Rückblick auf 2022: Musik aus dem Norden

Musik aus dem Norden: mit Kjell Braaten, WARDRUNA, Eivør, NEBALA und FOLKET BORTAFOR NORDAVINDEN
(english version below)
Am 31. Dezember ist es wieder so weit: der Kalender zeigt an, dass 2022 beendet ist und ein neues Jahr beginnt. Zeit für einen Blick auf Musiker, Alben und Konzerte, die mich (nicht nur) in diesem Jahr beeindruckt und begleitet haben.
Heute geht es um Musiker aus dem Norden: Kjell Braaten, WARDRUNA, Eivør, NEBALA und FOLKET BORTAFOR NORDAVINDEN. (In der Reihenfolge der Erscheinungsdaten bzw. Ereignisse)

Alle diese Musiker können der nordischen Folk-Musikszene zugerechnet werden. Was sie innerhalb dieses Genres besonders auszeichnet, ist die Verbindung alter und moderner Elemente. Sie verwenden Instrumente wie Trommeln, Hörner und Leiern, die bereits in der sogenannten Wikingerzeit gespielt wurden. Diese Instrumente erlauben keinen perfekten, gleich reproduzierbaren Klang und klingen daher organisch und natürlich. Ein weiteres Merkmal ist, dass die Möglichkeiten der menschlichen Stimme ausgelotet und damit ein breites Spektrum an Schwingungen erzeugt wird. Außerdem baut die Musik auf klanglichen und rhythmischen Strukturen auf, die vor hunderten von Jahren der Übermittlung von (mythischen) Geschichten, der Begleitung ritueller Handlungen aber auch der Unterhaltung dienten.
Erfahrungen und Weisheiten für den Umgang mit Schwierigkeiten und Herausforderungen
Dass die Musik dabei aktuell und modern klingt, hat damit zu tun, dass es ihnen nicht um Reproduktion dieser Musik geht, sondern dass sie in dieser etwas wiedergefunden haben, was für sie Bedeutung auch in der heutigen Zeit hat.
Sie verwenden Texte z.B. aus der Hávamál, einer Sammlung von Gedichten, in denen es um Erfahrungen und Weisheiten geht, die dabei helfen können, Herausforderungen und Schwierigkeiten zu bewältigen. Sie nutzen die Namen von Runen, die nicht nur ein Kommunikationssystem waren, sondern auch spirituelle Bedeutung hatten.
Diese Geschichten sind nicht Ziel und Sinn, sondern der Rahmen, innerhalb dessen sie ihre eigenen Erfahrungen, Gedanken und Geschichten darstellen und übermitteln.
In die Vergangenheit schauen, um die Verbindung zu uns wiederzufinden
Damit laden sie uns in Räume ein, in denen unsere eigenen Gedanken und Gefühle einen Ort finden, sich mit anderem und anderen zu verbinden. Und aus dieser Verbindung Bestärkung und Energie für die die Herausforderungen des Alltags zu erhalten.
So unterschiedlich die Musik von Kjell Braaten, NEBALA, WARDRUNA, Eivør und FOLKET BORTAFOR NORDAVINDEN auch klingt: gemeinsam ist ihnen der organische Klangfülle, die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, um dort etwas wiederzufinden, das uns in unserer aktuellen Situation hilfreich und tröstlich sein kann. Und die gleichzeitig dazu herausfordert, sich damit beschäftigt, was im Sinne eines gelebten Humanismus wichtig ist: Resonanz, um einen engeren und vertieften Kontakt zu sich selbst, sowie (wieder) eine Verbindung zu anderen Menschen und der Umwelt herzustellen oder diese zu vertiefen
In einer Zeit, in der uns viele negative Nachrichten erreichen, Krankheiten, Krieg, Inflation das Leben erschweren, in der u.a. Machbarkeit durch Technisierung uns in unserem Erleben zu überholen scheinen, kann diese Art der Musik uns noch einmal anders ansprechen.
„Blóta“ von Kjell Braaten
Kjell Braaten hat in diesem Jahr mit „Blóta“ sein drittes Soloalbum veröffentlicht, war am Album „Lustuz Laþu Wōþuz Alu“ von NEBALA und einigen anderen Projekten beteiligt und hat Musik zu „Vikings Valhalla“ geschrieben.
„Blóta“ bedeutet „Ritual“. Rituale sind gerade in Situationen großer Unsicherheit eine Möglichkeit, Verbundenheit mit anderen zu erleben und sich gestärkt diesen Situationen zu stellen. Für Kjell Braaten ist es ein sehr persönliches Album. Diese Reise durch dunkle Zeiten soll anderen dabei helfen, durch ihre eigene Dunkelheit – seien es Kummer, Ängste, Sorgen – zu gehen und einen Weg zu finden.

„Now I give it to you, hoping it can help you the same way it helped me”
Das, was er mit dem Album an uns weitergibt, ist Musik mit sich verändernden Klangfarben, intensiver Spannung, rhythmischer Intensität und emotionaler Tiefe. Man hört, dass dieses Album sich über einen längeren Zeitraum entwickelt hat. Jeder Klang, jedes rhythmische Element und jede weitere Nuance sind da, wo sie ihre Wirkung am besten entfalten können.
Der Klang der Lieder ist voll, weit und tief. Damit hat er das Spektrum der Emotionen aufgegriffen, die im Leben eine Rolle spielen. Sie haben durch die Klänge, die Melodien und die Texte eine Form angenommen und können so einen Platz finden.
Das Album spannt durch die Verwendung der alten Instrumente, der verschiedenen Formen des Gesangs, der insgesamt minimalistischen Instrumentierung einen Bogen von der Vergangenheit, über die Gegenwart in die Zukunft. Die Texte greifen Gedanken auf, die nicht nur den ‚modernen‘ Menschen beschäftigen, sondern auch vor hunderten von Jahren bereits ausgetauscht wurden. Und immer gibt es in den Klängen auch einen Bezug zur Natur.
„Blóta“ ist nicht nur ein Ritual, sondern ein Album mit Musik voll Tiefe und Weite. Es verbindet das, was um uns herum ist, mit dem, was in uns ist.
WARDRUNA: Neues entstanden aus der Zeitlosigkeit
Am 2. July 2022 fand im Amphitheater Gelsenkirchen die Nordic Night statt. WARDRUNA waren im Sommer unter diesem Titel mit Lindy Fay Hella&Dei Farne sowie KALANDRA unterwegs.
WARDRUNA hatten im Januar 2021 ihr fünftes Studioalbum „Kvitravn“ herausgegeben. Die Release – Show konnte nicht stattfinden. Dafür gab es ein beeindruckendes „Live im Studio“ – Streaming Event, bei dem sie trotz der Distanz zum Publikum eine einzigartige Stimmung erzeugen konnten.
Stimmungsvoll begann auch das Konzert in Gelsenkirchen. Bevor WARDRUNA die Bühne betraten, wurden Stoffbahnen ausgerollt, die als Hintergrund für die Lichteffekte dienten, und die Instrumente – u.a. die großen Bronzeluren – platziert. In schlichtem Schwarz gekleidet kamen WARDRUNA auf die Bühne. Die Art, wie die Instrumente gespielt werden, erlauben den Musikern nicht viel Bewegung. Daher unterstützte die Beleuchtung die Dynamik der Musik.

„Go home and sing more! Singing is medicine.”
Dass Einar Selvik (der führende Kopf hinter WARDRUNA) zwischen den Liedern auf Kommentare verzichtet, trägt ebenfalls dazu bei, dass die Musik in den Vordergrund rückt.
Bühnenbild, Licht aber vor allen Dingen die Konzentration der Musiker haben dazu beigetragen, dass eine fast schon andächtige Stimmung entstand.
WARDRUNA spielen sowohl Lieder vom neuen Album als auch aus der Runen-Trilogie. Interessant, wie Einar Selvik Gestik und Körperhaltung zur Übermittlung der Lieder einsetzte. Erzählend bei den „Kvitravn“-Liedern, beschwörend bei den Runenliedern. Das Publikum ging entsprechend mit. Die neuen Lieder wurden mit viel Applaus bedacht und die Runen-Lieder wie „Odal“ und „Fehu“ mitgesungen und teilweise von „Odin“-Rufen begleitet.
Dann sagt Einar Selvik doch noch etwas zum Konzept, das hinter WARDRUNA steht. Es geht ihm darum, in einer Musik, die so alt ist, dass sie zeitlos sei, die Gegenwart zu reflektieren, die Resonanz zu spüren und daraus etwas Neues zu schaffen. Er spricht über die Verbindung des Menschen zur Natur und darüber, dass es wichtig ist, keine Grenzen im Denken zu ziehen. Daraus zieht er den Schluss, dass keine Kultur besser ist als die andere, und dass es wichtig ist, den Bezug zur Natur und zu den eigenen Traditionen nicht zu verlieren. Dann fordert er die Zuhörer auf, öfter zu singen! „Go home and sing more! Singing is medicine.”
Eivør: Songs, die Sehnsucht nach dem Norden auslösen

Eivør war nur in Gelsenkirchen auf der Nordic Night Tour dabei. Sie ist auf den Faröern geboren und dahin reichen auch ihre musikalischen Wurzeln. Ihr ist es gelungen, Pop-Musik mit traditioneller Musik zu etwas Neuem zu verbinden.
Ihre Stimme ist dabei das wichtigste Instrument. Das Spektrum reicht von zart bis intensiv, dabei aber immer glockenklar und voller Energie. Mit der Intensität der Lieder und ihrer Bühnenpräsenz erreicht sie auch den letzten Winkel des Amphitheaters. Die Lieder sind wie eine Umarmung mit Klängen. Vor allen Dingen dann, wenn sie sie mit der Rahmentrommel begleitet: minimalistisch und dabei eindringlich und bewegend.
Live klingt sie deutlich anders als auf den Studioalben, die u.a. mit diversen elektronischen Effekten den Sound gestalten. Aber immer wird eine Melancholie spürbar, die an die Weite, Wind und Kälte, sowie Mythen des Nordens erinnern.
NEBALA: „Lustuz Laþu Wōþuz Alu ” – Album und Castlefest

NEBALA ist das Projekt von Jonas Lorentzen, der bis 2019 Vocalist bei HEILUNG war und zuletzt als Songwriter, Stimmcoach und Schauspieler beim Film „The Northman“ mitgewirkt hat.
Im July 2022 erschien das Album „Lustuz Laþu Wōþuz Alu“, das mich in vielfältiger Weise angesprochen und beeindruckt hat. Kennengelernt habe ich die Musik durch Kjell Braaten, der mit Jonas Lorentzen an diesem Album gearbeitet hat. Bereits 2020 erschien die EP „Lustuz“, deren Musik mich berührt, begeistert und beschäftigt hat.
Mit traditionellen Instrumenten wie Leiern, Hörnern, Tagelharpa, Organistrum, tibetischen Klangschalen und verschiedenen Formen des Kehlgesangs ist ein neuer indo-nordischer Klang entstanden.
Die Texte stammen aus nordischen Sagas. Die Auswahl hat mich neugierig gemacht, vor allen Dingen, weil es um Geschichten, Namen und Worte geht, die in der nordischen Mythologie mit Fruchtbarkeit und Sexualität in Verbindung stehen. (Wer dazu mehr erfahren will, kann das Interview lesen, das ich mit Jonas Lorentzen geführt habe.)
Lustuz – Laþu – Wōþuz Alu: Sehnsucht, Schmerz und Ekstase in der Verschmelzung Liebender
Doch zurück zum Album: Der Titel des Albums stellt Bezüge zu Anziehung, Verlangen, Sexualität und Liebe her:
Lustuz beschreibt den romantischen Idealismus einer jungen Liebe, den Wunsch, mit dem anderen zu verschmelzen.
Laþu umfasst die dunkle Seite der Sexualität, den Streit der Liebenden, unerwiderte Liebe und die Frustration und Verzweiflung, wenn die Liebe unerfüllt bleibt.
Wōþuz Alu bildet die Ekstase ab, in der Liebende verschmelzen und sich das Ego auflöst.
NEBALA brauchen nur wenige Instrumente und Töne, um eine Stimmung zu erzeugen, die einen in die Musik hineinzieht. Sie ist eindringlich in ihrer Kraft und Ausdrucksstärke. Hörner und das Organinstrum bilden die Grundlage, auf der Tagelharpa und Klangschalen überwältigende mystische Momente schaffen. Jonas Lorentzen nutzt alle Möglichkeiten seiner Stimme. Er kann betörend klar singen aber auch Töne erzeugen, die Verzweiflung oder Befreiung ausdrücken.
Begegnung mit Sehnsüchten
Die Lieder des Albums sind magisch, fesselnd, spirituell. Komplexe klangliche Strukturen sind mit experimentellen verwoben. Und gerade dieses Miteinander von experimentellen und spirituellen Elementen macht es möglich, der Einladung zu folgen, sich auf eine Begegnung mit Sehnsüchten, eigenen dunklen und hellen Anteilen einzulassen. Und in dieser Begegnung die Heiterkeit und Schönheit zu entdecken, die in Verschmelzung und Ekstase liegen.
Neben „Safijan“, das letztlich davon handelt, welche Art Beziehung möglich wird, wenn man sich dem anderen so zeigt, wie man ist, gehört „Ant mér sjálfri þér“ für mich zu den zentralen Stücken des Albums. „Liebe mich, wie dich selbst“ stellt die Frage, was erforderlich ist, damit man sich mit den eigenen hellen und dunklen Anteilen annehmen kann, um eine Liebesbeziehung erleben zu können, in der sich das Ego auflöst.
Mit diesem Album haben NEBALA etwas Ungewöhnliches geschaffen. Einmal durch die Verbindung traditioneller Instrumente, archaischer Klänge und experimenteller Elemente. Zum anderen thematisch in der Verbindung von nordischer Mythologie und indischer Philosophie. (Mehr dazu im Interview und in der Review zum Album.) Die Musik von NEBALA ist ungewöhnlich: kraftvoll, wunderschön und befremdlich zugleich. Das Album hat bis heute nichts von seiner Sogwirkung verloren. Hinzu kommt, dass ich durch den Auftritt von NEBALA beim Castlefest Bilder im Kopf habe, die die Musik noch tiefer im Erleben verankert haben.
NEBALA auf dem CASTLEFEST in Lisse

Das Konzert fand in einer besonderen Umgebung und in einem speziellen Moment statt: auf der großen Forest-Stage des CASTLEFESTs direkt im Anschluss an das Wicker – Ritual. Dieses Ritual findet hier in jedem Jahr statt und ist für die Beteiligten ein emotionales Ereignis. Direkt nach solch einem spirituellen Moment zu spielen, war sicher eine besondere Herausforderung. Jonas Lorentzen wird sich dieser Herausforderung bewusst gewesen sein, da er bereits 2017 mit HEILUNG an dieser Stelle gestanden hat.
Nun war er hier ja nicht alleine. Mit von der Partie waren Kjell Braaten, der auch am Album mitgearbeitet hat, der Horn und Organistrum spielte, Carlos Murillo (Leier) und Rob van Barschot (Perkussion). Beim Vokalpart wurde Jonas Lorentzen von Ilaria Orefice, einer Obertonsängerin, Christian Lorentzen und Josh Rood, der auch Sänger der isländischen Extreme-Metal-Band NEXION ist, unterstützt. Aus diesen Möglichkeiten sind beschwörende, verzweifelte, verrückte und großartige Gesangspartien entstanden.
Indo-nordische Klangwelt, die das Publikum in ihren Bann zieht
Der Platz vor der Bühne war gefüllt. Die Bühne selbst wurde von den niederländischen Lichtkünstlern Beeldjutters in einen Raum voller Magie verwandelt.
NEBALA begannen mit sanften, verhaltenen Trommelschlägen und gefühlvollem mehrstimmigen Gesang. Dadurch entstand schon bald eine spannende und meditative Stimmung. Im Publikum waren Neugier und Erwartung spürbar.
Stampfende Rhythmen, der archaische Klang der Instrumente, der Widerstreit wunderschöner Melodien und rauen Kehlgesang sorgten für zunehmende Spannung. Anziehend und verstörend zugleich waren die Passagen bei „Safijan“, in denen Ilaria Orefice den Text mit aggressivem und ungeschöntem Sprechgesang vorträgt. Und Josh Rood darauf schwarz und weiß geschminkt und in bedrohlich wirkender Körperhaltung mit rauem Kehlgesang antwortet. Jonas Lorentzen nimmt diese Energie auf und lässt das Lied mit zarten, versöhnlichen Klängen ausklingen.
Es war großartig, wie sie die Lieder des Albums umgesetzt haben. Und beeindruckend, wie sie das Publikum in ihren Bann gezogen und die Spannung über das gesamte Konzert aufrechterhalten haben.
Nach einem aufwühlenden Wechselbad der Gefühle bringt „Blotha Huñaga Bolañan Alu“ all dies zur Ruhe. Der Gesang mit Worten in einer Sprache aus lange vergangener Zeit ist magisch, sehnsuchtsvoll und zugleich zuversichtlich. Ein wunderbarer Ausklang für ein Konzert, das immer noch nachklingt, wenn ich daran denke.
„Ett Liv Uten Ende“ von FOLKET BORTAFOR NORDAVINDEN
Mit einem Album, das mir sehr viel Spaß gemacht hat, beende ich meinen Rückblick. Es geht um „Ett Liv Uten Ende“ von FOLKET BORTAFOR NORDAVINDEN.

FOLKET BORTAFOR NORDAVINDEN kann man wohl als Vorreiter des nordischen Folk bezeichnen. Bereits 2007 von Benny Braaten und Gustav Holberg gegründet, haben sie in den folgenden Jahren in unterschiedlichen Besetzungen gepielt. Bei „Ett Liv Uten Ende“ wurde Benny Braaten neben Gustav Holberg von Runahild Kvitbjarkan, Espen Winter (ELDRIM), Erik Lillehagen, Martin Kuhfahl und seinem Bruder Kjell Braaten unterstützt.
FOLKET BORTAFOR NORDAVINDEN sind außerdem die Gruppe, die beim Midgardsblot-Metal-Festival in Borre (Norwegen) für die Eröffnungs- und Abschlusszeremonie zuständig sind.
Die Basis der Musik dieses Albums bilden die Trommeln und die Stimmen. Insbesondere die unglaublich tiefe Stimme von Benny Braaten ist am ganzen Körper spürbar, erzeugen Ruhe und lassen Entspannung zu. Das Eröffnungslied „Ginnungagap“ wiederholt lediglich dieses Wort. Zunächst in tiefer Stimmlage, dann kommen weitere Stimmlagen hinzu, während die Trommeln nach und nach die Intensität und das Tempo verändern. Aber nicht nur Trommeln begleiten den Gesang, sondern auch hier kommen Bukkehorn, Leier und Flöten zum Einsatz. So entstehen beschwörende Lieder, in denen die Namen von Runen eine Rolle spielen, und Lieder, die regelrecht zum Tanz auffordern. Oder zum Mitsingen, wie z.B. „Dagar“. Es gibt Lieder voller Leichtigkeit, Humor und Intensität.
Mit den o.g. Musikern hat sich nicht nur eine Gruppe großartiger Trommler, sondern auch intensiver Stimmen zusammengetan. Mit „Hagalar“ ist dadurch ein Song voll schamanistischer Energie entstanden.
Die Welt, die wir kennen, geht zugrunde, während eine neue geboren wird
Neben diesem Lied bin ich begeistert von „Den Verden Vi Kjenner“, das davon handelt, dass die Welt, so wie wir sie kennen, zugrunde geht. Der Lauf des Lebens. Aber es wird eine neue Welt geboren. Dieses Lied ist so positiv und beschwingt, dass es mir oft nicht aus dem Kopf geht.
Besonders angetan hat es mir aber „Takk For At Du Fant Meg og Tok Meg Med Hjem“ (Danke, dass du mich gefunden und nach Hause gebracht hast). Ein wunderschönes Liebeslied, dass Benny Braaten mit klarem Gesang singt „Du warst da, mit Umhang und Licht und ich wickelte mich ein in deine Wärme“ – das ist einfach nur schön. Ebenso wie das Gedicht „Klippen I Havet“, das er begleitet vom Knistern eines Feuers vorträgt.
Den Abschluss bildet das titelgebende „Ett Liv Uten Ende“. Es klingt durch die tiefen Töne und trotzt des Tempos melancholisch. Es ist aber ein ausgezeichneter Abschluss dieses Albums, da es zusammenfasst, was auch in den vorherigen Liedern deutlich wurde: den negativen Aspekten des Lebens wird eine von Hoffnung geprägte Einstellung zum Leben entgegengesetzt. Und damit ist es gerade für Ende und Neubeginn eines Zeitabschnittes ein geeignetes Album.
Alles Gute für die kommende Zeit
Ich wünsche euch für die kommende Zeit, dass ihr in der Musik aber vor allen Dingen im Zusammensein und Austausch mit den Menschen, die euch wichtig sind, Energie und Hoffnung findet!
Und dies mit einem meiner Lieblingslieder dieses Jahres: „Frithr“ von Kjell Braaten
Infos zu Kjell Braaten, Nebala, Folket Bortafor Nordavinden, Wardruna und Eivør auf den verlinkten Seiten
Looking back at 2022: Music from the North
On 31 December it’s that time again: the calendar shows that 2022 has ended and a new year begins. Time for a look at musicians, albums and concerts that have impressed and accompanied me (not only) this year.
Today it is about musicians from the North: Kjell Braaten, WARDRUNA, Eivør, NEBALA and FOLKET BORTAFOR NORDAVINDEN. (In order of release dates resp. date of the event.)

All these musicians can be counted as part of the Nordic folk music scene. The combination of old and modern elements makes them special within this genre. They use instruments such as drums, horns and lyres that were already played in the so-called Viking Age. These instruments do not allow a perfect, equally reproducible sound and therefore sound organic and natural. Another feature is that the possibilities of the human voice are explored and thus a broad spectrum of vibrations is produced. In addition, the music builds on tonal and rhythmic structures that hundreds of years ago conveyed (mythical) stories, to accompany ritual acts, and for entertainment.
Experiences and wisdom for dealing with difficulties and challenges
The fact that the music sounds current and modern has to do with the fact that they are not interested in reproducing this music but that they have found something in it that has meaning for them in today’s life.
They use, for example, texts from the Hávamál, which is a collection of poems about experiences and wisdom that can help to overcome challenges and difficulties. They use the names of runes, which were not only a communication system but also had spiritual significance.
These stories are not the goal and meaning, but the framework within which they present and transmit their own experiences, thoughts and stories.
Looking into the past to reconnect with ourselves
In doing so, they invite us into spaces where our own thoughts and feelings find a place to connect. Together and with others. And from this connection to receive encouragement and energy for the challenges of everyday life.
As different as the music of Kjell Braaten, NEBALA, Wardruna, Eivør and Folket Bortafor Nordavinden sounds: what they have in common is the organic sonority, the engagement with the past to find something there that can be helpful and comforting in our current situation. And at the same time challenge us to deal with what is important in the sense of a lived humanism: resonance, to establish closer and deeper contact with oneself, as well as (again) a connection to other people and the environment, or to deepen it.
At a time when we are receiving a lot of negative news, when illness, war, and inflation are making life difficult, when feasibility through mechanisation, among other things, seems to be overtaking us in our experience, this kind of music can speak to us differently once again.
„Blóta“ by Kjell Braaten
Kjell Braaten released his third solo album this year, „Blóta“, was involved in NEBALA’s album “Lustuz Laþu Wōþuz Alu“ and a few other projects, and wrote music for „Vikings Valhalla“.
„Blóta“ means „ritual“. Especially in situations of great uncertainty, rituals are a way to experience connection with others and to face these situations with strength. For Kjell Braaten, it is a very personal album. This journey through dark times should help others to go through their own darkness – be it sorrow, fears, or worries – and find a way.

„Now I give it to you, hoping it can help you the same way it helped me“
What he passes on to us with this album is music with changing timbres, intense tension, rhythmic intensity and emotional depth. You can hear that this album has developed over a long period. Every sound, every rhythmic element and every further nuance is where it can best unfold its effect. The sound of the songs is full, wide and deep. In this way, he has picked up on the spectrum of emotions that play a role in life. They have taken shape through the sounds, the melodies and the lyrics and can thus find a place.
Through the use of old instruments, the various forms of singing, and the overall minimalist instrumentation, the album spans an arc from the past, through the present and into the future. The lyrics take up thoughts that not only bother ‘modern’ man but were exchanged hundreds of years ago. And there is always a reference to nature in these sounds.
„Blóta“ is not just a ritual, but an album of music full of depth and breadth. It connects what is around us with what is within us.
WARDRUNA: Something new emerged from timelessness
On 2 July 2022, the Nordic Night took place at the Amphitheatre Gelsenkirchen. WARDRUNA were on tour in the summer under this title with Lindy-Fay Hella&Dei Farne as well as KALANDRA.
WARDRUNA released their fifth studio album „Kvitravn“ in January 2021. The release show could not take place. Instead, there was an impressive „Live in the Studio“ streaming event, where they were able to create a unique atmosphere despite the distance to the audience.
The concert in Gelsenkirchen also began atmospherically. Before WARDRUNA entered the stage, lengths of fabric were rolled out to serve as a background for the lighting effects, and the instruments – including the large bronze lures – were placed. Dressed in simple black, WARDRUNA came on stage. The way the instruments are played does not allow the musicians much movement. Therefore, the lighting supported the dynamics of the music.

„Go home and sing more! Singing is medicine.“
The fact that Einar Selvik (the mastermind behind WARDRUNA) refrains from commenting between songs also helps to bring the music to the fore. Stage design, lighting and above all the concentration of the musicians contributed to creating an almost devotional atmosphere.
WARDRUNA played songs from the new album as well as from the Rune Trilogy. Interesting how Einar Selvik used gestures and posture to convey the songs. Narrating during the „Kvitravn“ songs, evocative during the rune songs. The audience went along accordingly. The new songs were met with much applause and the rune songs like „Odal“ and „Fehu“ were sung along and sometimes accompanied by shouts of „Odin“.
Then Einar Selvik does say something about the concept behind WARDRUNA. For him, it is about reflecting the present in music that is so old that it is timeless, to feel the resonance and create something new from it. He talks about man’s connection to nature and about the importance of not drawing boundaries in thinking. From this, he concludes that no culture is better than another and that it is important not to lose touch with nature and one’s traditions. Then he urges the audience to sing more often! „Go home and sing more! Singing is medicine.“

EIVØR: Songs that trigger a longing for the North
Eivør was a one-time participant in the Nordic Night Tour in Gelsenkirchen. She was born on the Faroe Islands and that’s where her musical roots are. She has succeeded in combining pop music with traditional music to create something new.
Her voice is the most important instrument. The spectrum ranges from delicate to intense, but always clear as a bell and full of energy. With the intensity of the songs and her stage presence, she reaches even the last corner of the amphitheatre. The songs are like an embrace with sounds. Especially when she accompanies them with the frame drum: minimalistic and yet haunting and moving.
Live, she sounds distinctly different than on the studio albums, which, among other things, use various electronic effects to shape the sound. But melancholy is always palpable, reminiscent of the vastness, wind and cold, as well as myths of the North.
NEBALA: „Lustuz Laþu Wōþuz Alu“ – Album and Castlefest
NEBALA is the project of Jonas Lorentzen, who was a vocalist with HEILUNG until 2019 and most recently worked as a songwriter, voice coach and actor on the film „The Northman“.

In July, the album „Lustuz Laþu Wōþuz Alu“ was released, which appealed to and impressed me in many ways. I got to know the music through Kjell Braaten, who worked with Jonas Lorentzen on this album.
The EP „Lustuz“ had already been released in 2020, and its music touched and inspired me.
With traditional instruments such as lyres, horns, Tagelharpa, Organistrum, Tibetan singing bowls and various forms of throat singing, a new Indo-Nordic sound has been created.
The texts are taken from Nordic sagas. The selection made me curious, above all because it is about stories, names and words that are connected with fertility and sexuality in Norse mythology. (If you want to know more, you can read the interview I did with Jonas Lorentzen.)
Lustuz – Laþu – Wōþuz Alu: Longing, pain and ecstasy in the fusion of lovers
But back to the album: the title of the album makes references to attraction, desire, sexuality and love:
Lustuz describes the romantic idealism of young love, the desire to merge with the other.
Laþu encompasses the dark side of sexuality, lovers‘ quarrels, unrequited love and the frustration and despair when love remains unfulfilled.
Wōþuz Alu depicts the ecstasy in which lovers merge and the ego dissolves.
NEBALA need only a few instruments and sounds to create a mood that draws you into the music. It is haunting in its power and expressiveness. Horns and the organ instrument form the basis on which the Tagelharpa and singing bowls create overwhelming mystical moments. Jonas Lorentzen uses all the possibilities of his voice. He can sing beguilingly clearly but also produce sounds that express despair or liberation.
Encounter with yearnings
The songs on the album are magical, captivating, spiritual. Complex sound structures are interwoven with experimental ones. It is precisely this coexistence of experimental and spiritual elements that make it possible to accept the invitation to engage in an encounter with longings, one’s own dark and light parts. And in this encounter discover the serenity and beauty that lie in fusion and ecstasy.
Alongside „Safijan“, which is ultimately about the kind of relationship that becomes possible when you show yourself to the other person as you are, „Ant mér sjálfri þér“ is one of the central pieces on the album for me. „Love me as you love yourself“ poses the question of what is necessary for one to accept oneself with one’s light and dark parts to be able to experience a love relationship in which the ego dissolves.
With this album, NEBALA have created something unusual. On the one hand by combining traditional instruments, archaic sounds and experimental elements. On the other hand, thematically in the connection of Nordic mythology and Indian philosophy. (More about this in the interview and the review of the album.)
NEBALA’s music is unusual: powerful, beautiful and strange at the same time. Even until today, the album has lost none of its pull. In addition, I have images in my head from NEBALA’s performance at Castlefest that have anchored the music even more deeply in my experience.
NEBALA at CASTLEFEST in Lisse

The concert took place in a special environment and at a special moment: on the big Forest Stage of the CASTLEFEST directly after the Wicker – Ritual. This ritual takes place here every year and is an emotional event for those involved. To play directly after such a spiritual moment was certainly a special challenge. Jonas Lorentzen will have been aware of this challenge, as he had already stood in this place in 2017 with HEILUNG.
Now he was not alone here. Joining him were Kjell Braaten, who also worked on the album, playing horn and organistrum, Carlos Murillo (lyre) and Rob van Barschot (percussion). For the vocal part, Jonas Lorentzen was supported by Ilaria Orefice, an overtone singer, Christian Lorentzen and Josh Rood, who is also the singer of the Icelandic extreme metal band NEXION. From these possibilities, evocative, desperate, crazy and magnificent vocal parts have emerged.
Indo-Nordic sound world that captivates the audience
The space in front of the stage was filled. The stage itself was transformed into a space full of magic by Dutch light artists Beeldjutters. NEBALA started with soft, restrained drum beats and soulful polyphonic singing. This soon created an exciting and meditative atmosphere. Curiosity and expectation were palpable in the audience.
Pounding rhythms, the archaic sound of the instruments, the clash of beautiful melodies and raw throat singing created increasing tension. Attractive and disturbing at the same time were the passages in „Safijan“, in which Ilaria Orefice performed the lyrics with aggressive and unembellished sprechgesang. And Josh Rood, made up in black and white and with a threatening posture, responds with a rough throat singing. Jonas Lorentzen picks up this energy and lets the song end with tender, conciliatory sounds.
It was great how they performed the songs from the album. And impressive how they captivated the audience and maintained the tension throughout the concert. After a stirring rollercoaster of emotions, „Blotha Huñaga Bolañan Alu“ brings all this to rest. Singing with words in a language from long ago is magical, yearning and at the same time confident. A wonderful finale to a concert that still resonates when I think about it.
“Ett Liv Uten Ende” – FOLKET BORTAFOR NORDAVINDEN
I end my review with an album that I enjoyed very much. It’s about „Ett Liv Uten Ende“ by FOLKET BORTAFOR NORDAVINDEN.

FOLKET BORTAFOR NORDAVINDEN can probably be called the forerunners of Nordic folk. Founded back in 2007 by Benny Braaten and Gustav Holberg, they played in different line-ups in the following years. On „Ett Liv Uten Ende“ Benny Braaten was supported by Runahild Kvitbjarkan, Espen Winter (ELDRIM), Erik Lillehagen, Martin Kuhfahl and his brother Kjell Braaten in addition to Gustav Holberg.
FOLKET BORTAFOR NORDAVINDEN are also the group responsible for the opening and closing ceremonies at the Midgardsblot Metal Festival in Borre, Norway.
The basis of the music on this album is the drums and the voices. In particular, Benny Braaten’s incredibly deep voice can be felt throughout the body, creating calm and allowing relaxation. The opening song „Ginnungagap“ simply repeats this word. At first in a low vocal register, then other vocal registers are added, while the drums gradually change the intensity and tempo. But not only drums accompany the singing, bukkehorn, lyre and flutes are also used here. This gives rise to evocative songs in which the names of runes play a role and songs that call for dancing. Or to sing along, such as „Dagar“. There are songs full of lightness, humour and intensity.
With the musicians mentioned above, not only a group of great drummers but also intense voices have joined forces. With „Hagalar“, this has resulted in a song full of shamanistic energy.
The world we know perishes while a new one is born
In addition to this song, I am enthusiastic about „Den Verden Vi Kjenner“, which is about the world as we know it perishing. The course of life. But a new world is being born. This song is so positive and upbeat that I often can’t get it out of my head.
But I was particularly taken with „Takk For At Du Fant Meg og Tok Meg Med Hjem“ (Thank you for finding me and bringing me home). A beautiful love song that Benny Braaten sings with clear vocals „You were there with cloak and light and I wrapped myself in your warmth“ – that’s just beautiful. As is the poem „Klippen I Havet“, which he recites accompanied by the crackling of a fire.
The final piece is the titular „Ett Liv Uten Ende“. It sounds melancholic due to the low tones and despite the tempo. But it is an excellent conclusion to this album, as it sums up what was also clear in the previous songs: the negative aspects of life are countered by an attitude to a life characterised by hope.
And thus it is a suitable album, especially for the end and new beginning of a period.
All the best for the coming time
I wish you for the coming time that you find energy and hope in the music, but above all in the togetherness and exchange with the people who are important to you!
And this with one of my favourite songs of this year: „Frithr“ by Kjell Braaten
Infos/ buy the music: Kjell Braaten, Nebala, Folket Bortafor Nordavinden, Wardruna und Eivør follow the links
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Bildquellen
- kjell braaten instrumente 5: Kjell Braaten Music
- kjell braaten frithr pic espen winther: kjell braaten music / pic by espen winther
- wardruna nordic night 4 2.7.22: birgit@metal-heads.de
- eivør nordic night 2.7.22: birgit@metal-heads.de
- nebala 2022: Nebala pic by Espen Winther
- nebala castlefest 19: birgit@metal-heads.de
- folket bortafor nordavinden: folket bortafor nordavinden
- 2022 rückblick: ByNorse Music, Folket Bortafor Nordavinden, Kjell Braaten, birgit@metal-heads.de
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