BLAME TRACY – Zwei Ruhrpottrocker

Erdiger authentischer Rock
wird uns von zwei coolen Jungs aus Bochum nähergebracht, die sich BLAME TRACY getauft haben. Ja, Ihr habt richtig gelesen. Die Band besteht aus nur zwei Musikern, die sich gedacht haben: Weniger ist manchmal mehr! Zum einen gibt es Timo, der den Hauptgesang und die Percussions übernimmt, zum anderen Nils, der sich an der Gitarre austobt. Die Jungs interpretieren den klassischen Rock auf ihre ganz eigene Art und Weise und bringen so frischen Wind in die Rockwelt. Nicht umsonst haben sie in den Ruhrcharts einen verdammt guten siebten Platz belegt und konnten sich dort einige Wochen auch gegen berühmte Bands und Künstler behaupten. Das war sogar der großen Tageszeitung WAZ einen Artikel wert. Ich wollte mehr über dieses außergewöhnliche Duo wissen und sie haben sich netterweise spontan für ein Interview bereit erklärt. Hier gibt es nicht nur einiges zu lesen, sondern auch zwischendurch viel zu hören und zu sehen. Viel Spaß beim Interview!
Grundlagen und Entwicklungen
MH: So Jungs, von Ruhrpottler zu Ruhrpottler, von einem Ende Bochums zum anderen… Starten wir das Interview und wollen den Leuten da draußen mal ein wenig über Euch erzählen.
Es ist ja meistens so, dass die Musiker einer neuen Band (wenn man nicht gerade 16 Jahre jung ist) entweder noch parallel woanders spielen oder vorher schon Teil einer anderen Band waren. Also wie hat sich Euer musikalisches Dasein bisher so gestaltet?
Timo: Genesis, Guns n‘ Roses, AC/DC. Das waren ab einem Alter von fünf Jahren meine ersten Platten. Meinem Onkel, Harry Franke, sei Dank. Er war jahrzehntelang Bandleader der „Black Devils“ und ist der Grund, warum ich schon früh Schlagzeug spielen und Musiker werden konnte. Er ist ständig mit mir in den Proberaum gefahren, hat mir ein erstes Drum-Set für Kinder besorgt – noch immer im Einsatz! – und hat mir so nebenbei die Grundlagen der Rockmusik vermittelt. Mein Onkel spielte Gitarre und hat gesungen, ich saß an den Drums. Im Laufe der Zeit kamen weitere Schulfreunde hinzu, wir haben Rock-Klassiker gecovert, bis mein Onkel meinte, es sei jetzt Zeit für unsere eigene Band. Und weil in dieser keiner Texte schreiben oder singen wollte, hab ich das irgendwann versucht. Nils und ich haben uns dann später in der Oberstufe kennengelernt und er hat zwei, drei Gastauftritte bei unserer damaligen ersten Band mitgemacht.
Nils: Ich habe erst mit 17 Jahren angefangen, Gitarre zu spielen. Mit circa 14 Jahren hab ich mir meine ersten Platten gekauft. War aber fast alles nur Skate Punk. Habe damals zunächst in einer Skate Punk Band, den „Average Joes“ gespielt, die sich dann irgendwann aufgelöst hat. Nebenbei hab ich noch ein Soloprojekt gehabt, „Tils“, aus dem aber nie so richtig was geworden ist. Ohne Band und mit reiner Akustik Musik habe ich mich nicht so wohl gefühlt.
Timo: Aus unserer ersten Band wurde nach einigen Wechseln schließlich „Gravity Rail“, wir spielen bluesig angehauchten Hard und Stoner Rock und waren regional ganz gut dabei. Ziemlich viele Gigs, darunter einige Hochkaräter wie „Olgas Rock“. 2009 haben wir dann einen neuen Gitarristen gesucht, ich hab während einer Probe Nils angerufen – und der stand dann 45 Minuten später mit seiner Gitarre vor unserem Bunker. Heute ist er „Alleinherrscher“ an der Gravity-Rail-Gitarren-Front.
Die ersten Songs
MH: Wie kam es schließlich dazu, dass Ihr euch entschlossen habt, nun als Duo eine Band zu gründen?
Nils: Wir haben beide Bock gehabt, noch mehr Musik zu machen. Also wollten wir zunächst als Duo mal ein paar Cover-Songs spielen. Eigentlich war dann sofort klar, dass irgendwie mehr Potenzial und Energie in der Band steckt, nachdem wir bei der ersten Probe unseren Song „71“ fertig hatten.
Nachdem wir dann zusammen einen kurzen Urlaub in einer Hütte gemacht, Bier getrunken, Songs geschrieben und aufgenommen haben, wussten wir, dass wir richtig Bock auf „nochmal reinhängen“ mit einer neuen Band haben. Für uns beide war es auch wichtig, dass wir das zu zweit machen, um uns einfach noch mehr mit dem ganzen Drumherum zu beschäftigen, was eben zu einer Band gehört. Wie nimmt man am besten auf? Wie mischt man Songs, wie geht „Social Media“? Können wir nicht erstmal selbst Fotos machen und ein Video drehen? Was geht alles zu zweit, wo brauchen wir Unterstützung? Bei zwei Leuten sind die Absprachen immer recht einfach, anstatt z.B. bei fünf Bandmitgliedern. Also war für uns dann klar: Wir belassen es bei uns beiden und versuchen, alles selbst hinzubekommen und bauen nochmal von Grund auf eine neue Band auf.
Timo: Und zum Glück kennt man dann noch Leute, die richtig Ahnung von Artwork, Aufnahmen Videos, Mixen und Mastering haben, um auch das gewünschte Level zu erreichen.
Klein, aber fein
MH: Als Duo ist man instrumental eingeschränkt, gerade bei Live-Auftritten. Ist es das eher eine Vereinfachung oder tut man sich schwerer mit einer eher rudimentären Ausstattung zu performen als mit einer ganzen Band im Rücken? (Mal abgesehen davon, dass man nicht einen Lkw mieten muss, um das ganze Equipment mitzuschleppen 😉)
Timo: Man ist natürlich flexibler. Wir können auch komplett akustisch spielen, wenn’s die Location erfordert. Wann immer möglich haben wir – hoffe ich zumindest – schon Wege gefunden, entsprechend druckvoll zu spielen und auch mal in den „Angriffsmodus“ zu schalten. Klar ist natürlich auch, dass es zu zweit etwas anderes ist, als mit kompletter Band und „Backline“.
Nils: Also das reduzierte Equipment ist schon ein Vorteil und auch eine Erleichterung bei Gigs. Für mich ist gerade die Herausforderung reizvoll, was man aus zwei Bandmitglieder alles rausholen kann. Was kann ich mit Loop-Station oder Hall-Effekten an der Gitarre rausholen, damit ich gleichzeitig einen gefühlvollen und tragenden Sound bringen, genauso mal ein strammes Solo oder richtig verzerrte Akkorde spielen kann. Es erfordert Kreativität beim Songwriting, allerdings funktioniert das zwischen Timo und mir immer ganz gut, wenn wir uns überlegt haben, wohin die Reise bei einem neuen Song gehen soll.
Timo: Und wir haben uns beim Songwriting entwickelt und das Equipment angepasst. Anfangs habe ich nur ganz dezent Percussion eingesetzt. Mittlerweile gehören Stomp-Box, Hihat, Floor- und Roto-Toms zum Set. Gespielt wird natürlich nur, was zum Song passt und live umsetzbar ist.
Die Ruhrcharts und die WAZ
MH: Ich habe von Euch tatsächlich über Mundpropaganda erfahren, nachdem die Tageszeitung WAZ über Euch berichtet hatte. Ihr seid mit dem Song „Exhale“ bei den Ruhrcharts angetreten und habt einen super siebten Platz erreicht. Hättet Ihr damit gerechnet?
Nils: Nein damit haben wir ganz ehrlich nicht gerechnet. Ich weiß noch, wie wir beide an dem Tag immer mal wieder online geschaut haben, ob wir es in die Ruhrcharts geschafft haben. Ich war zu dem Zeitpunkt im Urlaub und habe dann abends geschaut. Wir haben natürlich gehofft, dass wir eine Platzierung und uns ein bisschen ins Gespräch bringen können. Dass wir letztendlich 4 Wochen in den Charts waren, jeden Samstag bei Radio Bochum, Essen und Herne gespielt wurden und vor allem auf Platz 7 eingestiegen sind, damit haben wir nicht gerechnet. Oft ist das ja so, dass du als Newcomer Band reingevotet wirst und dann nicht lange gegen berühmte Künstler bestehen kannst. Darüber, dass es für uns ein bisschen anders gelaufen ist, haben wir uns sehr gefreut.
MH: „Exhale“ ist ein melodischer Song, der ruhig mit feiner cleaner Stimme beginnt, aber später dann doch noch flott nach vorne treibt. Richtig coole Nummer, die super abwechslungsreich präsentiert wird, was letztlich auch dem grandiosen Gitarrenspiel von Nils zu verdanken ist. Ein tolles harmonisches Miteinander, was Ihr beiden ausstrahlt.
„Whiplash“ stellt einen Gegenpart dar. Der Song besitzt einen eigenwilligen Groove und erzeugt eine schöne dunkle doomige Stimmung. Ein Charakteristikum des Songs ist die kräftige Stimme von Timo, die mit viel Rotz und Schmackes daherkommt. Das Gitarrenspiel ist dementsprechend gestaltet. Man erkennt bei diesen beiden Songs also schon die Vielfältigkeit, mit der Ihr beiden die Musik angeht. Wovon handelt die beiden Songs „Exhale“ und „Whiplash“ eigentlich?
Hintergünde
Timo: Bei „Exhale“ geht’s um Abhängigkeit in jeglicher Form: von Menschen, Gefühlen, Situationen, Substanzen. Es geht um Leute, die offenbar auf der verzweifelten Suche nach etwas ganz Bestimmten (gewesen) sind, die „unerreichbare Höhen“ erreichen woll(t)en. Es geht um Sackgassen, verzehrte Sichtweisen und potenzielle Auswege, die aus verschiedensten Gründen offenbar nicht gesehen oder nicht gegangen werden – oder eben fatal enden. Positiv interpretiert, erfüllt sich eine Person am Ende einen Traum, ohne in diesem Augenblick an Konsequenzen zu denken. Man kann sich also nicht vorwerfen, nicht alles für sein Ziel getan zu haben und (letztmals) entspannt ausatmen.
„Whiplash“ kommt mit Wut über das Unbekannte und Unvorhersehbare daher. Wir alle spüren weltweit, dass man bestimmten Ereignissen quasi „ausgeliefert“ ist. Man kommt in Situationen, in denen man die Kontrolle und auch den Boden unter den Füßen verlieren kann, wenn man sich nicht mit aller Kraft festhält. Und selbst dann trifft einen „Whiplash“ mit voller Wucht, schleudert dich rum. Das sind die Momente, in denen man sich wieder nach oben kämpfen muss. Wann immer wir ganz unten angekommen sind oder unsere Fundamente bis auf die Grundfesten erschüttert werden, dürfen wir eins nicht vergessen: Höchstwahrscheinlich haben wir uns schon einmal so hilflos gefühlt. Und sind da offenbar irgendwie rausgekommen.
Grundsätzlich gilt für mich beim Texten: Die Lyrics müssen auf mehreren Ebenen funktionieren. Auf einer ganz persönlichen, auf einer abstrakten und einer allgemeinen, damit Hörer/innen ihre eigenen Zugänge und Sichtweisen entwickeln könnten. Zu jedem Song habe ich natürlich meine ganz subjektive Interpretation. Wenn über diese hinaus aber keine anderen möglich wären, der Text nix Doppeldeutiges oder Vages zu bieten hätte, dann wäre er schlicht nicht fertig :). Ich find’s interessant, wie andere die Lyrics interpretieren.
MH: Die markante Stimme von Timo bei dem wütenden Song „Whiplash“ hat mich mit seinen kräftigen Ausbrüchen ein wenig an Glenn Danzig (Sänger von DANZIG) erinnert. Zufall oder Absicht?
Timo: Ok, überraschend und kompletter Zufall. Ich kenn‘ exakt zwei Danzig Songs :).
Einflüsse & Inspiration
MH: Habt ihr bestimmte Einflüsse oder Vorbilder, denen ihr nacheifert oder macht ihr einfach gerade das, wonach Euch der Sinn steht?
Nils: Uns war von Anfang an klar, dass wir uns nicht auf ein Genre festlegen lassen wollen. Es gibt ja schon bei Wikipedia so viele unterschiedliche Subgenres. Klar war, dass es handgemachte ehrliche Musik mit ernstem Inhalt werden soll. Timo schreibt über verschiedene Themen, ich versuche Möglichkeiten beim Sound oder bei der Art zu spielen zu nutzen, um möglichst abwechslungsreiche Ideen zu entwickeln. Es gibt Bands und Musiker, denen ich nacheifere, z.B. „Protest the Hero“, „Tool“, „Dave Grohl“ „Queens of the Stoneage“ (dem Josh vor allem), aber auch Bands wie „Bukahara“ oder „Nick Cave“.
Ich möchte gerne einen Sound haben, der den Zuhörer trifft.
Also von der Gitarre, er soll was merken, sei es wie bei „Whiplash“, dass einen der drückende Sound trifft oder über mehr Hall wie in „Soberly“, dass du dich dadurch kurz „wegdenken“ kannst. Ich spiele gerne ungewöhnliche Akkorde auf der Gitarre, damit nicht immer alles direkt nach Powerchord klingt.
Timo: Nacheifern weniger, da es nicht nach „Copy & Paste“ klingen soll. Fänd‘ ich auch langweilig. Inspiration und Einfluss natürlich extrem viel. Phil Collins ist wohl keine Überraschung, wenn man singt und trommelt. Jim Morrison als Sänger und Texter, früher auch Axl Rose. Bands wie AC/DC, Pink Floyd, Genesis und The Doors höre ich seit meiner Kindheit und Jugend. Mit „Tool“ kam recht spät, zum Glück aber noch rechtzeitig, ab 2018 eine weitere musikalische Obsession hinzu. Roger Waters vor allem als konzeptioneller Texter und Maynard James Keenan (Text, Gesang, Performance) sind also weitere Inspiration. Alle fließen mit Sicherheit auch (unbewusst) ins Songwriting und die Performance ein. Und für alle gilt: Ich muss im zweiten Schritt die Texte genauso interessant finden wie die Musik. Ok… für alle außer AC/DC.
Wie Nils aber schon sagte, würde ich keine der genannten Bands in direkte Verbindung mit „Blame Tracy“ bringen. Da versuchen wir einfach unser Ding zu machen.
Live-Erfahrungen
MH: Eure Songs haben richtig Charme und kommen cool und lässig rüber. Mir gefällt dieser erdige schmutzige Sound. Solche Songs leben vor allem auch von einer Live-Performance. Dabei träume ich immer von kleinen Konzerten in gemütlichen übersichtlichen Pubs, wo ich an der Theke sitze, mein Bier trinke und geile Musik genießen kann, so in einem ganz persönlichen Rahmen. Wie seht Ihr das?
Nils: Schön, dass du das fragst. Ich beantworte damit auch direkt mal Frage der Live-Erfahrungen. Ich mag diese kleinen Konzerte sehr. Schon immer, ob ich eins besuche oder selbst eins spiele. Ich war mal bei den Stones und AC/DC, was absolut großartige Konzerte waren, aber die Kleineren sind mir viel mehr in Erinnerung geblieben. Wir haben mit „Blame Tracy“ noch keine riesen großen Hallen gefüllt, kommt bestimmt noch :D. Aber die kleinen Gigs waren schon toll. Ein Konzert in 2019, was nicht richtig angemeldet war – da war der Laden komplett voll. Eklige Luft, ne Nebelmaschine, Hansa Pils und gut gelaunte Leute. Ein anderes Konzert im Mandragora beim Acoustic Monday, hat auch viel Spaß gemacht. Alles etwas gediegener, aber trotzdem ne verdammt gute Location mit Leuten die an der Theke stehen und dir zuhören.
MH: Wie wichtig ist Euch die persönliche Interaktion mit dem Publikum?
Nils: Ich freu mich über jeden, der an der Bühne stehen bleibt und sich Zeit nimmt, unsere Musik zu hören. Ich muss einräumen, dass ich bei den ersten Gigs wirklich aufgeregt war, weil halt der Trommler und ein Bass fehlt und wir zu zweit dafür verantwortlich sind, dass alles klappt. Also war ich viel damit beschäftigt, alles sauber hinzubekommen. Mit jedem Gig, wurde das aber besser und ab dann ist mir die Interaktion mit dem Publikum sehr wichtig. Die Band kann noch so gut sein, wenn die Band und die Leute nur rumstehen, fehlt für mich was auf dem Konzert. Aber wenn es zwischen Publikum und Band eine Verbindung gibt, bzw. diese beim Konzert entsteht, dann wird das ein gutes Konzert 🙂
Timo: Das ist auch der Vorteil bei kleineren Gigs: Liefert man Energie, bekommt man welche zurück. Es ist immer ein Wechselspiel zwischen uns und dem Publikum – wenn wir vernünftig spielen, versteht sich. Ein paar Sätze zwischen den Songs helfen da auch. Allerdings sind wir beide keine Geschichtenerzähler. Am Ende zählt die Musik.
MH: Bei welchen Live-Auftritten konntet ihr mit BLAME TRACY denn schon Erfahrungen sammeln und wie waren die Reaktionen des Publikums?

Timo: Nils hat ja schon ein paar Beispiele genannt. Grundsätzlich sind wir ab Mai 2019 mit fünf Gigs sehr gut ins erste „Live-Jahr“ von „Blame Tracy“ gestartet. Uns kannte ja logischerweise noch keiner. 2020 hatten wir schon vier gute Gigs sicher – dann kam Corona. Und ist leider geblieben. Da „Blame Tracy“ in erster Linie eine Live-Band ist, natürlich sehr schade.
Ideenquellen
MH: Woher kommen die Ideen für Eure doch unterschiedlichen Songs? Sind das alltägliche Dinge oder Erlebnisse, persönliche Umstände oder Ereignisse oder einfach das weltliche Leben drumherum?
Nils: Bei mir sind es oft persönliche Umstände, die sich auf Ideen auswirken, ohne dass ich das merke. Im Nachhinein, wenn ich über den Song nachdenke, wird mir klar, warum der an der Gitarre so klingt. Das hilft mir also auch, mit Dingen umzugehen. Ich freue mich aber auch über Texte von Timo, bzw. frage ich ihn immer nach dem Thema des Songs. Weil ich dann einen Sound im Kopf habe, bzw. mir überlege, wie das klingen soll. Es gibt aber auch Jamtracks. „Whiplash“ ist dafür ein Beispiel. Bei einer der wenigen Proben in diesem Jahr, habe ich einfach angefangen eine Idee zu zocken, Timo ist mit Drums und Gesang eingestiegen und dann hatten wir „Whiplash“.
Timo: Und aus diesem Jam hat sich das gesamte Konstrukt des Songs entwickelt: Bei der Improvisation habe ich jede vierte Zeile mit eben jenem „Whiplash“ begonnen. Das Wort kam durch die Musik in meinen Kopf, passte auch phonetisch wunderbar. Im Anschluss habe ich mich intensiv mit den verschiedenen Bedeutungen auseinander gesetzt – vom physischen bis zum psychischen Schleudertraume oder Peitschenhieb.
Andere Songs basieren auf persönlichen Erlebnissen, um die ich dann die angesprochenen weiteren Ebenen herum baue. Wieder andere sind komplett aus Sicht des lyrischen Ichs geschrieben, nachdem ich zum Beispiel eine Nachricht oder die Nachrichten gelesen/gehört habe. Der Song „71“ basiert zum Beispiel auf der Flüchtlingstragödie bei Parndorf.
Mal sind die Texte schon fertig, mal schreibe ich sie erst mit der Musik im Kopf bzw. entstehen sie durch den Klang und die Grundstimmung – häufig auch unterbewusst. Ist manchmal tatsächlich verrückt, da man immer auch etwas über sich selbst erfährt, wie Nils schon sagte.
MH: Ihr schreckt auch nicht vor innovativen Ideen zurück. Im Zuge der Pandemiekrise hattet ihr den Einfall euren weltweit ersten Dachterrassenauftritt zu veranstalten, und zwar auf der eigenen.
Sind solche spontanen und innovativen Ideen gute Mittel gegen die Corona-Depression?
Timo: Definitiv! Vor allem beim weltweit allerersten wegweisenden Dachterrassen-Konzert lastete der gesamte Druck der globalen Musiklandschaft auf Tracys Schultern… ha!
Spaß beiseite: Das hat uns natürlich bei Laune gehalten, auch wenn wir Band Nr. 5365473 mit eigenem „Rooftop-Video“ waren. Für uns war es eine Premiere, wieder eine neue Erfahrung und man entwickelt sich weiter: zum Beispiel beim Abmischen der live und vor allem draußen aufgenommenen Spuren. Und ganz ehrlich: aktuell wieder nicht zu proben, ist zwar angesichts der Pandemie-Entwicklung nur folgerichtig. Aber es kotzt uns schon ziemlich an. Gemeinsam Musik zu machen, ist durch nichts Digitales zu ersetzen.
Zukunftspläne
MH: Nun zum Abschluss natürlich noch zu einer üblichen Standardfrage…Wie sehen die Zukunftspläne in diesen unsicheren Zeiten aus und steht eine EP oder sogar ein Album in den Startlöchern?
Timo & Nils: Zwei weitere Songs sind fertig.
„Drain the Swamp“ kommt am 30. Dezember 2020 raus!
„Tracy” legen wir dann Anfang 2021 nach!
Gleichzeitig nehmen wir bereits getrennt wieder auf. Das wird noch etwas Zeit in Anspruch nehmen, allein schon, weil wir aktuell eben alles separat machen (müssen). Geplant ist, die fertigen Songs jeweils einzeln zu veröffentlichen. So lange Konzerte weiterhin nicht verantwortungsbewusst und sicher möglich sind, möchten wir zumindest halbwegs regelmäßig etwas rausbringen können.
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Bildquellen
- Blame Tracy_ExhaleVideo2: BLAME TRACY
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