Dave Grohl – Storyteller (VÖ: 01.11.2021)
David Eric Grohl, besser bekannt als Dave Grohl, hat mit dem Verfassen seiner Biografie „Storyteller“ die tourfreie Zeit des 1. Corona-Lockdowns sinnvoll genutzt. Der ehemalige Nirvana-Drummer und aktuelle Frontmann der Foo Fighters tobt sich dieses Mal nicht auf der Bühne, sondern auf 460 Buchseiten aus. Wie wir von metal-heads.de das im Ullstein-Verlag erschienene Werk „Storyteller“ fanden, erzählen wir euch hier ausführlich.
Epilog: Zwei Arten von Büchern
Kennt ihr das auch? Es gibt zwei Arten von Büchern. Die einen beginnt man, liest sie bis Seite 14 und legt sie für 3 Tage zur Seite. Dann müht man sich weiter ab bis Seite 31 und beginnt nach 2 Wochen wieder von vorne, weil man den Anfang inzwischen längst vergessen hat. Irgendwann legt man es ungelesen für immer zur Seite oder verschenkt es weiter. Und dann gibt es die andere Sorte Buch. Die Sorte Buch, die einen vom ersten Moment an fesselt. Was noch nicht mal am tollen Cover, dem reißerischen Buchtitel oder am Namen des Autors liegt. Sondern allein an dessen Schreibstil und der Geschichte, die er präsentiert. Letztere Sorte Buch hat Dave Grohl mit „Storyteller“ geschrieben. Soweit unser Epilog.
Brokkoli-Pupser mit Hundescheisse
Dave Grohl nimmt uns mit auf eine irre Achterbahnfahrt seines bisherigen Lebens. „Storyteller“ könnte gleich mehrere Untertitel haben. Zum Beispiel „Vom D.C. Punk zum anerkannten Rockstar“ oder „Musik ist Liebe. “ Natürlich berichtet er über seine Zeit mit Kurt Cobain, natürlich nimmt die akutelle Combo Foo Fighters viel Raum ein. Aber viel schöner ist es, von Dave Grohl mitgenommen zu werden auf seine Zeitreise vom schlacksigen Dreizehnjährigen, der in seiner einzigen Schlagzeugstunde die Drumsticks falsch herum hielt, weil er dachte, mit der dicken Seite würde es lauter klingen. Wir erfahren dank seines Zahnarztes, dass Dental-Percussion nicht gut für den Zahnschmelz ist. Und wir wissen jetzt, dass das Aroma in Tacoma wie gekochte Brokkoli-Pupser mit Hundescheisse riecht.
Lustige und traurige Momente
Dave Grohl teilt mit uns sehr lustige Momente wie seine ernüchternde Fahrt zum Stripclub der Metal-Band Pantera in Dallas. Aber er teilt auch sehr traurige und intime Momente mit uns in diesem Buch wie die Tode seiner besten Freunde. Der Leser erfährt hautnah, wie arm und entbehrungsreich das Rockerleben auf der Straße sein kann. Aber auch, wie einen der Erfolg total überfährt. Dave Grohl gibt viel. aber auch nicht alles, von sich preis: sei es die Zeit mit seinen drei Töchtern, die Namen seiner Vorbilder (John Bonham von Led Zeppelin) oder die unglaublichen Zufallsbegegnungen mit seinen musikalischen Helden, angefangen von Little Richard bis hin zu Rush-Drummer Neil Peart. Etwas hintenüber fällt der Beginn und das Scheitern seiner 1. Ehe, die nur beiläufig in einem halben Satz erwähnt wird.
Dave Grohl ´s wichtigstes Statement
Bei den ganzen ulkigen Geschichten über die miauenden Sandalen seiner Mutter oder die Verhaftung in Australien bis hin zur 40. Geburtstagsparty in einem Mittelalter-Restaurant, wo sonst nur Sieben- bis Neunjährige feierten, bleibt auch Zeit für ernste Episoden. Wie die Angst, einen Schlaganfall erlitten zu haben. Der Tod seines Vaters, obwohl das Verhältnis zeitlebens nicht das Beste war (Scheidungskind) . Aber die wahre Message dieser Zeitreise ist dann doch die Liebe zur Musik. „Der Glauben an die Musik ist kaum in Worte zu fassen, für mich ist sie Gott“ ,sagt Grohl. Musik war für ihn immer Ausdruck von Licht und Leben und Freude. Und man nimmt es ihm ab. Denn Dave Grohl wirkt auch auf diesen 460 Buchseiten ungemein sympathisch. Und am Ende des Buchs hat man fast das Gefühl, Dave Grohl sei der nette Typ von nebenan in Jeans und Band-T-Shirt.
Nur kein Neid
Daher ist man auch keineswegs neidisch, dass Dave Grohl Lemmy von Motörhead traf, mit dem befreundeten Paul McCartney Esstisch, heimisches Piano und die Bühne teilte oder dass AC/DC sich bei ihm meldeten, wenn sie in der Stadt waren. Oder, dass der Foo-Fighters-Frontmann Hände von Präsidenten schüttelte und mit Größen wie Tom Petty in der Sendung „Saturday Night Live“ auftrat (Spoiler: die Show besuchte er inzwischen 14 x, aber das nur so am Rande). Man erfährt so vieles, was bislang im Verborgenen war. Seine Leidenschaft für Lego, sein Lampenfieber vor Auftritten wie dem bei den Oscar Academy Awards, als er „Blackbird“ spielen und singen durfte.
Fazit
„Storyteller“ ist sowohl inhaltlich als auch sprachlich ein echter Straßenfeger, die Storyline ist einfach großartig. Man kann das Buch nicht mehr aus den Händen legen und muss es so schnell wie möglich bis zum Ende lesen. Und als Leser und Musikfan ist man froh, dass der 13-jährige David 1982 in Chicago mit dem Gig von Naked Raygun (hier unsere letzte Review) den Punkrock für sich entdeckte und der lauten Rockmusik immer treu blieb. „Bleib so rebellisch mit deiner Piratenflagge“ , möchte man Dave Grohl zurufen. Unseren Lesern von metal-heads.de können wir daher an dieser Stelle nur eine absolute Kaufempfehlung geben. Für 18,99 € als E-Book bzw. 22,99 € in der Hardcover-Variante (hier geht es zum Warenkorb des Verlags) kann man nichts falsch machen. Weihnachten kommt schließlich schneller als man denkt…
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Bildquellen
- Dave Grohl – Storyteller: www.ullstein-buchverlage.de
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