Mode in Subkulturen – Von Tiling
Mode in Subkulturen – Von Tiling
metal-heads.de begrüßt seine Leser zu einer neuen Reportage, die sich mit dem Thema „Mode in Subkulturen“ beschäftigt. Als Magazin mit dem Schwerpunkt Metal liegt es auf der Hand, dass wir euch in den kommenden Wochen diverse Labels aus dem besten Genre der Welt präsentieren. Den Start unserer Reihe macht das neu gegründete Label Von Tiling von Alexander Prinz, den viele als „Der Dunkle Parabelritter“ von YouTube her kennen. Wir haben mit Alex ein nettes Gespräch geführt und er gewährte uns einen Einblick in die Welt von „Von Tiling“.
Auf ein Wort mit Von Tiling Gründer Alex
Ich fasse mal kurz deine Nebentätigkeiten neben dem Studium und Nebenjob im Bereich Metal zusammen: Eigener YouTube-Channel (Metal-Channel Nr.1 in Deutschland mit fast 90.000 Abonnenten), eigene App (Die Metal-App), eigenes Fanzine (Silence Magazin), eigene Band (die aber im Moment auf Eis liegt, so wie ich es mitbekommen habe?) und nun also auch noch dein eigenes Label. Wie schaffst du es da noch Zeit für deine Freundin, Freunde und Familie zu haben sowie administrative Angelegenheiten, deine Hobbies und den alltäglichen Kram zu bewältigen? Hilft dir wer? Wenn ja, wie sieht die Arbeitsaufteilung aus?
Dass ich eine eigene Band habe, ist so leider nicht richtig. Ich war mal ein paar Stunden bei einem Gesangslehrer, jedoch konnte ich die Ausbildung dort dann aus Zeitmangel nicht beenden und fühle mich daher einfach nicht sicher und gut genug um damit wirklich was zu starten. Im Verlauf des letzten Jahres habe ich angefangen zu verstehen, warum sich manche Menschen wünschen, dass der Tag mehr als 24 Stunden hätte. Als ich noch zur Schule ging, konnten die Tage gar nicht schnell genug vergehen, bis ich dann in Youtube Videos eine (sinnvolle) Beschäftigung fand. Mittlerweile hat das alles jedoch Ausmaße angenommen, die mich schon hart fordern. Wie ich das schaffe? Ich schlafe sehr wenig. In Spitzenzeiten nicht mehr als 2-3 Stunden am Tag. Jetzt bin ich allerdings mit dem Studium so weit fertig, dass ich fast keine Präsenzveranstaltungen mehr habe und diese Zeit zu Hause zum Arbeiten und Produzieren nutzen kann. Privates leidet leider viel zu oft unter den ganzen Projekten. Ich wohne jetzt seit einem Jahr mit meiner Freundin zusammen und da ich eben auch sehr gerne in der Nacht arbeite, gibt es da durchaus schon mal Meinungsverschiedenheiten.
In deinem Video-Beitrag „Mein eigenes Label“ sagst du, dass du ohne die Hilfe von Jörn Rohrberg dieses Projekt nicht geschafft hättest. Kannst du uns etwas genauer sagen wie Jörn dir bei dem Projekt geholfen hat?
Jörn Rohrberg heißt der junge Mann und er ist mein Partner – sprich: Er arbeitet auch in Zukunft mit mir zusammen am Aufbau des Labels. Ohne seine Fähigkeiten im IT- und Designbereich würde dieses System der On-Demand-Online Bestellung nicht funktionieren. Außerdem hat er durch seine berufliche Vorgeschichte bereits wertvolle Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt.
Du sprichst einen interessanten Punkt im Video an. Die Preise für Merch steigen und die Qualität wird immer schlechter. Persönlich musste ich auch diese Erfahrung auf einem Festival machen. Ein Shirt der Lieblings-Band kostete 30 €. Der Print war versetzt platziert, der Druck nicht sauber und es wurde ein dünner Stoff verwendet, wo man meinen Oberkörper sehen konnte. Als Ex-Student war dies natürlich sehr, sehr ärgerlich (zum Glück habe ich mein Geld zurückbekommen). Hattest du schon ähnliche Erfahrungen? Wenn ja, welche Situation war für dich ein „No-Go“ und purer ungerechter Kapitalismus dem Fan gegenüber?
Mein schlimmstes Erlebnis in Sachen Shirt-Qualität war damals und ich weiß, dass es glücklicherweise mittlerweile nicht mehr so ist, der Merch von Heaven Shall Burn. Der war auf den uns allen bekannten Gildan Billig-Lumpen gedruckt, völlig formlos und absolut nicht tragbar. Ich habe die Motive immer geliebt und auf einen Schlag vier Shirts bestellt. Und als treuer Fan schickt man die dann auch nicht zurück, weil man sich einredet: “Ach, das geht schon irgendwie.” Jetzt, mit dem Ausdruck “Purer ungerechter Kaputalismus”, würde ich aber nicht werfen wollen. Schließlich muss man sich diese Shirts nicht kaufen, man muss sich nicht die zehn Versionen kaufen, die von großen Labels für jedes Album bekannter Bands angeboten werden. Man entscheidet sich doch aktiv für den Kauf. Schlimm finde ich nur, dass die Produktionsbedingungen immer noch keine Rolle zu spielen scheinen. Da sehe ich aber auch den Kunden in der Pflicht. Warum sollte ich denn als kühl marktwirtschaftlich orientiertes Unternehmen die Qualität der Shirts oder deren nachhaltige Herstellung fördern, wenn die Kunden nur kaufen, wenn’s so richtig schön billig ist und scheinbar nichts als der Preis zu zählen scheint.
Deine Designs erzählen eine besondere Geschichte und beinhalten ein interessantes Konzept. Kannst du unseren Lesern dies genauer erläutern? Die Kulturen der Künstler spielen dabei wohl eine wichtige Rolle, oder?
Das hatte ich ja bereits im Video angerissen. Wir orientieren uns am Vorbild des Weltreisenden Wolf von Tiling, der als erfahrener Seemann nicht nur die Weltmeere sein Zuhause nannte, sondern sich auch mit Faszination fremden Kulturen in Afrika und Südostasien widmete und dort sogar seinen Lebensabend verbrachte. Dieser Faszination für die Kulturen und Lebenswelten überall auf dieser Erde hat mich immer sehr geprägt und vermutlich auch zu meinem Geographie-Studium getrieben. Und um diese Reichhaltigkeit unserer Welt darzustellen, bringen wir sie auf’s Textil. Habe ich beispielsweise einen Künstler aus Südostasien und er beschreibt in seinem Werk eine Volkssage, seine Heimat oder schildert seine Sicht der Dinge aus seinem sozio-kulturellen Hintergrund heraus, dann hilft uns das vielleicht auch dabei unseren Horizont ein kleines Stück zu erweitern.
Du arbeitest mit verschiedenen Grafikern und Designern aus der ganzen Welt zusammen. Wo kommen die denn so her? Wie seid ihr in Kontakt getreten?
Wir haben im Portfolio Künstler aus den Staaten, aus Asien und aus Europa. Aber ich stehe schon mit weitaus mehr in Kontakt und wir werden dieses Angebot stetig erweitern. Normalerweise ist es so, dass ich ein Werk sehe, welches mir gefällt und daraufhin den Künstler kontaktiere. Wir sind aber auch stets offen für Initiativbewerbungen!
Das Label von Tiling platzierst du bewusst im Bereich Metal, da wie ich auch denke, es zu wenig von „dieser Art“ Mode gibt. Kannst du dir vorstellen in Zukunft auf anderen Märkten dein Produkt zu platzieren? Beispielsweise im Hardcore wo es viele Leute gibt, die sehr auf Nachhaltigkeit, Fair Trade und Vegane-Stoffe setzen?
Diese Platzierung im Bereich “Metal” ist weniger dogmatisch als du es vielleicht vermutest. Tatsächlich sind die Shirts die wir produzieren natürlich tendenziell für jeden da. Sie orientieren sich aber stilistisch an typischen Bandshirts. Allerdings ist das nur ein Teil unserer Arbeit und wir arbeiten bereits unter Hochdruck an nachhaltiger Kleidung, die man auch im zivilen Alltag tragen kann.
Neben dem guten Musikgeschmack werden wir demnächst eine weitere Gemeinsamkeit haben. Den Beruf des Lehrers. Denkst du, man könnte Shirts von von Tiling im Unterricht tragen? Oder ist dies zu casual und doch eher für die Freizeit gedacht? Würdest du selber deine eigene Marke im Unterricht tragen?
Erstmal – Viel Kraft für deine Berufswahl. Dieser Job ist Erfüllung und stetige Prüfung zugleich. Wenn ich mir die Motive so anschaue, wüsste ich nicht, was dagegen spräche. Sind weder Gedärme noch masturbierende Nonnen drauf. Noch nicht! Aber wie bereits weiter oben erwähnt – Wir arbeiten auch an bürotauglicher Kleidung! Oder eben kollegium-konforme Kleidung.
(Alle zukünftigen Schüler vom Alex – JETZT genau lesen!) Bekommen deine Schüler eine bessere Note, wenn jene mit deinen Shirts im Unterricht sitzen? Wie würdest du dich innerlich bei dieser Vorstellung fühlen, wenn jemand mit deinem Labelnamen vor dir sitzt?
Das wäre dann ja indirekte Bestechung. Auf sowas reagiere ich allergisch. Mir ist im Umgang mit den Schülern wichtig, dass sie sich nicht zu ernst und zu wichtig nehmen und sich auf den Unterricht einlassen können. Ich versuche in meinen Unterrichtsentwürfen eine fächerübergreifende Verknüpfung der Themen zu gewährleisten und das immer mit dem Fokus auf die Frage: “Wozu brauch‘ ich die Scheiße eigentlich?”. Die Frage hat mich nämlich selber immer vom Lernen abgehalten. Interessiere dich für den Stoff und rede mit mir im Unterricht, dann wird alles gut!
Bei der Auswahl der Verarbeitung und Verwendung der Produkte hast du dich für „earth positive“ entschieden. Warum genau „earth positive“? Was macht diese Firma so besonders?
Earth Positive ist keine Firma, sondern der nachhaltige Zweig einer Produktpalette einer Textilfirma. Und was diese Reihe so besonders auszeichnet, dass stellen wir ja sehr deutlich nach Außen dar: Faire Arbeitsbedingungen, keine Kinderarbeit, Mindestlöhne, die Fabrik wird ausschließlich mit erneuerbarer Energie betrieben was dazu führt, dass 90 Prozent weniger Co² pro Shirt ausgestoßen wird, keine Chemikalien bei der Herstellung, kein PVC, biologische Baumwolle. Eben diese Verbindung aus ökonomischer und ökologischer Nachhaltigkeit, die auf diesem hohen Standard von fast keinem anderen Anbieter so angeboten werden kann.
Meine Shirts sind zum Großteil schwarz und mich ärgert es, wenn Bands alles auf schwarze Rohlinge drucken. In deinem Shop gibt es auch „nur“ schwarz als Shirt-Farbe zum auswählen. Wird es demnächst mehr Farben zur Auswahl geben? Oder ist von Tiling ein „black only“ Label um so die Verbindung zum Metal zu halten? (wir Metaller tragen ja gut und gerne schwarz).
Ich trage zum Beispiel wahnsinnig gerne rot. Ich denke, dass bieten wir in abzusehender Zeit auch an, vielleicht aber nicht für alle Designs – man kann ja Farben, Schnitte und Motive frei kombinieren – denn das wäre im Übertrag nicht möglich. Weiße Shirts liegen übrigens schon im Lager, müssen nur noch ins Shop-System eingefügt werden, genauso wie Hoodies.
Ich habe ein Problem. In deinem Online-Shop finden sich 12 Motive und es gibt bestimmt 3-4 Designs die mir gefallen. Da ich gerade mein Studium beendet habe, bin ich finanziell etwas eingespannt. Welches Shirt soll ich mir kaufen? Nach welchen Kriterien würdest du vorgehen um eine gute Lösung zu finden?
Du möchtest jetzt sozusagen eine Kaufberatung von mir? Wenn du alle Motive gleich gut findest, könntest du dich ja nach den Geschichten dahinter in unserer Produktbeschreibung erkundigen! Vielleicht findest du eine faszinierender als die Hintergründe der anderen Wahlmotive. Um jetzt konkreter zu werden, müsste ich deine Wahl und dich kennen!
Alex, du bist ein kreativer Mensch der viel in seiner Freizeit mit Herzblut etwas für den Metal macht. Was steht als nächstes an? Eigenes Musiklabel? Eigenes Festival? Oder eine Modenschau auf dem Darktroll-Festival?
Ein eigenes Musik-Label und ein eigenes Festival, das wären in der Tat zwei weitere Träume von mir. Ich denke jedoch nicht, dass ich in nächster Zeit sonderlich viel Zeit für weitere Projekte haben werde, außer du gibst mir ein paar Stunden deines Tages ab! Von einer “Modenschau” auf einem Festival halte ich übrigens nicht so viel. Das ist nicht der richtige Ort dafür.
Ich bedanke mich für deine Zeit und das Interview. Solltest du demnächst im Raum NRW sein oder jemanden für den von Tiling catwalk suchen, sag bescheid! Bei metal-heads.de ist es immer so, dass unsere Gäste das letzte Wort haben. Wenn es noch was gibt, was du sagen möchtest, ist dies deine Gelegenheit…
Vielen Dank für dein Interesse an unserem Projekt! Ich bin sehr gespannt, was die Zukunft dahingehend bringen mag und ich habe die feste Hoffnung, dass nun auch andere, größere Anbieter nachziehen werden!
Wenn du keine Ausgabe unserer neuen Reportage oder interessante Videointerviews wie z.B. Amon Amarth, KoRn, Sepultura, Tarja Turunen oder Mark Tremonti verpassen willst, dann folge uns doch auch in den sozialen Medien. Hier auf Facebook und Hier auf YouTube. Wir würden uns sehr über den Support freuen!
Mehr zu Von Tiling und Alex
DAS LABEL: https://vontiling.de/
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Bildquellen
- Mode in Subkulturen – Von Tiling: Porträit: Jörn Rohrberg / Shirts: Alex Prinz (von Tiling) / Collage: Kjo (metal-heads.de)
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