Kumpels in Kutten 2 – interessant und amüsant
Bereits im November vergangenen Jahres erschien im Verlag Nicole Schmenk „Kumpels in Kutten 2„. Sieben Jahre sind seit dem ersten Teil vergangen und die beiden Autoren Holger Schmenk und Andreas Schiffmann beleuchten den Heavy Metal im Ruhrgebiet. Dabei lassen sie natürlich auch viele Protagonisten zu Wort kommen. Aber bevor ich zum Inhaltlichen komme, noch kurz ein paar Worte zur Aufmachung. Die 335 Seiten enthalten viele Fotos von den 80ern bis heute und das Buch kommt im Hardcover mit einer angenehmen Schwere daher. Heavy Book halt. Druck, Papier und Gestaltung entsprechen der vom Verlag Nicole Schmenk gewohnten Qualität. Aber jetzt möchte ich euch die acht Kapitel des Buches doch noch etwas näher vorstellen.
Kumpels in Kutten 2 – Hail To The Hordes
Nach einem amüsanten zehnseitigem Streifzug durch die Metalszene folgt ein erster Gastbeitrag. Werner Boschmann blickt auf seine ersten Plattendealer-Versuche Anfang der 70er zurück und auf die Szene damals im allgemeinen. Es folgen Interviews mit Holger Stratmann, Michael Rensen und Ronny Bittner (Rock Hard) und Götz Kühnemund (ehemals Rock Hard und jetzt Deaf Forever). Dann ein Porträt von „Sir“ Hannes Schmidt, dem Frontmann der Idiots, Phantoms Of Future und Honigdieb. Nicht zu vergessen ist er natürlich auch noch als Inhaber des bekannten Dortmunder Plattenladens Idiots Records. Als Schmankerl gibt es zum Ende jeden Kapitels die „Forgotten Tales“. Hier werden ein paar der weniger bekannten Bands des Ruhrgebiets vorgestellt. Sehr interessant! Wer offen für Neues ist, kann hier noch was entdecken.
Kumpels in Kutten 2 – The Missing Link
Ein Kapitel ganz nach meinem Geschmack. Als bekennender Rage Fan weiß ich ein ganzes Kapitel nur über Rage natürlich sehr zu schätzen. Geht es erst um Refuge und die aktuelle Neubesetzung (und ich kann aus eigener Anschauung beim Rage Against Racism 2017 bestätigen, dass Peavy wieder Spaß auf der Bühne hat), wird sich dann der Vorgänger Band Avenger gewidmet. Dabei kommen hauptsächlich Alf Meyerratken und Jan Yildiral Wiese zu Wort. Mal ein anderer Blickwinkel und ebenso interessant wie das folgende Interview mit Ferdinand Köther, dem Gründer von Wishbone Records. Es folgen noch ein Beitrag von Alexandra Michels über das Maximum Metal und ein Porträt von Axel Hermann, dem bekannten Cover Designer. Die kurzen „Forgotten Tales“ stellen Bands aus Bottrop und Herne vor.
Kumpels in Kutten 2 – Assorted By Satan
Ein tolles Kapitel, startet es doch mit den subjektiv besten Alben zwischen Emscher und Ruhr. Von A wie Angel Dust bis W wie Warhammer. Dabei werden die Jahre 1984 bis 2017 abgedeckt. Wunderbar zum wiederentdecken, neuentdecken oder einfach zum diskutieren. Ein Gastbeitrag von Erhard Heppke, eine kurze Vorstellung der Zeche Bochum und ein kurzes Interview mit dem umtriebigen Matt Bauer vervollständigen das Kapitel, bevor zum Schluss ausführlich auf den Werdegang der Band The Very End eingegangen wird. Sehr informativ und gut zu lesen. Die „Forgotten Tales“ beschäftigen sich mit der Bochumer Metalszene und bieten dem Außenstehenden viel Neues.
Kumpels in Kutten 2 – Thrash Till Death
Wie der Titel schon suggeriert, geht es um Thrash Metal. Arnd Klink und Andreas „Lacky“ Lakaw lassen sich ausführlich zu ihrer Band Darkness befragen. Und warum diese nie den großen Durchbruch geschafft hat, wird im Verlaufe auch deutlich. Wer Darkness umsonst bewundern will, kann das übrigens auf dem diesjährigen Rage Against Racism tun. Die Zeche Carl, das Cafe Nord und das Nord Open Air werden kurz beleuchtet. Zu Kreator kommt mal nicht Mille zu Wort, sondern Ventor und Merchandiser Andreas „Stoney“ Stein. Letzterer kann sich noch erinnern wie Mille wegen eines Patronengurtes von der Schule geflogen ist. Ja, damals herrschten noch andere Sitten… Ein ausführlicher Gastbeitrag von René Bogdanski über seinen Werdegang und die „Forgotten Tales“ über Essen beschließen das Thrash Kapitel.
Kumpels in Kutten 2 – The Eyes Of The Lost
Neben viel Bildmaterial bietet dieses Kapitel den Leuten ein Forum, die euch die Konzerte in der Nachbetrachtung präsentieren. Die Fotografen Jörg Litges, Thorsten Seiffert (rocknroll-reporter.de), Marcus Kösters (MetalViecher.de) und Rebecca Böhning (metalshot.com) werden samt ihrer Arbeitsweise vorgestellt. Björn Gooßes wird mit seiner Coverschmiede Killustrations ausführlich gewürdigt. Kartoffelstempel, ein Blick hinter die Kulissen mit Gerald Wilkes (jetzt Continental Concerts), Jörg Müller und sein kleines aber feines Label ftwctp Records kommen ebenfalls zu Wort. Dann darf Steve Burdelak noch seinen Weg von Kanada nach Bottrop beschreiben. Die „Forgotten Tales“ werfen ein Auge auf Hattingen, Moers, Mülheim, Recklinghausen und Wanne-Eickel.
Kumpels in Kutten 2 – When Truth Hurts
Wahrheit, die weh tut? Na ja, es geht um den Blick von außen auf das Ruhrgebiet. Von Süddeutschland oder Holland aus zählen halt Düsseldorf und Solingen und somit Doro und Accept ebenfalls zum Ruhrgebiet. Was ebenso klar wird, ist die enorme Dichte an Bands und Musikern im Ruhrgebiet. Diese Konkurrenz spornt natürlich zu Höchstleistungen an und mag als Erklärung dafür dienen, warum das Ruhrgebiet so viele erfolgreiche Bands hervorgebracht hat. Was auch Labels wie Steamhammer und Noise erkannten und viele Bands aus der Region unter Vertrag nahmen. Den internationalen Blick liefert Dan Swanö von Voivod. Thorsten Zahn vom Metal Hammer definiert den Ruhrgebiets Metal als etwas Ehrliches und Raues. Ein Interview mit Uwe Lulis, ein Porträt der Wuppertaler Contradiction, eine Vorstellung des traditionsreichen Dong Open Air und die „Forgotten Tales“ Castrop-Rauxel und Dinslaken beschließen den Reigen.
Kumpels in Kutten 2 – Thrash Mania
Und noch einmal Thrash… Diesmal mit der anderen Ruhrgebietsgröße Sodom. „Rumpelig, aber extrem!“ So Thorsten Fiolka in seinem Gastbeitrag, der auch ausführlich das Drumherum um die Headliner Show auf dem Rock Hard Festival 2016 beschreibt. Nach Tom Angelripper kommt auch der mittlerweile zur Sodom Vergangenheit gehörende Bernd „Bernemann“ Kost zu Wort. Auch der heute bei Double Crush Syndrome aktive Andy Brings wird vorgestellt. Der Untergrund wird mit Teutonic Slaughter auch nicht vergessen, aber dann geht es back to Business. Tobias Schmidt, der jahrelang in der Matrix arbeitete, beschreibt die Arbeit eines Veranstalters. Gelsenkirchen ist Thema der „Forgotten Tales“ und dann beginnt leider schon das letzte Kapitel.
Kumpels in Kutten 2 – Refused To Die
Das letzte Kapitel geht der Frage nach, was Metal heute eigentlich noch ist. Es ist heterogen und so werden beispielhaft die Bands To The Rats And Wolves, Eskimo Callboy und Caliban vorgestellt. Dann noch ein interessantes Dreier-Interview mit Mitgliedern von Grim Van Doom, Kodiak und Wheel. Das zeigt, dass es neben Thrash auch noch andere Stilrichtungen im Ruhrpott gibt. Was in der Wahrnehmung ja leider oft etwas untergeht. Crossplane werden vorgestellt und Anja Rinne liefert einen kurzen Überblick über die wichtigsten Festivals und sieht gepflasterte Wege für die Rollatoren kommen. Es folgen Interviews mit neueren und noch nicht so bekannten Bands wie Hexer, Iron Kobra und Soulslide. Ein Blick hinter die Kulissen mit Christian Moos von den Spacelab Studios und noch ein Aufruf von Marcus Kösters für mehr Toleranz und Widerstand gegen Rassismus. Die letzten „Forgotten Tales“ behandeln Duisburg, Oberhausen und Marl.
Kumpels in Kutten 2 – auf jeden Fall kaufen
Es bleibt mir eigentlich nur, mit meinem Titel zu schließen: Interessant und amüsant! Ich hätte noch stundenlang weiterlesen können, ohne mich zu langweilen. Kumpels in Kutten 2 ist sehr unterhaltsam geschrieben und bietet viel Wissenswertes und Dinge, die man so sicher nicht auf dem Schirm hatte. Besonders interessant fand ich die „Forgotten Tales“ zum Ende eines jeden Kapitels. Gerade die unbekannten oder vergessenen Perlen machen dieses Buch so lesenswert! Meiner Meinung nach gehört dieses Buch in jede Sammlung eines wahren Metalheads! Der Kenner wird mit Sicherheit das eine oder andere vermissen und kann das den Autoren ja als Anregung für einen dritten Band übermitteln. Den würde ich mir dann auf jeden Fall auch zulegen. Wer bald Geburtstag haben sollte… Hier ist das ideale Geschenk! Ansonsten steht ja bald schon Ostern vor der Tür. Irgendein Anlass wird sich also finden lassen und wenn nicht… Dann halt einfach so kaufen. Es lohnt sich!
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Bildquellen
- Rage meets Refuge beim Rage Against Racism 2017: Bildrechte beim Autor
- Kreator – Foto: Nuclear Blast / Robert Eikelpoth
- Iced Earth – Dong Open Air 2017: Bildrechte beim Autor
- SODOM – Zeche Bochum 26.12.2017: Bildrechte beim Autor
- Kumpels in Kutten 2 720×340: Flying Dolphin Entertainment
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