Das Portrait: Die Rockmusikerin Leonie Jakobi
Diese Frau lebt in zwei Welten: im beschaulichen Dreieich bei Frankfurt und in der Beatles-Stadt Liverpool. Diese Frau komponiert, singt und spielt Gitarre, hat aber auch ´ne Band und dazu noch weitere Jobs. Wir von metal-heads.de stellen euch heute mit Leonie Jakobi eine echte Powerfrau vor, die unserer Ansicht nach das Zeugs zum Rockstar hat.
Geboren in Dreieich, zuhause in der Welt
- Hallo Leonie! Wo erreiche ich dich? Was machst du gerade?
Antwort Leonie Jakobi: Hi Ralf! Ich sitze grade Backstage in der o2 Academy Liverpool, wo ich als Show Rep zusehe, dass den Abend über alles glatt läuft und die Bands sich wohlfühlen.
- Für unsere Leserschaft, die dich noch nicht kennt: bitte stell‘ dich doch erst einmal vor!
Ich bin Leonie Jakobi, 27 Jahre alt und ich komme aus dem wunderschönen Städtchen Dreieich, bei Frankfurt am Main. Seit ich 12 bin, habe ich dort in der Gegend Musik gemacht und schließlich parallel dazu noch Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Management in Frankfurt studiert. 2018 bin ich nach Liverpool gezogen, um Songwriting und Performance zu studieren. Mittlerweile pendel ich zwischen Liverpool und Dreieich und mache so viel Musik wie möglich.
Auf den Spuren der FabFour – Leonie in Liverpool
- Wow! Du bist also quasi jetzt eine halbe Britin. Wie war es für dich, die deutsche Sprache aufzugeben und fortan in Liverpool zu leben, auf Englisch zu studieren?
Mit dem Englisch hatte ich weniger Probleme, aber Scouse (Liverpool Akzent) ist ein anderes Thema! Spaß beiseite, die ersten paar Monate waren schon etwas anstrengend, wenn man den ganzen Tag über nur eine Fremdsprache spricht. Da habe ich dann abends doch immer mal ein paar deutsche Serien geschaut, um den Kopf abzuschalten. Die Uni ist auch sehr international, also gab es viele Studenten, die sich ebenfalls erstmal an das neue Land und die Sprache gewöhnen mussten. Aber nach dem ersten Semester war das gar kein Problem mehr – jetzt habe ich eher das Problem, dass mir Wörter manchmal in beiden Sprachen fehlen!
- Überhaupt: das LiPa. Gegründet von Sir Paul McCartney. Bei den vielen Hundert Studentinnen und Studenten, die pro Semester dort zu studieren beginnen. Hat man da überhaupt mal eine Chance, dieser Beatles-Legende näher zu kommen?
Paul McCartney ist leider nicht so viel vor Ort involviert, wie sich das viele sicherlich wünschen würden. Ab und zu gibt er eine Masterclass im Auditorium, die sich dann einige hundert Studenten anschauen und Fragen stellen können. Für die Songwriting Studenten gibt es allerdings noch eine Möglichkeit. Jedes Jahr werden 5-10 Studenten aus dem letzten Unijahr ausgewählt und sie bekommen eine 1-to-1 Songwriting Session mit Paul McCartney. 2021 war auch ich eine der Überglücklichen und hab die Chance bekommen ihm drei meiner Songs vorzuspielen und sie mit ihm zu besprechen. Das war schon eine sehr surreale Erfahrung! Aber nach dem ersten Schock war ich ganz entspannt, er ist tatsächlich so nett und zugänglich, wie jeder in der Industrie sagt.
Ist das nicht Sir Paul McCartney auf dem Bild?
- Respekt, dass du diese einmalige Chance zum Privatunterricht bei einem der noch lebenden Beatles hattest. Und nach dem coronabedingten Online-Meeting habt ihr euch zu deiner Zeugnisverleihung dann sogar noch persönlich getroffen, stimmt das?
Genau, er kommt jedes Jahr zur Graduation Zeremonie nach Liverpool und gratuliert jedem Studenten einzeln und macht ein Foto mit jedem.
Brit-Rock mit Blondie-Bezug
Wir bauen einfach mal zwischendurch einen akustischen und visuellen Eindruck von Leonie Jakobi ein. Viel Spaß mit dem Song „Bedroom Eyes“ , der übrigens als eine Art Hommage an Blondie gedacht ist.
Geballte Frauenpower
6. Kommen wir zu deiner Musik. Wenn ich dich beschreiben dürfte: Du bist geballte Frauenpower, sowohl stimmlich als auch an der Gitarre und eher die Rockerin. Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Meine Musik ist stark vom Classic Rock und 60s/70s Rock beeinflusst. Dazu kommt aber auch viel Americana und Folk Musik, die ich sehr gerne höre. Also ein bunter Mix an Gitarrenmusik!
- Wer sind deine Vorbilder? Vermutlich Paul McCartney…
Mein größtes Idol ist Bruce Springsteen. Dieses Jahr hatte ich endlich die Möglichkeit ihn zweimal live zu sehen – was eine Show! Dann höre ich auch sehr gerne Janis Joplin, Pat Benatar, Blondie, Heart, Queen, Fleetwood Mac,… All the Greats! Aber auch neuere Bands wie Larkin Poe, Arielle, Dorothy liebe ich. Im Americana Bereich bin ich riesiger Fan von Brandi Carlile und Jason Isbell.
„Nothing More To Say“ – die brandneue EP von Leonie Jakobi
- Ganz frisch ist deine EP „Nothing More To Say“ erschienen (die man hier bestellen kann). Was erwartet da die Zuhörer und vor allem: Bist du zufrieden mit deinem Werk? Es steckt ja schließlich ganz viel Herzblut in den Songs.
Ich bin super zufrieden mit der Platte! Es ist meine erste richtige EP und ich bin froh, dass wir uns viel Zeit damit gelassen haben. Mit Anfang 20 verändert sich noch so viel was deine Einflüsse und Persönlichkeit angeht, jetzt fühlt sich alles richtig an.
- Du zählst als Frau im Rock-Business ja leider zu einer viel zu selten gewordenen Spezies, gerade auch auf europäischen Festivals. So habe ich bei Rock am Ring im Jahr 2022 echt suchen müssen, ob überhaupt Frauen am Start sind. Woran liegt das deines Erachtens, dass keine Suzi Quatros, Pat Benatars oder Kim Wildes mehr nachkommen?
Das ist eine sehr gute Frage und eine , die mich auch immer wieder beschäftigt. Ich denke allerdings, dass wir optimistisch sein können. Was die Line ups der großen Festivals angeht, gibt es ja eine große Verzögerung zu dem was grade beginnt. Die Bands, die vor 10-20 Jahren angefangen haben und jetzt die großen Festivals spielen, sind zum Großteil männlich. Damals wurde wenig Platz für Frauen gemacht. Auch ich habe als Teenager häufiger von Veranstaltern gehört „Sorry, wir haben schon eine Frau an dem Abend.“ Die meisten Gigs, die wir dann in Jugendzentren und ähnlichem gespielt haben, waren dann „female-fronted nights“. Also gab es alle paar Monate mal die Möglichkeit, dass sich auch mehr als eine Frau im Backstage aufhalten kann.
Mein Eindruck ist allerdings, dass sich das mittlerweile geändert hat. Ich sehe ganz viele junge Frauen, die auf die Bühne wollen, ihr Instrument lernen und Rockstars werden wollen. Ich glaube sogar Fender hat gesagt, dass in den letzten Jahren über 50% der E-Gitarren Käufe von Frauen und Mädchen waren. Also können die Line ups in 10 Jahren schon wieder ganz anders aussehen. Solange man offen für neue Bands bleibt und das Ganze nicht als erledigt abhakt, sobald eine Frau gebucht wurde.
Wünsch dir was!
10. Wo wir schon Rock am Ring erwähnt haben? Wo möchtest du denn mal solo oder mit deiner Band gerne spielen? Du hast drei Wünsche frei….
Ich finde das Red Rocks Amphitheatre in Colorado richtig schön, da würde ich gerne mal spielen.
Whiskey A Go Go in LA ist auch noch auf der Liste und ich glaube das Ryman Auditorium in Nashville wär eine coole Erfahrung!
Wembley Stadium kommt dann im nächsten Leben. 🙂
11. Du pendelst seit Abschluss deines Musikstudiums auftrittsmäßig zwischen Deutschland und England, machst zudem Yoga-Camps in Spanien und tummelst dich auch schon mal in für Wochen in Nashville/USA rum. Bist du eher der Typ „heimattreu“ oder eine ruhelose Vagabundin?
Das wird glaube ich die Frage meines Lebens bleiben. Ich bin auf jeden Fall sehr heimattreu, glaube aber auch, dass man mehrere „Zuhause“ haben kann. Meine Heimatstadt Dreieich wird allerdings immer ganz oben auf der Liste sein. Das Zuhause, das ich mir in Liverpool aufgebaut habe, ist aber auch etwas, wo ich mich super wohl fühle und auch stolz drauf bin. Und von den beiden Orten kommt man ja sehr gut einmal um die Welt. 🙂
Leonie live in Deutschland im Dezember
12. Da sicherlich nicht allzu viele metal-heads-Leser*innen am 4. Dezember in den Cavern Club nach Liverpool kommen konnten, um dich dort live zu erleben: Gibt es noch eine andere Option? Leonie mal ohne Stromgitarre und etwas weniger rockig zu erleben?
Dieses Jahr gibt es noch eine Möglichkeit, und zwar spiele ich zum allerersten Mal ein Weihnachtskonzert! Am Dritten Advent, den 17.12. um 19 Uhr in der Burgkirche Dreieichenhain – meiner Heimat. Ich werde ein paar meiner Songs (vielleicht auch ein Weihnachtslied?) und ganz viele Weihnachtsklassiker spielen. Eintritt ist frei und ich freu mich schon sehr drauf!
13. Hast du schon musikalische Pläne für 2024? Oder wirst du dir erst Silvester gute Vorsätze fürs neue Jahr vornehmen?
Konkrete und spruchreife Pläne habe ich aktuell noch nicht, aber natürlich viele Ideen! Ich möchte nächstes Jahr viel mehr rumreisen, kleine Pub Gigs in Dörfern spielen, Menschen von überall kennenlernen und meine neue Platte unter die Menschen bringen.
Leonie gibt sich die Kugel
14. Wenn du in eine Glaskugel schauen und deine Zukunft sehen könntest: Wo siehst du dich in 10 Jahren?
Im Prinzip genau wie heute – mit Gitarre auf dem Rücken am Flughafen / Bahnhof / im Auto. Vielleicht werden die Bühnen ein wenig größer, aber ich kann mich auch jetzt schon nicht beklagen.
15. Dafür wünschen wir dir ganz viel Erfolg. Traditionell gebühren die letzten Worte immer unseren Interviewpartnern. Was möchtest du unserer Leserschaft oder insbesondere weiblichen Musiktalenten gerne mit auf den Weg geben?
Allen Musikern würde ich gerne sagen: Don’t be too cool to fangirl/fanboy! Sag den Leuten, wenn du ihre Arbeit bewunderst und schätzt. „Networking“ ist an sich nur neue Freunde finden, mit denen du irgendetwas gemeinsam hast. Ob sich daraus etwas direkt Vorteilhaftes für deine Karriere entwickelt, ist unwichtig.
Und wenn ich so drüber nachdenke, gilt das nicht nur für Musiker. Das Wichtigste in deinem Leben sind die Menschen, mit denen du dich umgibst.
Vielen Dank für dieses tolle Interview, Leonie!
Danke dir! Immer wieder schön zu quatschen!
In eigener Sache
In loser Reihenfolge hatten wir euch in der Serie „Das Portrait“ in den vergangenen Jahren immer mal wieder charismatische Charaktere aus dem Musik-Business wie Dirk, Lisa oder Marcelo vorgestellt. Gefällt euch die Serie? Ist eine Fortsetzung gewünscht? Dann schreibt uns gerne einen Kommentar hier unter den Bericht auf der Internetseite.
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Bildquellen
- Leonie Jakobi und Paul McCartney: Leonie Jakobi / photo credit: Liverpool Institute for Performing Arts
- Leonie Jakobi – Nothing More to Say EP Cover: Leonie Jakobi
- Leonie Jakobi live in Liverpool April 2022: (c) Ralf, metal-heads.de
- Leonie Jakobi: Leonie Jakobi / photo credit: Marieke Macklon
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