„Der harte Norden“: Ausstellung in Berlin gibt Einblicke in den skandinavischen Metal

„Der harte Norden“: Im Felleshus der Nordischen Botschaften in Berlin erwartet Musikbegeisterte noch bis zum 29. September eine fesselnde Reise in die faszinierende Welt des nordischen Metal. Denn von einem einstigen Undergroundphänomen hat sich dieses Genre zu einer gigantischen Industrie entwickelt. Und die ist inzwischen weltweit bekannt. Die Ausstellung bietet einen einzigartigen Einblick in die Geschichte des Extreme Metal. Dabei liegt der Fokus auf den florierenden Extreme-Metal-Szenen des Nordens: Death Metal und Black Metal.

Auf zwei Stockwerken findet die Ausstellung statt. Im Erdgeschoss mit Unmengen an Kunstwerken, die zu berühmten Plattencovern wurden. Und im ersten Obergeschoss mit einer Vielzahl an Objekten, die auf die eine oder andere Weise mit der Szene und der Musik verbandelt sind.
„Der harte Norden“: Nordischer Extreme Metal auf zwei Stockwerken
Wer die kostenlose Ausstellung „Der harte Norden“ betritt, steht zunächst inmitten einer großen Bilderausstellung. Und bei den ausgestellten Gemälden handelt es sich ausnahmslos um die Coverartworks der wichtigsten Alben nordischen Extreme Metals. Die Objektbeschriftungen beinhalten karg die wichtigsten Infos zu den einzelnen Kunstwerken – Fans sind die Bands und deren Musik ja bekannt.
Die Treppe hinauf erreichen Gäste dann einen kleinen Schatz an Extreme-Metal-Devotionalien. Und als erstes springt hierbei ein gewaltiger Runenstein ins Auge. Wer genau hinsieht, erkennt: Er ist komplett aus Styropor und angemalt wie ein alter Findling. Diesen Runenstein hatten Amon Amarth erstmal auf ihrer ersten europäischen Headline-Tour dabei. Und das war genau vor zehn Jahren, nämlich im Jahr 2013.

Unter den Ausstellungsstücken sind aber auch amüsante Objekte zu finden. Beispielsweise der fünfteilige, gepanzerte Gliedschirm von Stian „Shagrath“ Theresen. Und den trug er, als Dimmu Borgir im Jahr 1998 beim Spellemannsprisen auftraten. Das ist eine Art norwegischer Grammy. Der Gliedschirm kam übrigens auch auf der Tour zu „Spritual Black Dimensions“ zum Einsatz.
„Der harte Norden“: Kuratorin selbst Teil der Szene
Kuratorin der Ausstellung „Der harte Norden“ ist die schwedische Journalistin und Autorin Ika Johannesson. Johannesson ist Jahrgang 1974. Die Kuratorin schreibt einleitend in den kleinen, kostenlosen Ausstellungskatalog in Copyshop-Qualität, sie sei mit der Szene großgeworden. Nämlich konkret „in den Proberäumen von Freunden, die dann weltweit auf Tour gingen“. Sie war also richtig nah dran am Geschehen. Vielleicht zu nah.
Denn der Ausstellung fehlt eine distanzierte und fundiert kritische Auseinandersetzung. Und auch die Einbettung in einen größeren Kontext bleibt offen. Die inzwischen weltweit umfangreich angewachsene, akademische Forschung zu sämtlichen Phänomenen der Metal Music scheint weitgehend ausgeblendet. Die Ausstellungsstücke folgen in ihrer Logik meist einem rein deskriptiven Zurschaustellen. Klar, das erzeugt einen emotionalen Wirbelsturm an Erinnerungen an die Zeit bei allen, die tief im Thema sind. Entweder weil sie den nordischen Extreme Metal über den Lauf der Zeit miterlebt haben oder zumindest weil sie heute noch Fans desselben sind.
Für Außenstehende dürfte die Ausstellung ohne das Aufzeigen von Kontexten und Zusammenhängen weitgehend nichtssagend sein. Denn wenngleich auch die Schattenseiten wie die Morde und Kirchenbrände im Zusammenhang mit dem nordischen Black Metal ihren Raum in der Ausstellung finden: Es bleibt der Beigeschmack, dass sich die Szene hier in erster Linie selbst darstellt und feiert.
Aktuelle, gesellschaftspolitische Diskurse über die mangelnde Diversität und die Rolle von Frauen im Metal beispielsweise oder das Sympathisieren mit rechten Ideologien in der Szene werden höchstens kurz angerissen. Oder sie werden ins Rahmenprogramm verbannt. Sie wurden jedenfalls nicht mit Tiefgang aufgearbeitet. Ein didaktisches Konzept fehlt. Eine Aussage mit gesellschaftlichem Mehrwert bleibt die Ausstellung schuldig. – Für eingefleischte Fans der Szene ist die Ausstellung sicher trotzdem ein wunderbar nostalgischer walk down memory lane.
Das übrige Rahmenprogramm zur Ausstellung „Der Harte Norden“:
- Donnerstag, 6. Juli, 18 Uhr, Panel: „Neo-Paganism in Nordic Metal“. In Kooperation mit dem Nordeuropa-Institut.
- Donnerstag, 31. August, 18 Uhr, Buchpräsentation: Nico Rose: „Hard, Heavy & Happy. Heavy Metal und die Kunst des guten Lebens“
- Samstag, 9. September, Familientag: Workshops, Growling für Kinder, Filmprogramm und vieles mehr

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Bildquellen
- Der harte Norden – Berlin 2023 – Bühnenkostüme Battlebeast und Hammerfall: (c) 2023 Matt / metal-heads.de
- Der harte Norden – Berlin 2023 – Metalkutten: (c) 2023 Matt / metal-heads.de
- Der harte Norden – Berlin 2023 – Gäste vor Ausstellungwand: (c) 2023 Matt / metal-heads.de
- Der harte Norden – Berlin 2023 – Publikum vor Vitrine: (c) 2023 Matt / metal-heads.de
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