Ist das Wacken was für mich?
Ist das Wacken was für mich?
Lohnt es sich wirklich, da hin zu fahren? Ist das Wacken was für mich? So viele schwärmen doch davon…da muss doch was dran sein? Ich denke mal, diese Fragen stellen sich viele Metalheads, die noch nie dort waren…und ganz ehrlich, ich hab sie mir ebenfalls gestellt. Daher möchte ich ein kleines Fazit zu meinem Wackenbesuch 2019 zusammen schreiben und so vielleicht einigen von euch bei der Entscheidungsfindung helfen.
Zuerst ein paar Fakten
Als das Wacken 1990 mit 800 Zuschauern in seine erste Runde ging, war für die Veranstalter sicher nicht absehbar, das daraus mal eines der größten Metal Festivals der Welt werden würde. Inzwischen werden 75.000 Tickets verkauft und es heißt jedes Jahr „Sold out“. Dazu kommen nochmal ca. 10.000 weitere Menschen, die als Mitarbeiter, Künstler, Presse u.s.w. auf dem Wacken vertreten sind. Wir reden hier also fast von einer Großstadt, die sich für ein paar Tage auf einem Acker einfindet. Ca. ein Drittel der Besucher kommen aus dem Ausland und wenn man sich in ein paar Wacken Facebook Gruppen aufhält, ist man erstaunt, von wo die Leute so anreisen. Da ist von Pakistan über Neuseeland, Mexiko, Chile, Australien u.s.w. alles dabei. Mir war vorher jedenfalls nicht bewusst, dass das Wacken so international ist…super Sache.
Noch mehr Zahlen
Ich habe mal bei Wikipedia ein paar Zahlen zusammengesucht (und die sind vermutlich schon etwas älter). Es werden ca. 45Kilometer Bauzaun aufgestellt, das Infield ist über 43.000qm groß, es gibt 1300 Toiletten und 500 Duschen. 2200 LKWs mit Material werden bewegt, dazu 75 Sattelzüge Bühnenmaterial, 10 Sattelzüge Tontechnik und 27 Sattelzüge Lichttechnik. Es wurden Drainagen verbaut, damit der Acker bei starkem Regenfall im Bereich der Bühnen nicht komplett absäuft. 10km mobile Schwerlaststraßen wurden verlegt…auch die Bundeswehr verlegt auf dem Wacken Gelände Faltstraßen. Diesen Vorgang kann man sich sehr schön beim Harry Metal in einem Video anschauen. Der Harry dokumentiert offiziell das Wacken und ist immer mit interessanten Vorabvideos vom Aufbau am Start.
Es werden nicht nur die offensichtlichen Dinge geleistet, sondern auch all die Sachen, die man so nicht sieht. Glasfaserkabel verlegt, Sendemasten für Mobiltelefone installiert, eine 1km lange Bierpipeline versorgt gewisse Stände mit Bier, Zu- und Abwasser muss verlegt werden u.s.w
Der Eintrittspreis
Bis 2019 lag der Preis noch bei 220 Euro. Für das Jahr 2020 ist der Preis für das Ticket auf 239 Euro gestiegen. Klingt jetzt erst mal nach viel Geld (ist es natürlich auch)…aber wenn man das Gesamtpaket bewertet, den Aufwand berücksichtigt, der dort betrieben wird, die Menge an Bands und Bühnen sieht, die Anzahl an Mitarbeitern vor Ort…ich denke, dann geht das schon in Ordnung. Ihr dürft ja nicht vergessen…jede Bühne bedeutet direkt eigene Technik, Stagemanager, Tontechniker, Organisation, Auf- und Abbau u.s.w.
Was bekomme ich für meine Kohle?
Ganz kurz gesagt….
- Campen von Montags 15 Uhr bis Sonntags
- Konzerte von Mittwoch bis Samstag (offizieller Start ist glaube ich immer noch der Donnerstag)
- 11 Bühnen
- über 200 Bands
- kostenfreie Duschen und Toiletten
- diverses Rahmenprogramm (Walking Acts, Auftritte von Comedians, Talkrunden, Gaming Zelt, Kino, Ausstellungen u.s.w.)
Ja und lohnt sich das jetzt?
Ich sag mal so…es kommt drauf an, was Du erwartest. Wenn Du jetzt der Hardcore Metalhead bist, der hauptsächlich zwecks Musikkonsum ein Festival besucht, dann brauchst Du das Wacken imho nicht. Da findet man günstigere Festivals, die nicht so riesig sind. Die können dann ein mindestens genau so gutes Lineup haben (natürlich nicht die Menge an Bands) und sind ggf. einfacher zu erreichen. Vor allem kann man es da auch als persönlicher empfinden. Das Wacken ist schon echt groß und vor allem Anfangs ziemlich unübersichtlich. Auf dem Wacken vor der Hauptbühne stehst Du halt gerne mal so weit weg, das Du eher auf die Videoleinwand als auf die Bühne selbst guckst. Klar, man kann sich auch nach vorne durchdrängeln…aber dann sind u.U. die Wege zur Toilette oder zum Bierstand nicht mehr so einfach…und der jüngste ist man ja auch nicht mehr. Oder man geht einfach zu einer der kleineren Bühnen und schaut sich die Perlen da an…es sind genügend gute Bands im Lineup, die man vorher vielleicht nicht kannte.
Fette Party
Wenn Du Bock auf ne riesen Party hast, ausgelassene Stimmung, ständig gut gelaunte Menschen sehen willst und dich Warteschlangen bei der An- und Abreise nicht abschrecken, ja dann nix wie hin zum Wacken. Dafür musst Du dann aber z.B. auch mal Schlagermusik auf dem Campground ertragen oder dir dementsprechend verkleidete Leute im Infield anschauen. Das Wacken ist insgesamt ein beeindruckend organisiertes Event und ich selbst würde definitiv nochmal hin fahren. Es hat auf jeden Fall seinen eigenen und besonderen Spirit.
Vergleich mit anderen Festivals
Ich will das Wacken jetzt nicht 1:1 mit anderen Festivals vergleichen. Aber es lohnt sich z.B. auch mal einen Blick Richtung Summerbreeze. Das ist von der Besucherzahl, Anzahl der Bühnen, der Größe des Geländes und dem Eintrittspreis so ziemlich genau die Hälfte vom Wacken. Von den Bands her macht man da aber sicher keine Abstriche und ich fand auch dieses Festival hervorragend organisiert. Auch dort kann man eine Menge Spaß haben und geile Leute kennen lernen. Oder man mag es noch viel übersichtlicher und nimmt eines der kleineren Festivals, die ebenfalls hervorragend organisiert sind, wo eine Menge Liebe und Herzblut drin steckt. Bei uns in der Ecke (Ruhrpott) wären das z.B. das Rage Against Racism Festival in Duisburg, das Nord Open Air und das Turock Open Air in Essen, das Dong Open Air in Neukirchen-Vluyn, oder indoor das Ruhrpott Metal Meeting in Oberhausen …es gibt so viele.
Schlusswort
Aber viel wichtiger, als der Ort, sind die Menschen, mit denen Du da bist. Schnapp Dir ein paar coole Freunde und dann ist es total egal, ob 5000 oder 50000 Zuschauer, ob Amon Amarth oder Astillian…ihr werdet Spaß haben. Man muss nicht unbedingt Slayer oder Maiden sehen, um gut drauf zu kommen. Für mich waren Downfall of Gaia, Nailed to Obscurity und natürlich auch die beiden Bands, mit denen ich da war (Gloryful und Night in Gales) die größeren Attraktionen, als die Bands auf den Mainstages.
Danke nochmal an Jens für die Einladung und die Organisation und an die ganze Crew für die geile Zeit 🙂
Falls Du die bisherigen Teile unserer kleinen Wacken Serie verpasst hast und nicht suchen willst… Teil 1 KLICK, Teil 2 KLICK, Teil 3 KLICK. und Teil 4 KLICK
Wenn Du weitere News, Reviews und Berichte lesen willst, dann lass uns doch ein Like auf Facebook da…wir würden uns sehr freuen KLICK
NEWSLETTER. FREITAGS. KOSTENLOS.
Bildquellen
- Wacken 2019 – Artist Bändchen: © Metal-Heads.de - Moldi
- Wacken-Fazit: Bildrechte beim Autor
Neueste Kommentare