.de – aber wir kriegen extrem viele Anfragen und haben als Ehrenamtliche nur begrenzt Kapazitäten. Also bitte auch Verständnis haben, wenn es vielleicht nicht klappt. Ein Paket mir kostenlosem Material geht aber natürlich immer.

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Bildquellen
- Kein Bock Auf Nazis – Bändchen: (c) 2023 Matt / metal-heads.de
- Kein Bock Auf Nazis – Shirts: (c) 2023 Matt / metal-heads.de
- Kein Bock Auf Nazis – Team: (c) 2023 Matt / metal-heads.de
- Kein Bock Auf Nazis – Teammitglied: (c) 2023 Matt / metal-heads.de
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