Krigsgrav – Leave no Path to Follow (2018)

Krigsgrav
Man stolpert ja immer mal über die ein oder andere Band…und bei vielen davon stolpert man auch ganz fix weiter, ohne sich nochmal umzudrehen. Aber letztens hatte ich das große Glück, dass mir Krigsgrav vor die Füße gefallen sind. Wie, die kennt ihr nicht? Keine Sorge, das werden wir jetzt schnell ändern. Die Texaner haben sich im Jahr 2004 zusammen gefunden, erst noch zu zweit, später dann auf vier Personen aufgestockt. Es folgten eine Demo in 2006, eine EP in 2008 und ein erstes Album in 2010. Anfangs noch im Black Metal verwurzelt, begann die Entwicklung hin zum Melodic Black / Post Black / Doom Metal. Irgendwo da sind die Jungs zu finden, ohne eine feste Zuordnung zu einem speziellen Genre.
Die Alben
Auf Spotify findet man die letzten 3 Alben, die auf die Namen The Carrion Fields (2014), Waves of Degredation (2016) und Leave No Path to Follow (2018) hören. Die orgeln bei mir alle seit einigen Wochen abwechselnd durch…und ich schreibe dieses Review erst jetzt, weil ich mich bestimmt 14 Tage lang nicht entscheiden konnte, über welche Scheibe ich nun schreiben soll. Denn um es vorweg zu nehmen…die sind alle grandios gut und liegen vom Stil her eng zusammen. Da werden wenig Experimente gewagt und ich muss sagen, mir gefällt das. Ich habe bei vielen Bands das Problem, das mir Album X gefällt, dann hat man krampfhaft was am Stil geändert und alles davor oder danach sagt mir nicht mehr zu. Und das ist bei den Jungs hier zum Glück nicht so.
Leave No Path to Follow
Das letzte Werk der Amerikaner bringt es auf 6 Songs und 53 Minuten Spielzeit. Der Titelsong startet schon mal super atmosphärisch und man ist nach den ersten Sekunden versucht zu glauben, dass man gerade ein Lied von Joy Divison angeworfen hat. Geschickt wird eine Grundstimmung aufgebaut, die sofort einstimmt und Lust auf mehr macht. Wenn bei 1:30 min dann die Drums einsetzen, ist Joy Division allerdings schnell vergessen und es wird melodisch düster, getragen von fast schon mahlenden Gitarren. Nach 2:40 min Intro setzt dann der Gesang ein…kam einem dann doch irgendwie gar nicht so lang vor. Und das ist auch schon die erste große Qualität von Krigsgrav…bei ihnen klingen auch längere ruhige Passagen nicht langweilig. Die knurrenden Growls sind dann ganz typischer Black Metal und ergänzen sich wunderbar mit dem Klangteppich, der geboten wird.
Meister der Melodie
Alleine die Melodie, die bei Min 9:10 einsetzt…grandios. Da machen andere ein ganzes Lied draus (wenn sie gut sind)…hier wird so ein geiles Stück Musik einfach mal aus Ausklang für einen 11 Minuten Song genutzt. Das macht schon beim ersten Lied Spaß. Mal plätschert die Musik vor sich hin, wechselt dann das Tempo und erfordert wieder deine ganze Aufmerksamkeit.
„Strenght Through Wounding“ legt ebenfalls sehr melodisch los, kommt aber deutlich schneller zur Sache, als der Vorgänger. Der gequälte, fast leidende Gesang, bohrt sich tief ins Gehör, wenn man sich denn richtig auf die Musik einlässt. Absolut großartig.
Eckig und kantig
„Forging with Broken Hands“ klingt zuerst etwas eckiger und kantiger, geht nicht mehr so gefällig in den Gehörgang. Das bessert sich allerdings ca. ab der Hälfte und dann gefällt mir plötzlich auch die Nummer richtig gut. Weiter geht es mit „Dark Pools“ und ähnlichem Schema. Auch hier kommen erst im Laufe des Liedes die richtig geilen Stellen, die dann sofort Spaß machen. Ein paar Breaks eingestreut…teilweise etwas diffuse Melodien…das gefällt.
Endspurt
Mit „The End“ biegen wir passenderweise auf die Zielgerade ein. Ein richtig geiler Song, der besonders von den eindringlichen Vocals und Tempowechseln lebt. Gerade zum Ende hin auch wieder richtig starke Riffs.
https://youtu.be/qNJQU_fIEJI
Mit „Brave“ (übrigens ein Katatonia Cover) folgt nochmal ein 10 Minuten Klopper zum Abschluß, der Anfangs wieder alles anders macht. So viele Einflüsse, die die Band in ihrer Musik verarbeitet, wenn man nur genau hin hört. Ich kann gerade noch nicht sagen, woran mich das Riff am Anfang erinnert…aber es erinnert mich an irgendwas 😉 So endet die Scheibe nach 53 Minuten und irgendwie kam einem das alles gar nicht so lang vor.
Fazit
Wunderbar düster und Abwechslungsreich zugleich…viele Tempowechsel, eingängige Melodien…die Augen schließen und alles aufsaugen, auch die seichten Töne im Hintergrund. Bei Krigsgrav kann man viel entdecken, wenn man nur will. Das gilt für alle 3 Alben, die auf Spotify zu finden sind. Das ist ganz toller atmosphärischer Underground Post Black Metal aus den USA. Je mehr man sich mit Underground Musik beschäftigt (siehe auch mein Dödsrit Review KLICK), je mehr fällt einem auf, dass einen der überproduzierte und gelackte Kram der großen Bands eigentlich nur noch langweilt. Die kleinen Bands machen richtig Spaß, man muss sich nur drauf einlassen…und in die Thematik reinhören. Dafür braucht man etwas Geduld, aber es lohnt sich.
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Bildquellen
- Krigsgrav-Beitrag: Amazon
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