DEATH OF GIANTS-„VENTESORG “ Review

(English review below)

Musik als Ausdruck persönlicher Schicksale!

Viele Musiker verarbeiten persönliche Erlebnisse, Ängste und Sorgen in ihren Songs. Dies trifft vor allem und ganz besonders auf das Album „Ventesorg“ von DEATH OF GIANTS zu. Als Ein-Mann-Projekt teilt Morten Søbyskogen mit uns eine Erfahrung, die persönlicher und trauriger nicht sein könnte. Und ich muss gestehen, dass ich mit dem Wissen um den persönlichen Hintergrund des Albums ebenfalls beim Hören emotional zutiefst berührt worden bin.

Ich erinnere mich an das Album „The Oubliette“ (2020) von THE RETICENT. Damit hat Chris Hathcock ein ganzes Album der Alzheimer Krankheit gewidmet(Review). „Ventesorg“ offenbart eine andere, aber nicht weniger traurige und herzergreifende Geschichte. Es handelt von einer Liebesbeziehung zwischen Morten aus Norwegen und Sandra aus Österreich. Die Entfernung konnte der Liebe nichts anhaben, dafür aber die Krebsdiagnose für Sandra. Man hatte bei ihr einen Gehirntumor diagnostiziert und die Ärzte gaben ihr noch zwei bis fünf Jahre zu leben. Sandra starb 3,5 Jahre nach der Diagnose in einem Alter von 31 Jahren.

Morten sagt über das Album:

Ventesorg ist zweifelsohne das persönlichste Album, das ich je geschrieben habe. Und es war mir sehr wichtig, jeden Aspekt richtig hinzubekommen.
Es ist extrem schwierig, die Reise und all die Emotionen zu beschreiben, die ich in den Jahren zwischen Sandras Hirnkrebsdiagnose und ihrem Tod im Mai 2018 erlebt habe.
Ich wollte dies durch die Musik selbst vermitteln, begleitet von Texten, die brutal ehrlich und persönlich sind.
Ich glaube, dass diese Ehrlichkeit die Zuhörer auf ihre eigene Art und Weise treffen wird, denn Trauer und Verlust ist etwas, das wir alle im Leben erfahren haben oder erfahren werden.

Pressetext

Ein emotionales schwarzes Loch

Was erwarte ich mit so einem Vorwissen von diesem Album? Ich kann es nicht sagen, denn die Emotionen dürften angesichts eines solchen Schicksals sehr vielfältig sein. Trauer, Wut und Verzweiflung wären die ersten Stichworte, die mir einfallen würden. Morten hat sich bei der musikalische Verarbeitung für den Doom Metal entschieden, den er mit allerlei anderen Einflüssen für sich konzipiert hat. Man kann durchaus musikalische Querverweise an Bands wie ‚Draconian‘ oder ‚Paradise Lost‘ ziehen. So weiß man ungefähr, was einen erwartet.

Zunächst beginnt das Album mit einer bedächtigen melancholischen Einleitung, bei der Morten mit zerbrechlicher melodischer Stimme die Reise beginnt.

When the shit hits the fan
(wenn die Kacke am Dampfen ist)
what will it be like
(wie wird es sein)
To be your support when you want to walk
(deine Stütze zu sein, wenn du gehen willst)
When the shit hits the fan
(Wenn die Kacke am Dampfen ist)
can I be the man you need
(kann ich der Mann sein, den du brauchst)
Your haven
(dein Zufluchtsort)
Where fear has no room
(wo Angst keinen Platz hat)

Songtext „Premonition“

Es wird finster

Doch mit dem Song „Was It All A Dream“ ändert sich das musikalische Bild. Es wird düster und massiver. Der Song fährt durch doomige Gewässer. Morten wechselt zwischen extremen und cleanen Vocals, was seine Zerrissenheit sehr deutlich herausstellt. Was muss es für eine Belastung sein, wenn man erfährt, dass die geliebte Partnerin dem Tode geweiht ist? Welche Stärke wird einem abverlangt, um trotzdem für seine Liebe da zu sein, ihr den Halt in schweren Zeiten zu geben, obwohl man selber in ein schwarzes Loch fällt und das Gefühl hat als würde alle Last der Welt wie ein Bergmassiv auf einem ruhen?

Es ist schier unmöglich nicht mitzufühlen, wenn Morten seine Emotionen gesanglich nach außen kehrt und durch passende dramaturgische instrumentale Begleitung intensiviert. Die Songs sind recht progressiv aufgebaut, was dem Ausdruck der verschiedenen Gefühlswelten sehr zu Gute kommt und zu einem umfangreichen Hörerlebnis führt. Es gibt massive rifflastige Parts, aber auch hochmelodische epische Momente, die unter anderem mit gefühlvollen Gitarrensolos glänzen. Dramatisch wird es vor allem, wenn im Song „Was It All A Dream“ ein Audiomitschnitt des Eheversprechens eingebunden wird. Eine Hochzeit, die trotz vorheriger Diagnose vollzogen wurde. Sehr ergreifend!

Ein ganzes Leben… und dann doch nicht!

Die Ärzte gaben Sandra eine Lebenserwartung zwischen zwei und fünf Jahren. „A Sense Of Urgency“ beleuchtet das emotionale Dilemma. Es war noch früh auf der Uhr des Lebens, als plötzlich aus dem Nichts der Zeiger auf Fünf vor Zwölf gestellt wurde. Wie soll man ein ganzes Leben in zwei bis fünf Jahren leben? Wie verbringt man die gemeinsame Zeit, wenn man nicht weiß wie lange sie überhaupt dauern wird? Der Song vermittelt in melodisch epischen Phasen die ungeheuer Verzweiflung, die mit dieser Frage einhergeht. Ein monumentales Solo vom Gastmusiker Lars Ivar Stranden intensiviert das Ganze noch.

„Distance“ ist ein abgrundtiefer Song und die dunklen Cello-Klänge zu Beginn erschaffen eine Welle der Traurigkeit, die den Hörer in eine dunkle kalte Hölle reißen. Die dunklen Growls verkörpern das Grauen und die Hölle, durch welche die beiden Liebenden gehen müssen. Immer wieder fällt die melodische Leadgitarre auf, deren lieblichen Melodien mit den dunklen Growls einhergehen und dem Ganzen so noch mehr emotionale Eindringlichkeit verleihen.

„Only The Good Die Young“ ist ein Cover und im Original von Steve Harris und Bruce Dickinson für IRON MAIDEN geschrieben worden. Natürlich ist der flotte Heavy Metal Charakter des Originals hier kein Thema. Es ist ein ruhiger nachdenklicher Song und in dieser Form wunderbar ins Konzept integriert. Somit könnte man es quasi als die Ballade des Albums bezeichnen.

„Das Ende Ist Da“

besiegelt als episches Finale mit einer Spielzeit von über 11 Minuten nun die letzten Momente im Leben von Sandra. Sie ist mittlwerweile durch den Krebs stark geschwächt. Daher ist es nur eine Frage von Tagen bis das Ende naht. Die Eltern von Sandra treffen gerade noch rechzeitig ein. Und alle stehen Sandra in ihren letzten Tagen und ihren letzten Momenten bei, bevor der Tod sie schließlich an die Hand nimmt und sie für immer weg von ihren Liebsten führt.

Es ist ein Song, der sehr ruhig beginnt und sich zu einem monumentalen Epos aufbaut. Der tragische verzweifelte Kampf gegen das Unvermeidliche wird hier wieder eindrucksvoll gesanglich offenbart und man kann es förmlich spüren. Es geht unter die Haut. Und dann am Ende folgt der unendliche Schmerz, die Morten in extremer Art gesanglich umsetzt. Am Schluss ruft Morten seiner Frau die Zeilen „Ich Vermisse Dich“ in die Unendlichkeit hinterher.

Fazit

Morten ist es mit DEATH OF GIANTS gelungen auf dem Album „Ventesorg“ die Gefühlswelt von Schmerz, Wut, Trauer und Verzweiflung eindrucksvoll einzufangen. Dabei wird aber auch die innige Liebe deutlich, die er für seine Frau empfunden hat. Morten schafft es den Hörer musikalisch an die Hand zu nehmen und ihm die Emotionen brutal authentisch auf verschiedene Weise nahezubringen. Es ist ein höchst emotionales Erlebnis, dass den Hörer sehr berührt. Am Ende muss man das Ganze erst einmal sacken lassen und verarbeiten.

English review

Music as an expression of personal fates!

Many musicians process personal experiences, fears and worries in their songs. This is especially and particularly true of the album „Ventesorg“ by DEATH OF GIANTS . As a one-man project, Morten Søbyskogen shares with us an experience that could not be more personal and sad. And I must confess that knowing the personal background of the album, I have also been deeply touched emotionally while listening to it.

I remember the album „The Oubliette“ (2020) by THE RETICENT . With it, Chris Hathcock dedicated an entire album to Alzheimer’s disease (Review). „Ventesorg“ reveals a different, but no less sad and heartbreaking story. It is about a love affair between Morten from Norway and Sandra from Austria. The distance could not harm the love, but the cancer diagnosis for Sandra. She had been diagnosed with a brain tumor and the doctors gave her two to five years to live. Sandra died 3.5 years after diagnosis at age 31.

Morten says about the album:

„Ventesorg“ is without a doubt the most personal album I have ever written, and it was of great importance for me to get every aspect right.
It is extremely difficult to describe the journey and all the emotions I have had throughout the years between Sandra receiving the brain cancer diagnosis, until her death in May 2018.
I wanted to convey this through the music itself, accompanied by lyrics that are brutally honest and personal.
I believe this honesty will hit listeners in its own way, as grief and loss is something we all have or will experience in life.

Presstext

An emotional black hole

With such prior knowledge, what do I expect from this album? I can not say, because the emotions should be very diverse in the face of such a fate. Sadness, anger and despair would be the first keywords that would come to mind. Morten has chosen Doom Metal for the musical processing, which he has designed for himself with all sorts of other influences. You can definitely draw musical cross-references to bands like ‚Draconian‘ or ‚Paradise Lost‘. So you know roughly what to expect.

First, the album begins with a thoughtful melancholic introduction, where Morten begins the journey with a fragile melodic voice.

When the shit hits the fan
what will it be like
To be your support when you want to walk
When the shit hits the fan
can I be the man you need
Your haven
Where fear has no room

Songtext „Premonition“

It gets dark

But with the song „Was It All A Dream“ the musical picture changes. It becomes darker and more massive. The song sails through doomy waters. Morten alternates between extreme and clean vocals, which brings out his brokenness very clearly. What a strain it must be to learn that your beloved partner is doomed to die? What strength is required to be there for your love, to give her support in difficult hard times, although you yourself fall into a black hole and feel as if all the weight of the world rests on you like a giant mountain?

It is almost impossible not to feel with Morten when he expresses his emotions vocally and intensifies them with suitable dramaturgical instrumental accompaniment. The songs are quite progressively structured, which is very good for the expression of the different emotional worlds and leads to an extensive listening experience. There are massive riff-heavy parts, but also highly melodic epic moments that shine with soulful guitar solos, among other things. It becomes especially dramatic when an audio recording of the wedding vows is integrated in the song „Was It All A Dream“. A wedding that was performed despite the previous diagnosis. Very touching!

A whole life… and then not!

Doctors gave Sandra a life expectancy of between two and five years. „A Sense Of Urgency“ illuminates the emotional dilemma. It was still early on the clock of life when suddenly, out of nowhere, the pointer was turned to five to twelve. How to live a whole life in two to five years? How do you spend your time together when you don’t know how long it will even last? The song conveys in melodic epic parts the tremendous despair that comes with this question. A monumental solo by guest musician Lars Ivar Stranden intensifies the whole thing.

„Distance“ is an abysmal song and the dark cello sounds at the beginning create a wave of sadness that pulls the listener into a dark cold hell. The dark growls embody the horror and hell that the two lovers have to go through. Again and again the melodic lead guitar stands out, whose lovely melodies go hand in hand with the dark growls, giving the whole thing even more emotional urgency.

„Only The Good Die Young“ is a cover and was originally written by Steve Harris and Bruce Dickinson for IRON MAIDEN. Of course, the snappy heavy metal character of the original is not an issue here. It is a quiet thoughtful song and in this form wonderfully integrated into the concept. Thus, you could virtually call it the ballad of the album.

„Das Ende Ist Da“

seals as an epic finale with a playing time of over 11 minutes now the last moments in the life of Sandra. She is meanwhile weakened by the cancer. Therefore, it is only a matter of days until the end is near. Sandra’s parents arrive just in time. So they can all stand by Sandra in her last days, before death finally takes her by the hand and leads her away from her loved ones forever.

It is a song that begins very quietly and builds up to a monumental epic. The tragic desperate struggle against the inevitable is again impressively revealed vocally here and you can literally feel it. It gets under the skin. And then at the end follows the infinite pain, which Morten sings in an extreme way. At the end Morten calls his wife the words „Ich vermisse dich!“ in the infinity behind.

Conclusion

Morten has succeeded with DEATH OF GIANTS on the album „Ventesorg“ to impressively capture the emotional world of pain, anger, grief and despair. However, the intimate love he felt for his wife also becomes clear. Morten manages to take the listener musically by the hand and show him the emotions brutally authentic in different impressive ways. It is a highly emotional experience that touches the listener very much.