ROCKET MEN: Twerk & Travel in Space (bereits veröffentlicht)
Wer schon häufiger Reviews von mir gelesen hat, weiß, dass ich immer mal wieder über Alben von Bands berichte, die genreübergreifend Musik machen oder die irgendwie in keine der ja immer noch vorhandenen Schubladen passen.
Heute habe ich mich mit Twerk & Travel in Space von ROCKET MEN auf eine Weltraumreise mitnehmen lassen.
Jazz-Funk-Rock-Electro-Dub in space and on earth
ROCKET MEN kommen aus Hamburg, Berlin und Leipzig. 2016 gegründet, erschien noch im selben Jahr ihr Debüt-Album Weightless. Mit diesem Album starteten ROCKET MEN – hier noch deutlich an traditionellen Jazzformen orientiert – zu ihrer Reise ins Universum. Vielleicht haben sie von dort einen umfassenden Überblick über die vielen Möglichkeiten erhalten, die sie im 2018 erschienenen Twerk & Travel in Space verarbeitet haben.
Wer Spaß an komplexen Songstrukturen, rhythmischen und klanglichen Überraschungen, sowie gut herausgearbeiteten Soli hat, wird dieses Album mit Vergnügen hören und viele Entdeckungen machen.
Rockige Elemente treffen hier auf live eingespielte jazzige Bläser, die Brass-Band-Rhythmen mit treibendem Electro-Sound verbinden. Eine Besonderheit sind die Vocal Samples, die aus verschiedenen Kulturen stammen, und als Inspiration verstanden wurden. Hinzu kommen Ausschnitte aus Reden amerikanischer Präsidenten und Astronauten.
„It’s different, but very pretty“
Der Opener Twerk&Travel in Space beginnt klanglich bedächtig. Stimm-Samples einer Rede von J.F. Kennedy und der NASA-Kommunikation zur ersten Mondlandung bereiten die Entfaltung funkiger und von orientalischen Tonleitern beeinflussten Saxofonpassagen vor.
Apollo 13 beginnt jazzig, wird aber zunehmend rockig. Die Spannung baut sich auf mehreren Ebenen auf. Der Sound wird von den Synths geprägt, bis die Gitarre sich rockig durchsetzt.
Rio Doce ist ein Song, der einfach Spaß macht. Dubbige Rhythmen dominieren. Vocal-Aufnahmen brasilianischer Ureinwohner vom Rio Doce werden von einem warmen Sound umschmeichelt. Den Drums kommt die Aufgabe zu, diese Elemente miteinander zu verbinden.
Auch in den Songs Ngoma (Tanz) und Tuwa werden Vocal-Samples verwendet, die Bandmitglieder von ihren Reisen mitgebracht haben. Ngoma zeigt auf wunderbare Weise, wie traditionelle Gesänge mit Jazzklängen und rockigen Elementen verbunden werden können. Die Drums schaffen hier nicht nur ein rhythmisches Gerüst, sondern lassen die Rhythmen zu einem roten Faden werden, der sich durch die verspielten, erzählerischen Saxofon-Parts zieht.
Nach einem kurzen Intermezzo mit SpaceFM folgt mit Lost In Translation einer der abwechslungsreichsten Songs, in dem ROCKET MEN das, was sie Intergalactic Jazz, Drum & Space nennen, umsetzen.
„This will be the one trip of your life. Keep you eyes wide. Keep your ears clean“
Sonic Boom tastet sich vorsichtig mit tiefen Saxofontönen an komplexe Rhythmen und einen Klangteppich mit interessanten Farben heran.
Kaleidoskop ist ein wunderschönes Stück Fusion-Jazz, das, mit sphärischen Klängen und beruhigenden Melodien ruhig und warm von Saxofon und Keys gespielt, zum Träumen einlädt. Der Bass hat Raum zur Gestaltung bekommen und das Schlagzeug setzt mit seinen Akzenten immer wieder das Tüpfelchen aufs I. Ein tolles Stück, bei dem man die Augen schließen, mit auf die Reise in die Weiten des Weltraums gehen, Stürme miterleben und am Ende die Ruhe und Schönheit genießen kann.
Tuwa lässt noch einmal Schlagzeug und Percussion in den Vordergrund treten. Solange, bis die Gesänge näher kommen, sich wieder zurückziehen und forciertem Drumming sowie energisch vorangetriebenen Melodien Platz machen
„When you are out there, you wanna be here. And when your here, you wanna be out there“
Interlude greift – jedoch ohne die Dämpfung – das Thema von SpaceFM noch einmal auf und schafft den Übergang zum letzten tatsächlich irgendwie tanzbaren Song Tanz auf dem Mars.
Twerken, Jazz, Rock und Politik
Oder doch eher das Twerken, von dem Philipp Püschel (er gründete die Band zusammen mit Valentin Mühlberger) augenzwinkernd sagt, dies sei „…der verzweifelte Versuch eines Jazzmusikers, zu tanzen“. (Twerken ist der eher Hip-Hop-basierte Arschwackel-Trend, ausgelöst u.a. von Miley Cyrus und Nicki Minaj.)
ROCKET MEN wollen mit ihrer Verschmelzung der verschiedenen Genres Leute ansprechen, die an Jazz genauso interessiert sind, wie an Rock oder eben auch HipHop.
Auch wenn auf diesem Album Reden amerikanischer Präsidenten zitiert werden und Donald Trump mit seiner Äußerung über Koreas Präsident Kim Jong-un: „Rocket man is on a suicide mission for himself and his regime“ aufgenommen wurde, verstehen sich ROCKET MEN nicht als politische Band. „Aber wir wollen nicht nur um uns selbst kreisen, sondern auch Themen ansprechen, die unsere Zuhörer beschäftigen“, wie Philipp Püschel erklärte.
Also mich haben sie damit angesprochen. Und es hat mir viel Spaß gemacht, mit diesem Raumschiff voller musikalischer Überraschungen in der Unendlichkeit des (Klang-) Weltalls unterwegs zu sein.
Zum Schluss möchte ich euch noch die Crew vorstellen:
Valentin Mühlberger (Keyboard)
Philipp Püschel (Tormpete)
Bertram Burkert (Gitarre/Bass)
Paul David Heckhausen (Electronics/Percussion)
Lasse Golz (Saxofon/Reeds)
Felix Dehmel (Drums)
Und hier Lost in Translation, damit ihr euch selbst einen Eindruck verschaffen könnt.
Mehr über die Band erfahrt ihr HIER
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Bildquellen
- rocket men twerk and travel in space cover: amazon
- rocket men band: Heart Beat & Soul / Rocket Men
- rocket men space: Heart Beat & Soul / Rocket Men
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