Spidergawd und Årabrot geben alles im Turock
Am 30. Januar 2024 machten die norwegischen Bands Spidergawd mit der Unterstützung von Årabrot auf ihrer Europa Tour Station im Turock in Essen.
Pünktlich um kurz nach 20 Uhr ging es auch schon los. Mit Wand’rin Star von Lee Marvin als Intro betreten Årabrot die Bühen und laden ein zu ihrer Rock n‘ Rolle Messe unterm Zeichen des Kreuzes. Und des Nebels, denn dieser verwandelte das Turock in einen undurchsichtigen Raum. Präsentiert wurde uns – nach deren eigener Aussage – dirty ugly Rock n‘ Roll. Und es sollte ein wilder Ritt werden.
Ich kannte Årabrot vor diesem Gig nicht und muss nach dem Auftritt auch sagen: OK, das machte auch Sinn. Ich persönlich kann mit dem ganzen Elektro-Summs im Rock nichts anfangen. Aber ohne den – für mich – störenden Sound schaffen es Kjetil Nernes an der Gitarre und Gesang, seine Ehefrau Karin Park (Elektroabteilung und Gesang) mich zu überzeugen. Unterstützt werden die beiden von Sahm Cipolla am Schlagzeug, der dieses auch bei der japanischen Instrumental Rockband Mono spielt. Beim Rest im gut gefüllten Turock kamen die drei mit ihrer Musik sehr gut an. Aber auch hier hatte ich das Gefühl, dass die Songs bei denen Karin Park nur gesungen hat besser angekommen sind. Dann hatte sie auch Zeit sich intensiver mit dem Publikum zu beschäftigen.
Zwei Songs muss hier besonders erwähnen: We want Blood und das Nancy Sinatra Cover Lightning’s Girl. Hier gibt es Power pur, das Publikum geht mit und der Gesang von Karin Park ist hier einfach klasse.
Wie ist denn so der Rest, der insgesamt neun Songs? Hier lässt Årabrot an Abwechslung nichts aus. Teilweise erinnert die Musik (insbesondere die Stimme von Kjetil Nernes) mich an Talking Heads, dann mal wieder an Sisters of Mercy. Auch beim Publikum kommt die Musik gut an. So kann ein Konzertabend starten.
Spidergawd – Saxofon rules!
Nach einer echt kurzen Umbaupause von guten 20 Minuten, stehen die fünf Männer von Spidergawd auf der Bühne. Das Turock ist noch besser gefüllt und der Nebel hat sich zum Glück auch verzogen. Mit dem aktuellen Album-Opener Sands of Time startet dann der gut 90 Minuten lange Gig.
Im zehnten Jahr und schon mit sieben Alben im Gepäck kann Spidergawd aus dem vollen Schöpfen und tut dieses auch. Jedes Album ist mit mindestens einem Song vertreten und der Schwerpunkt liegt eindeutig bei den letzten beiden Alben.
Das ziehen die fünf Norweger auch durch, folgen mit Your Heritage und Afterburner zwei weitere Stücke vom aktuellen Album. Die Songs finden von Anfang an den direkten Weg zum Publikum, das gehörig mitgeht.
Ob neu, ob alt, Beifall ist sicher
Mit Oceanchild kommt der erste Song vom Vorgängeralbum, bevor mit Into Tomorrow das einzige Stück vom ersten Album gespielt wird. Bei den alten Stücken hätte ich vermutet, dass im Publikum viele Leute diese nicht kennen. Da habe ich mich aber vertan. Denn grade die älteren Stücke werden mit viel Beifall honoriert.
Das Gleiche gilt dann nämlich auch für El corazón del sol und Sanctuary von Album Nummer drei bzw. zwei. Die Mischung macht es aus, denn mit Dinosaur und dem Anchor Song sind wir wieder bei der aktuellen Veröffentlichung.
Restless and Wild
Vor dem nächsten Stück erzählt Gitarrist und Sänger Per Borten, dass er früher sehr viel deutschen Heavy Metal gehört hat. Insbesondere das Album Restless and Wild von Accept hat es ihm angetan, welches er doch für eins der besten heavy Alben hält. Daher widmet er Into the Deep Serene Accept und live gespielt ist das echt ein fettes Brett.
At Rainbows End klingelt so langsam das letzte Viertel des Abends ein, die Band gibt aber weiterhin alles. Hier muss ich langsam mal Rolf Martin Snustad am Bariton-Saxofon erwähnen. Der Mann spielt sich die Seele aus dem Leib. Ich hatte zwischendurch Angst gehabt, dass ihm eine seiner Adern im Kopf platzt. Er spielt halt mit vollem Einsatz. Und genau dieses tiefe Brummen vom Saxofon macht den speziellen Sound von Spidergawd für mich aus.
Aber auch alle anderen sind mit viel Spielfreude dabei; ansonsten wären es echt gute Schauspieler. Das gilt insbesondere für Brynjar Takle Ohr an der zweite Gitarre, der im Zusammenspiel mit Rolf viel Spaß auf die Bühne bringt. Außerdem hat er sich beim Essener Publikum entschuldigt, da er beim Gig im letzten Jahr den falschen Ort nannte. Ich habe leider nicht mitbekommen, was er da genau verwechselt hat. Das Tourleben ist schon hart.
Jeder darf mal Singen
Wo ich grade dabei bin. Am Schlagzeug prügelt Kenneth Kapstad die Felle und Becken. Leider sieht man nicht allzu viel von ihm, aber was man sieht, das überzeugt. Wichtiger ist aber der Sound und der passt.
Per Borten und Hallvard Gaardløs am Bass wechseln sich munter mit dem Singen ab. Ich kann nicht entscheiden, wer hier der bessere Sänger ist. Aber auch Rolf Martin Snustad darf mal den Gesangspart übernehmen. Im Endeffekt stehen halt alle drei als Backing Vocals auf den Alben drauf.
Das Highlight und der peinliche Moment
Ritual Supernatural und Yours Truly sind die beiden letzten Stücke, bevor es zum – für mich – absoluten Höhepunkt des Abends kommt. Is This Love..? steht auf der Setlist. Dazu holt sich Per Borten Verstärkung von Karin Park auf die Bühne. Ich habe den Song noch nie in so einer genialen Version gehört. Und jetzt wird das Publikum richtig zum Mitsingen aufgefordert. Dazu hätte es aber keine Aufforderung benötigt. Das Turock singt lautstark mit.
Jetzt wird es ein bisschen peinlich für mich. Auf der Setlist steht jetzt The Tower und ich habe keine Ahnung, ob der Song gespielt wurde. Is This Love..? hat mich einfach umgehauen. So ist es halt manchmal, wir sind auch nur Menschen.
Auf jeden Fall hat jetzt beinahe die komplette Band die Bühne verlassen. Nur Rolf steht mit seinem Saxofon auf der Bühne und spielt ein Solo, dass es einem die Hosenbeine wegbläst. Die tiefen Töne sind schon echt krass. Aus dem Solo wurde dann der letzte Song des Abends: All and Everything. Hier steht jetzt Per ohne Gitarre und nur mit Mikrofon in der Hand auf der Bühne. Die Gitarre hat jetzt ein junger Mann namens Elias Motzfeldt umhängen. Ich meine ihn hätte ich auch hinterm Merchandise Stand gesehen. Er macht aber einen klasse Job und spielt übrigens in der Band Murder Maids.
Mit All and Everything lassen uns Spidergawd den Heimweg antreten und der Abend findet damit auch ein würdiges Ende.
Fazit des Abends
Es hat Spaß gemacht. Es gab mehr als zwei Stunden Musik von zwei tollen Bands. Bei Årabrot musste ich für mich ein paar Abstriche machen, aber das ist mein persönliches Problem. Spidergawd haben mich dafür auf ganzer Linie überzeugt. Das Highlight des Abends war – wie schon erwähnt – der Gastauftritt von Karin Park bei Spidergawd.
Ich kann nur jedem empfehlen sich Spidergawd mal live anzusehen. Es macht einfach Spaß die fünf Norweger auf der Bühne zu sehen und zu hören. Langeweile kommt hier bestimmt nicht auf.
Gelegenheit dazu gibt es wieder ab dem 7. März in Berlin; auch wieder mit Årabrot. Die weiteren Tourdaten findet ihr hier oder weiter unten.
Hier noch ein kurzer Hinweis zu den Preisen beim Merchandise: T-Shirt gibt es für 30€ und Singles für 15€. Die LPs lagen so bei 30€.
Tourdaten
- 07.03.2024 DE Berlin – Lido
- 08.03.2024 PL Poznań – 2Progi
- 09.03.2024 DE Leipzig – UT Connewitz
- 10.03.2024 DE München – Backstage Halle
- 12.03.2024 AT Dornbirn – Conrad-Sohm
- 13.03.2024 CH Zürich – Dynamo
- 14.03.2024 DE Nürnberg – Hirsch
- 15.03.2024 DE Karlsruhe – Substage
- 16.03.2024 DE Aschaffenburg – Colos-Saal
Setlists
Spidergawd
- Sands of Time (VII)
- Your Heritage (VII)
- Afterburner (VII)
- Oceanchild (VI)
- Into Tomorrow (I)
- El corazón del sol (III)
- Sanctuary (II)
- Dinosaur (VII)
- Anchor Song (VII)
- Into the Deep Serene (VI)
- At Rainbows End (VI)
- Ritual Supernatural (V)
- Yours Truly (VI)
- Is This Love..? (IV)
- The Tower??? (VII)
- All and Everything (V)
Årabrot
Intro ‚Wand’rin Star‘ by Lee Marvin
- Carnival of Love
- You Cast Long Shadows
- Maldoror’s Love
- Kinks of the Heart
- Horrors of the Past
- We Want Blood
- Cathedral Light
- Hangman’s House
- Lightning’s Girl (Nancy Sinatra cover)
Und dann noch was in eigener Sache
Mehr zu Spidergawd findet ihr auf der Homepage, bei Facebook oder Instagram; und zu Årabrot auf der Homepage, bei Facebook oder Instagram
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Bildquellen
- Arabrot 30.01.24 Essen Turock: (c) Chipsy-Karsten Frölich/www.metal-heads.de
- Spidergawd 30.01.24 Essen Turock: (c) Chipsy-Karsten Frölich/www.metal-heads.de
- Spidergawd live Turock 24-01-30: (c) Frosch - Bandfoto von Chipsy
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