DREAM THEATER – der Preis für den Preis?
DREAM THEATER – der Preis für den Preis?
Von der Veröffentlichung der aktuellen Scheibe der New Yorker Prog-Formation haben wir euch natürlich in einer entsprechenden Review hier auf metal-heads.de berichtet. Wie es sich für eine ordentliche Band gehört, touren DREAM THEATER selbstverständlich auch zum aktuellen Release. In den hiesigen Breiten hatten wir schon im Mai 2022 das Vergnügen (auch dazu hatten wir euch die passende Berichterstattung hier geliefert). Umso überraschter waren die Fans, als dann die Ankündigung kam, man würde weitere Dates nachlegen. Wir hatten euch eine News serviert, wo ihr nachlesen konntet, was euch Besonderes auf der aktuellen Konzertreise erwartet. Heute bekommt ihr den Bericht, was es letztlich auf die Ohren bzw. für die Augen gab.
Um euch entsprechende Eindrücke zu liefern, haben wir uns an jenem eisigen Februarabend des 08.02.2023 auf den Weg nach Düsseldorf gemacht. Man hatte den Konzertbeginn mit 19:00 Uhr für eine zivile Zeit (es war ja ein Mittwoch) angesetzt. Heute also mal kein Evening with… – nein, DREAM THEATER hatten aus Nordeuropa die finnische Truppe ARION mit auf Tour genommen.
Als wir gegen 18:00 Uhr (zur Zeit der Hallenöffnung) an der Mitsubishi Electric Halle vorgefahren sind (die Parkgebühr hatte sich zum neuen Jahr von 7 auf 8 Euro verteuert), war der Parkplatz noch recht leer, es stand aber schon eine Schlange vor dem Eingang. Im Vorfeld hatte es in den sozialen Medien viele Diskussionen um die Ticketpreise gegeben. Die Meinungen waren recht eindeutig. DREAM THEATER gerne, aber nicht zu dem Preis. Andere meinten, sie hätten die Band bereits auf dem ersten Leg der Europatour gesehen und für eine Wiederholung nach so kurzer Zeit wären die gut 80 Euro Ticketpreis zu viel.
DREAM THEATER – der Preis für den Preis?
Aber wie würde sich diese vorher zu vernehmende Stimmung vor Ort auswirken? Immerhin hatten DREAM THEATER eine interessante und deutlich veränderte Setlist angekündigt. In der Halle traf uns dann ein kleiner Schock. Und damit meine ich nicht die 5 Euro die ich für ein halbes (!!) Brötchen mit 7 Stückchen Currywurst auf den Tresen legen durfte. Ganz lecker…aber satt wird man da nicht unter 20 Euro Einsatz. Nein, der staunende Blick stellte sich beim Übergang vom Foyer in die eigentliche Halle ein. Man blickte auf einen schwarzen Vorhang. Die ca. 7000 Personen fassende Halle mit den Tribünen rundherum war großzügig „abgehängt“. Nach dem Erreichen der Bühne sahen wir nur auf jeder Seite einen Block zum Sitzen, die Oberränge waren ebenfalls gesperrt. Und im Stehplatzbereich des Innenraums verliefen sich die Leute. Die Gesamtzahl der Zuschauer lag bei 1500 (nach einer offiziellen Quelle).
War das der Preis für den (hohen Ticket-)Preis? Letztlich sehr schade für alle Beteiligten. Die Bühne war auch recht klein gehalten, ich schätze mal etwa halb so breit wie zuletzt in Oberhausen. Los ging es mit deutscher Pünktlichkeit mit ARION. Recht traditionell gehaltener Metal aus Finnland. Ich hatte mir vorher ein bisschen die Musik online angehört und freute mich auf eine Band, von der ich davor noch nichts gehört hatte. Der skandinavischen Band wurde eine halbe Stunde Spielzeit zugestanden und man machte keine großen Worte, sondern nutzte eigentlich jede Minute, um sein Material vorzustellen.
Anfangs hatte man mit gewissen Soundproblemen zu kämpfen, aber das gab sich glücklicherweise bald. Bei „I’m here to save you“ servierte man uns kraftvolle Drums und die Keyboardsounds waren „bombastisch“. Bei „Punish you“ wurde es heavy und entsprechend gab es wehende Mähnen. Bassist Gege Velinov war durch seine wiederholten Einsätze mit den Backing Vocals vom Bewegungsradius etwas eingeschränkt, aber der Frontmann war umso agiler und auch der ARION-Gitarrist poste amtlich.
ARION eröffneten für den Headliner
Bei „Unforgivable“ versuchte Sänger Lassi Vääränen das überschaubare Publikum zu einer Reaktion zu bringen. Das Resultat war eher verhalten. Aus meiner Sicht konnte man leider live nicht die Qualität bieten, die ich mir vorgestellt hatte. Insgesamt war man vielleicht auch zu heavy für die DREAM THEATER-Fans!? Bei „Bloodline“ gab es flinke Finger auf dem Keyboard und treibende Drums. Zuletzt performte man „At the break of dawn“ und dabei wurden teils weibliche Vocals eingespielt. Insgesamt eine durchschnittliche Leistung…die umso mehr Bock auf die Hochkaräter aus New York machte.
Hier die optische Aufarbeitung des Supportact ARION:
Nach der üblichen Umbaupause ging es dann um 20:00 Uhr los. Die Mannen um James LaBrie hatten ein Dutzend Songs im Gepäck und um es interessanter zu gestalten, hatte man die Setlist umgestrickt. Ab er es ging natürlich dennoch um die Promotion der aktuellen Studioscheibe. Daher startete man auch gleich mit „Alien“ das Set, um gleich beim nächsten Song mit „6:00“ mit „Awake“ auf eine der härtesten Alben aus dem Backkatalog zurückzugreifen. Später würde man dann noch „Caught in a web“ abliefern. Der kanadische Frontmann war offenbar gut drauf, was man seinen lockeren Ansagen entnehmen konnte. Er meinte, die Band komme jetzt seit 30 Jahren auf Tour nach Deutschland und er finde die jungen Fans im Publikum inspirierend.
Einige von ihnen seien damals noch nicht einmal geboren worden. Jedenfalls ließen sie ihn sich mehr auf der Bühne bewegen als es manchmal gut für ihn sei. Hahaha! Weiter ging es mit „Sleeping giant“ – auch vom neuen Album – eine Nummer mit längeren Instrumentalpassagen, auch recht heavy. Ehrlich gesagt nicht einer meiner Favorites! Die Bühne hatte hinten breite Streifen an Projektionsflächen und an den Seiten ähnlich breite Stoffbahnen mit dem Albumcover. Dazwischen waren verschiedene Lichtelemente installiert. Diese sorgten für die passenden Lichtakzente auf der ansonsten eher spartanischen Bühne.
Leider war James LaBrie heute Abend stimmlich – insbesondere bei den hohen Tönen – nicht so auf der Höhe. Dies führte zu teils „interessanten“ Betonungen des Gesangs. Und das wenn man bedenkt, dass die meisten Songs ja während seiner Bandzugehörigkeit geschrieben wurden. John Myung hatte einen Bewegungsradius von der Größe eines Bierdeckels, wenn er sich nicht gerade mit dem Gitarristen battelte. An seinem dreh- und schwenkbaren Keyboard mit Majesty-Logo als Notenständer bewies Jordan Rudess flinke Finger. Und der gute Mann ist immerhin 66 Jahre alt! Großen Respekt! Drummer Mike Mangini trommelte auf einem – im Vergleich zu früheren Touren deutlich abgespeckten Kit.
Faszinierende instrumentelle Leistung im Zusammenspiel
Von dem „Six degrees…“-Release gab es unter anderem „About to crash“ und „Soltitary shell“. Mit „Pull me under“ wurde dann auch der vermutlich am kommerziellsten erfolgreiche Track der Bandgeschichte angestimmt…Pflichtprogramm bei einem DREAM THEATER-Konzert. Zum Ende des regulären Sets gab es dann noch den Titeltrack – einen fetten 20-Minüter – des derzeitig beworbenen Albums (zuvor hatte man auch schon „Answering the call“ gepielt). Als Zugabe bekamen die Fans dann „The count of tuscany“ als „Rausschmeißer“. Zum Abschluss also etwas besinnlichere Töne. Welches Fazit können wir also ziehen? Insgesamt kam in dem kleinen und recht versprengten Publikum nie so richtig Stimmung auf.
Die Band hat – wie immer – musikalisch abgeliefert und blieb den Beweis nicht schuldig, dass man eine Kombination 4 großartiger Musiker ist. Ich bin immer wieder begeistert, was John Petrucci als einzelner Gitarrist abliefert. Top! Der Gesang schwächelte leider an mancher Stelle. Nach etwa 2 Stunden war dann Schluss. Die Fans dürfen sich also auf das Kommende Album freuen, dann sind DREAM THEATER sicher gerne wieder in Germany unterwegs. Man sollte schon einmal anfangen, Geld für das Ticket zu sparen…!!
Hier kommt die Fotoserie zu DREAM THEATER:
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Bildquellen
- Arion 08.02.23 Mitsubishi Electric Halle Düsseldorf: (c) Chipsy für metal-heads.de
- Arion 08.02.23 Mitsubishi Electric Halle Düsseldorf: (c) Chipsy-Karsten Frölich/www.metal-heads.de
- Dream Theater 08.02.23 Mitsubishi Electric Halle Düsseldorf: (c) Chipsy für metal-heads.de
- Dream Theater 08.02.23 Mitsubishi Electric Halle Düsseldorf: (c) Chipsy-Karsten Frölich/www.metal-heads.de
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