WINTERFYLLETH – The Reckoning Dawn
Gewaltiger eindrucksvoller Black-Metal
Seit der Veröffentlichung von SOJOURNER mit „Premonitions“ (Review hier) bin ich in Sachen Black-Metal gerade etwas verwöhnt. WINTERFYLLETH haben zeitgleich ihren Longplayer „The Reckoning Dawn“ veröffentlicht. Wer hat nun die Nase vorn? Wir werden sehen…
WINTERFYLLETH sind eine erfahrene Gruppe aus England, die 2007 ihr erstes Demo „Rising Of The Winter Full Moon“ herausgebracht haben. Im Jahre 2018 wandelten sie mit ihrem Album „The Hallowing Of Heirdom“ auf ganz anderen Pfaden. Keine Spur von Black-Metal oder sonstigem Metal. Ein reines Akustikalbum, welches mit traditioneller Instrumentalisierung ganz und gar den Folkbereich bediente. Es ist ein absolutes Ausnahmealbum und in jedem Fall ebenfalls sehr hörenswert.
Zurück zu den Ursprüngen
Jetzt haben wir den aktuellen Output auf dem Drehteller und ich kann vorweg behaupten, dass WINTERFYLLETH mit „The Reckoning Dawn“ höllisch gut abgeliefert haben. Man fröhnt wieder dem harten erbarmungslosen Black-Metal-Sound und es gibt gehörig auf die Ohren. Doch warum ich trotzdem noch Steigerungspotential sehe, erfahrt Ihr in diesem Bericht.
Die erbarmungslose Dunkelwelt
erwartet Euch und die Reise startet mit dem Opener „Misdeeds Of Faith“, zu dem jüngst ein Lyrikvideo erschienen ist. Akustisch fackelt man nicht lange herum und es erfolgt direkt eine klare Ansage. Wie eine bedrohliche schwarze Wolkenwand bricht ein erbarmungsloses Soundgewitter über Euch herein und fährt erbarmungslos böse mit sägenden Riffs und Blastbeats in die Gehörgänge. Auffallend sind die mystischen kathedralen Chorelemente in diesem Song, welche dem Song eine außergewöhnliche Nuance verleiht. Als außergewöhnlich würde ich auch den Song
„Absolved In Fire“
bezeichnen. Dabei handelt es sich um einen gigantomanischen Song von knapp 10 Minuten Länge und stellt eines der Highlights auf dem Album dar. Ihr werdet mit einem traumhaft schönen melodischen Beginn unter Einsatz von akustischer Gitarre und Streichinstrumenten in eine wunderbare melancholische Stimmung getragen. Der gut in Szene gesetzte Spannungsbogen führt Euch nach und nach zu einem Abgrund und dann…. packt es Euch! Der brachiale Soundtornado zieht Euch in die Dunkelheit und hält Euch für den Rest des Songs mit kaum nachlassender Intensität fest.
Beim Titelsong „The Reckoning Dawn“
verhält es sich etwas anders. Nachdem von Blastbeats befeuerten Beginn entwickelt sich der Song nach dem Abdriften in langsameres Fahrwasser zu einem monumentalen Highlight. Die hervorragenden Gitarren(soli) und die beseelten Streicher sind die Pinsel, welche dem Song einen verdammt epischen Anstrich verpassen, der mal mehr und mal weniger dem gesamten Album anhaftet.
Geschmacksfrage
Ich hatte eingangs das zeitgleich erschienene Album „Premonitions“ von SOJOURNER erwähnt. SOJOURNER setzt bei seinem Album mit Frauengesang, Piano und Flötenspiel seine Akzente, während WINTERFYLLETH mehr mit akustischen Gitarren, Streichinstrumenten und Chorgesängen arbeitet. Dabei denke ich, dass es hier wirklich persönliche Geschmäcker sind, die das eine oder andere bevorzugen. Für mich hat beides seinen Reiz und schafft seine ganz eigene Atmosphäre. Insgesamt halte ich SOJOURNER auf ihrem Album für eine Spur vielseitiger. WINTERFYLLETH hätten dies genauso in ihrer ganz eigenen Art und Weise haben können. Dies möchte ich in meinem Fazit erläutern.
Fazit
Man braucht sich nicht darüber streiten, dass WINTERFYLLETH mit „The Reckoning Dawn“ ein verdammt starkes Album abgeliefert haben, was mit einer dichten Atmosphäre aufwarten kann. Ich habe es sofort meiner Sammlung hinzugefügt. Und doch habe ich Anlass zu leicht kritischen Tönen. Die Band hat ihre Vielseitigkeit vor allem mit dem letzten folkloristischen Akustikalbum „The Hallowing Of Heirdom“ eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Diese traumhaften Kompositionen, welche unter anderem von Gitarren, Streichern und cleanen Chorgesängen geprägt sind, erschaffen eine ganz besondere Welt. Ich hätte mir gewünscht, dass der Geist dieses Albums noch intensiver in das aktuelle Album „The Reckoning Dawn“ eingeflossen wäre. Dies hätte dem Album meiner Meinung nach noch mehr Tiefgang, Vielschichtigkeit und Brillanz geschenkt.
Kleiner Hinweis noch…
In diesem Zusammenhang möchte ich auf die deutsche Band HALLS OF OBLIVION aufmerksam machen, die letztes Jahr mit „Endtime Poetry“ ein Hammeralbum veröffentlich haben, welches ein großartiges Beispiel für vielschichtigen abwechslungsreichen Black-Metal darstellt.
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Bildquellen
- Winterfylleth-The Renocking Dawn: Winterfylleth, Label: Candlelight Records
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