Eisenpimmel live, 4.1.2019, Duisburg, DJäzz
Das erste Konzert des Jahres ist doch immer was ganz Besonderes…
und es fängt mit Eisenpimmel da an, wo es im letzten Jahr aufgehört hat. Bei einem Punkkonzert. Die Vielzahl der Konzerte lässt ja Einiges vor dem geistigen Auge verschmelzen, die Stimmung bei den Idles, aber auch bei den Rogers im Dezember war allerdings so überwältigend gut, dass ich mit größter Freude einfach mal zu Eisenpimmel, der legendärsten aller Duisburger Punkbands, „pimmeln“ wollte um mich hemmungslos abzuschießen.
Leider waren beide „Neujahrsempfang“ – Konzertabende im DJäzz schon hoffnungslos ausverkauft… da bleibt dem gewieften Konzertjunkie natürlich immer noch die Option die „Redakteur – bei – metal-heads.de – Joker – Karte“ zu ziehen und für eine Akkreditierung einen Pressebericht in Aussicht zu stellen. Gesagt, getan. Bunteweltbooking war dann auch so freundlich mich einzuladen… allerdings war für einen Fotografen kein Platz mehr zu kriegen… was sich als fatal herausstellen sollte, wie ich feststellen sollte. Denn nachdem ich beim letzten mal bei einem Konzert die Kamera zückte, durfte ich ja erstmal feststellen, dass ich keinen Akku dabei hatte…
Schmerz, Scham und Pein machen zwar bekanntlich klug… so hatte ich tatsächlich diesmal daran gedacht. Lucky me… aaaaber: in der Kamera ist keinerlei Speichermedium gewesen. Super, denn obwohl ich echt ziemlich viel geknipst habe unter Abschottung zweier junger Herren, die mich vor dem hinter mir auf- und abbrandenden Publikum schützten, hab ich nicht ein einziges Bild zu bieten. Das muss 2019 irgendwie besser werden.
Egal. Da müssen wir jetzt irgendwie alle durch und ehrlich gesagt ist Eisenpimmel nicht wirklich eine Band für´s Auge 😉
Das DJäzz in der Duisburger Innenstadt liegt parallel zur Einkaufsstraße
und ist ein *winzigkleinerladenwieeinetodesfalle* im Souterrain und hat neben freundlichem Personal eine klitzekleine Bühne und ordentlich Haltung zu bieten. Leider hat das DJäzz allerdings ein Nachbarschaftsproblem, bei dem ich nicht umhin komme, mal eben eine (Eisen-) Lanze zu brechen für Kneipen und Kultur in Innenstädten:
Weitwohl bekannt zieht es die Bevölkerung in die Städte, am liebsten in die Innenstädte. Dort ist nämlich alles fußläufig erreichbar, man ist so schön zentral, die Arbeit, Restaurants, Clubs, etc. liegen alle im Viertel. Dort ist was los, da ist man wer, da kann man (anonymer als auf dem Dorfe) schein und sein wie einem gelüstet. Der Problem? Hm. Abends neigt der Mensch, wenn er denn von all den Möglichkeiten der Stadtluft keinen Gebrauch mehr machen möchte, zu einem gesteigerten Ruhebefinden. Und sobald es nicht die Ruhe der Anderen ist, die gestört wird, sondern die eigene… tja, da greift der moderne Städter zu Telefon, Email, Papier und Stift und richtet alle staatlichen und politischen Organe auf ebendies, was er ja eigentlich so schätzt: die Stadtmenschen, die fußläufig etwas erleben wollen, die Lokale, Restaurants, Kneipen, Bars. Kurz: Der Anwohner von Kultur, Stadtleben, Innenstadt richtet sich und die Ordnungswaffen des Staates auf genau das, was ihn zu einem Leben in der Stadt bewogen hat. Hier in Duisburg gerne auf das DJäzz. Daher geht vor der Tür gar nichts, (sehr nette) Security bittet unablässig um Ruhe vorm Haus, dicke, schalldichte Türen lassen keinen Mucks aus dem Keller steigen und die Betreiber sehen sich dennoch regelmäßig verklagt und in einer Rechtfertigungsnot.
DAS ist pervers
Allen Anwohnern müsste doch klar sein, das die Stadt pures Leben, Party, Freiheit, Kultur und Faszination ist. Sein darf! Sein können muss!
In der Stadt zu leben bedeutet an all dem teilhaben zu wollen… und vor Allem: es allen Anderen auch gönnen zu müssen. Wer den Spagat nicht gehen kann… der soll sich doch bitte bei der Wahl des Wohnortes cleverer Verhalten und dem Rest der Welt nicht versuchen den eigenen Lebensstil aufzuzwingen.
So ein Laden wie das DJäzz ist an dem Ort genau richtig. Wen es stört, der ist falsch.
Also: Sich gestört Fühlende, zieht weg! Party, Freiheit, Kultur und Musik – Suchende: geht in die Clubs und ins DJäzz!
Ach, zwei weitere Tipps noch, da ihr ja gerade hier lest und evtl. auch in der Stadt lebt:
Große Hunde in innerstädtischen Wohngegenden sind „große Kacke“ und
diese ellenlangen Vollbärte sehen auch in der Stadt voll kacke aus… aber das nur am Rande 😉
(Anmerkung der Redaktion: Dies spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder 😉 )
Soooo, Eisenpimmel. Ach, erstmal „Chris von der Düssel“
Ja, also… Chris von der Düssel ist ein charismatischer Liedermacher, der sein Wirken mit „Drei Akkorde schrammeln und Gedanken rauslassen“ beschreibt. Schade, dass man ihm dabei zusehen musste 😉 Nein, so schlimm war es auch nicht, der Junge ist in Ordnung, er beweist Mut und Haltung, verwaltet bei Facebook auch „Rock gegen Rechts“, feiert das Leben… naja, aber mich packt das weder musikalisch noch sonst irgendwie. In so einem Rahmen ist das Singen von Songs gegen Rechts ja auch immer ein „Predigen zu den Bekehrten“… und langweilt mich. So hätten es 6 Songs inkl. vielleicht mal nem Coversong zum Stimmung machen und mitsingen auch getan… war aber nicht. Für Chris von mir Alles Liebe, nächstes mal komm ich ne halbe Stunde später :-*
DANN, ja dann ging es aber wirklich los mit Eisenpimmel.
Für mich persönlich Premiere, die Band ist selten zu sehen und hatte zuletzt beim Punk in den Karneval 2017 abgesagt, als ich mein Ticket schon wegen ihnen gebucht hatte. Mir hatte es seit Jahren „Füße hoch, Fernsehn an, Arschlecken“ angetan, ansonsten hab ich mich vielleicht mal so durchgeyoutubed, der Kultstatus ist bei mir angekommen, aber ansonsten habe ich mich nicht wirklich ausgiebig mit ihnen beschäftigt.
Damit stand ich an dem Abend allerdings alleine. Die Leute sind mit dem Auftreten der Band komplett ausgerastet und haben tatsächlich jeden Hit der Band exzessiv gefeiert. Dass es davon so viele gibt, hätte ich nicht geglaubt. Die Show hat etwas kabarettistisches, auf Wikipedia wird der Band Satire vorgeworfen, Bärbel Rotzky als Sängerin ist bunt gekleidet, Siggi Katlewski (ebenfalls Gesang) hat sich für eine graue Jogginghose und ein allgemeines Asi-/Workeroutfit entschieden.
Ruhrpott Slang zieht sich durch die gesamte Show, die Menge an Bier, die von den Musikern während des Gigs konsumiert wird, hätte mich wahrscheinlich zu Fall gebracht.
Irgendwie ist die Band schwer zu packen und einzuordnen, Siggi hat ein Pflaster auf der Nase, welches befürchten lässt, dass er seines Nasenflügels verlustig gegangen ist und bei all dem Asigetue kommt der Verdacht auf, dass hier ein paar „echte Ruhrpottasis“ sich in die Hängematte des Systems gelegt haben, ihr Leben mit Alkohol und sonstigen Rauschmitteln durchbringen und dabei ziemlich tiefgründig das Leben auf die simpelsten Inhalte reduzieren:
Musik, Ficken, Alkohol, Heimat
Die Systemverweigerung der Leute vor mir könnte sehr, sehr schade sein, denn es hat schon was philosophisches. Nun denn. Vielleicht sollte man auch einfach sein Hirn an der Kasse abgeben und das tun, was alle tun. Alle Songs mitsingen und hart feiern. Denn das war unbestreitbar der feste Wille von Band und Publikum.
Highlights waren irgendein Pommes Song, ein Bett im Bahnhof, Duisburg is Spitze, Malle, Huka-Tschaka mit Polonaise durch den *winzigkleinerladenwieeinetodesfalle*, Ruhrpott Rhapsodie und Sonne Mond und Scheiße.
Das sind ´ne ganze Menge… und ehrlich gesagt habe ich mich geärgert, nicht alle mitsingen zu können. Eisenpimmel sind ein Ereignis, den Auftritt am nächsten Tag hätte ich gerne auch noch mitgenommen. Wann auch immer die Band auftreten
wird, werde ich versuchen Tickets und den nächsten Tag frei zu bekommen. Die Band ist unangestrengt eine „große Show“, das Konzert war eine Riesenparty und „Bunte Welt Booking“ stellt bei Eisenpimmel fest:
„Eisenpimmel sind gegen Tierversuche, Umweltverschmutzung, Faschismus und Krankheiten aller Art.“. Sie haben vergessen zu sagen, dass sie ´ne geile Liveband sind. Das mach ich dann hiermit einfach mal.
Alle Fotos sind übrigens von Dirk Schäpers, der seine Bilder generell kostenfrei zur weiteren Verwendung zur Verfügung stellt. Danke Junge, Du hast mir den Arsch gerettet!
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Bildquellen
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