1349: The Infernal Pathway (VÖ: 18.10.2019)

Heute kommt „The Infernal Pathway“ von 1349 in die Läden. Es ist das siebte Album der norwegischen Black Metal Band, das wieder via Season of Mist vertrieben wird. Im nächsten Frühjahr gehen sie mit ABBATH auf Tour. Wahrscheinlich sind sie dann gerade rechtzeitig zur Eröffnung des neuen Edvard Much Museums zurück. Denn zu diesem Anlass haben 1349 zu dem Bild ‚Dødskamp‘ einen Song geschrieben, der auch auf dem neuen Album zu finden ist.
Eine Reise durch Dunkelheit und Wahnsinn
Wenn eine Band das Jahr, in dem die norwegische Bevölkerung durch die Pestepidemie zwei Drittel ihrer Bevölkerung verloren hat, zum Bandnamen macht, ist es nicht verwunderlich, wenn Dunkelheit, Verzweiflung und Wahnsinn in die Musik einfließen.
„The Infernal Pathway“ schafft düstere Klanglandschaften, in denen nicht nur das ‚frostige‘ Drumming einem Schauer über den Rücken schickt. Es ist aggressiv durch das enorme Tempo, beruhigt mit Old School Black Metal – Elementen. Teilweise gibt es ein ordentliches Geholze, das aber gespickt ist mit scharfgeschliffenen Riffs. Und es wird düster und kalt wie bei „Revelations Of The Black Flame“ dem Album von 2009, um dann wieder einen farbigen Klang entstehen zu lassen.
Die klangliche Dichte und Vielfalt der Nuancen durch die Klangverschiebungen und Schattierungen gefällt mir gut. 1349 haben ihre dynamischen Möglichkeiten vielfältig ausgeschöpft. Von trommelndem Dauerfeuer zu Melodien ist alles dabei. Auf diese Weise entwickelt sich ein rauer Black Metal, der zum Schluss einen epischen Einschlag bekommt.
Unvorhersehbare Wendungen und atmosphärische Intermezzi
„Abyssos Antithesis“ beginnt mit einladendem rockenden Riff, das nach einem percussiven Gewitter in einen dissonanten Höhepunkt mündet. Schwarze, thrashige Elemente verleihen dem Opener einen bösen Klang und bereitet uns auf das Kommende vor.
„Through Eyes Of Stone“ ist intensiv und dynamisch. Dieser Track entführt uns in einen Klangkosmos mit thrashigen Elementen aber vernachlässigt dabei das Melodische nicht – zumindest bis Ravns Vocals diese kurzen Momente der Harmonie wieder auflösen.
„Tunnel of Set VIII“ ist eines der drei Intermezzi, die eine unheimliche Atmosphäre schaffen.
„Enter Cold Void Dreaming“ ist ein weiteres Beispiel für Frosts fast jazzige Art, nach rasendschnellem Drumming unerwartete Veränderungen im Rhythmus vorzunehmen. Die Saitenfraktion wirft Riffs hinein, setzt ein anderes Tempo dagegen, was eine enorme Spannung erzeugt.
„Towers Upon Towers“ ist einer der Songs, der sich direkt eingebrannt hat. Ich kann nicht sagen, ob es am schwarzmetallischen Einstieg, dem donnernden Fundament aus Drums und Bass oder den dichten Riffs liegt, die (ab 1:40 ) Ohrwurmcharakter haben.
Sogwirkung
Mit „Deeper Still“ tauchen wir noch weiter in die Welt von 1349 ein. Hier zeigt Archaon wie gut er sein Instrument beherrscht. (Ob es daran liegt, dass er seit Kurzem eine Deamoness (Lutherie Infernus) – Signature Gitarre spielt, die speziell für ihn gebaut wurde?) 1349 spielen mit Dissonanzen und Ravns Vocals setzen dem Ganzen einen deutlichen Stempel auf.
Bei „Striding the Chasm“ werden uns in enormem Tempo rücksichtslos Death Metal Passagen um die Ohren gehauen, die sich dann in Melodien auflösen.
Und dann „Dødskamp“: über diesen Song habe ich ja bereits berichtet. Hier verwenden 1349 melodische und rhythmische Konstruktionen, die für sie eher ungewöhnlich sind. Im Rahmen von „The Infernal Pathway“ fasst dieser Song in gewisser Weise die gesamten Klangaspekte und Variationen zusammen.
„Stand Tall in Fire“ bringt ein episches apokalyptisches Ende. Ein dichter Sound mit den unvorhersehbaren Wendungen. Ein ausgesprochen dynamischer Song, in dem ruhige Momente die Vocals hervorheben, die zeitweise ein Sprechgesang sind. Und hier kommt auch der Bass schließlich doch noch zur Geltung und das Solo fügt sich wunderbar ein.
Wohltemperierte Grausamkeit – true norwegian Black Metal vom Feinsten
Mit „The Infernal Pathway“ haben 1349 eine Atmosphäre geschaffen, die sowohl grausame als auch mystische Momente hat, roh und dennoch zugänglich. Richtig gut gefallen hat mir Frosts Drumming. Er hat ein gutes Gespür dafür, wann ein Rhythmuswechsel für Betonung, Auflösung, Zusammenführung sorgt. Das Dauerfeuer der Drums, der Wechsel aus der Raserei in ein schweres Midtempo, die ausgefeilten Riffs und die keifenden, flüsternden und manchmal krächzenden Vocals wirken enorm intensiv. An einigen Stellen hätte ich mir einen präsenteren, ausgeprägteren Bass gewünscht – z.B. wie bei „Stand Tall In Fire“ . Das hätte einigen Songs einen fruchteinflößenderen Charakter gegeben. Dennoch können wir sicher auch zukünftig einiges von 1349 erwarten. Aber hoffentlich müssen wir nicht wieder fünf Jahre warten.
Bildquellen
- 1349: Season of Mist pic by Dmitry Valberg
- SOM514EP-1349-Dodskamp-1500x1500px-300dpi-RGB: Season of Mist
- 1349 The Infernal Pathway Cover: Season of Mist
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