METALHEADs Toplist 2023 – Deutsch Rock/Metal
METALHEADs Toplist 2023 – Deutsch Rock/Metal: JEAN LUC, DRITTE WAHL, EXISTENT, MAERZFELD, FINSTERFORST und TODSÜNDE!
JEAN LUC
Eine junge deutsche Rockband aus Köln heißt JEAN LUC (Facebook). Angefangen hat es mal als Soloprojekt von Sänger Hansi. Aber alleine ist auch nur halb so schön und deshalb hat er sich irgendwann Verstärkung (Tommy-Bass/Toby-Gitarre/Tarek-Drums) ins Boot geholt. „Lichter“ heißt das Album, dass bereits Anfang des Jahres auf den Markt kam. Wieder eines der Alben, die ich erst später für mich entdeckt habe. Daher an dieser Stelle eine etwas ausführlichere Vorstellung.
Die Musik von JEAN LUC kommt nicht mit dem Dampfhammer. Sie ist feiner komponiert, kann aber doch schon auch mit einiger Härte aufschlagen. Da will sich die Band bewusst gar nicht so festlegen und so kann es auch schon mal in die poppige Richtung gehen, was genau auf den Titelsong „Lichter“ zutrifft. Gut gemacht, aber meine Favoriten auf dem Album liegen in anderen (härteren) Bereichen. Also fange ich mal von vorne an.
Schon der Opener „Labyrinth“ holt mich sofort ab. Und das liegt nicht an einem aggressiven Härtegrad, sondern mehr am schönen stimmigen Soundkonzept. Der Song ist sehr melodisch melancholisch, wobei er auch von stimmigen Synhties getragen wird. Mir gefällt vor allem auch der Gesang von Hansi, der mit einer schönen Stimmfarbe sehr gefühlvoll, manchmal auch zerbrechlich, aber auch mit Kraft agieren kann. Das hört sich alles schon sehr gut an. Der zweite Song „Herz“ greift dann tatsächlich mit einer guten Portion Härte und Wut an. Da holt Sänger mal seine fiesen Vocals raus. Gefällt mir sehr gut!
Kontraste
„Ertrinken“ ist ein kontrastvoller Song mit verdammt intensiven Momenten, die vor allem in den eindringlichen Ausbrüchen voller Verzweiflung entstehen. „Angst“ als dystopischer aufrüttelnder Rocksong macht ebenso eine super Figur. Mit „Küss Mich“ und „Immer Weiter“ hauen JEAN LUC aber auch Gute-Laune-Kracher raus, denen eine fröhlichere Ausstrahlung innewohnt . Sehr experimentell tritt der Song „Der König Tanzt“ auf. Hier verbindet man Rock mit Techno. Manche werden vor Schreck die Hände überm Kopf zusammenschlagen und abwinken, aber ich finde die Umsetzung überraschenderweise echt cool gemacht. So wird der Song sogar tanzbar und später holte der Song den Rock raus und geht verdammt gut ab.
So ziehe ich ein sehr positives Fazit von dem Album „Lichter“. Gerade deswegen, weil es anders ist! Außerdem bewegen sich die Texte über dem üblichen Standardniveau. Und die neuen Singles der kommenden EP „SIGNALE“ ( VÖ 10.02.24) zeigen, dass sie es ihren Weg konsequent weitergehen und mehr hochwertige Musik komponieren.
DRITTE WAHL
Die Punk-Band DRITTE WAHL (Facebook/Homepage) gibt es schon eine Ewigkeit und das ist nicht selbstverständlich, denn die Band musste durch viele unruhige Gewässer schippern. Aber letztlich haben sie jedem Sturm getrotzt und gefährliche Klippen gemeistert. So sind sie immer noch da und haben dieses Jahr ihr Album „Urlaub in der Bredouille“ veröffentlicht.
Vielleicht auch gerade aufgrund ihrer langjährigen Erfahrungen klingt das Album sehr vielfältig. Neben der varianten Gestaltung der Songs sind mir beim ersten Hören die echt starken intelligenten Texte aufgefallen, die direkt und häufig böse sarkastisch den Nerv der Zeit treffen. Das produziert schon mal den einen oder anderen Lacher beim Hören. Dafür ist der Titelsong „Urlaub in der Bredouille“ mit seinem geilen Text ein Paradebeispiel. So kann man das Thema Umweltverschmutzung auch mal anpacken. Purer bitterböser Sarkasmus! Saustark! Vor allem die letzte Minute ist ein echter Brüller! Aber man greift auch geschichtliche Themen auf, so z.B. beim Song „Edwin Aldrin“, der als flotter Rocksong auftritt. Ich zitiere aus dem Review von unserem Chefredakteur Ralfi Ralf:
Texte mit viel Hirnschmalz und geschichtlichem Background. So handelt der Song „Edwin Aldrin“ über besagten Edwin Aldrin. Na, bei welchem Raumfahrt-Fan macht es nun klick? Genau, Edwin war die Nr. 2 beim ersten Flug der Menschheit auf den Mond. Kollege Armstrong bekam alle Lorbeeren, Mr. Aldrin dafür Depressionen. Ein Stück Zeitgeschichte sehr kompakt aufgehübscht in weniger als 3 Minuten.
Review ‚metal-heads.de‘ von Ralfi Ralf (01.12.2023)
Wer will beim Opener „Wir schießen die Milliardäre ins All“ nicht lauthals voller Spaß mitgrölen. Das wird live sicherlich ein Knaller sein. Ins gleiche thematische Horn wird beim Song „Panama“ geblasen, aber mit anderem instrumentalen Gewand. Der Sound bei DRITTE WAHL ist mal härter und rifflastiger, mal lockerer und mal ganz anders, aber immer eingängig und mit pfiffigen Ideen gespickt.
EXISTENT
Jetzt wird es wilder, denn EXISTENT (Facebook/Homepage) sind auf ihrem Album „Stiller Held“ ganz und gar nicht still und attackieren mit viel Energie und Wut im Bauch. Die Themen bewegen sich zwischen sozialkritischer Rebellion, einer schönen Portion Humor und ein wenig bewegenden Herzschmerz. Der vom Punk beeinflusste Rocksound erfindet nichts neues, ist aber höchst unterhaltsam zusammengestrickt und bietet durch die Bank gelungene Unterhaltung.
Neben direkten aufrüttelnden Botschaften wie beispielsweise beim Opener „Kein Paradies“, der sich mit religiösen Fanatikern beschäftigt, gibt es auch lebensbejahende Feiersongs wie „Schrei“, die wunderbar geradeaus rocken und mit einem starken Mitgröl-Refrain begeistern. EXISTENT können aber auch mit einem Augenzwinkern musizieren. Dafür höre man sich den Song „A&R(SCH)“ an. Schön leichte Kost, die sich gleich im Kopf festsetzt. Auch so was muss es geben! Und EXISTENT können ebenso mit Selbstironie glänzen, was sie mit „Existent ist scheisse“ wunderbar humorig unter Beweis stellen. So einen Titel hat wohl noch keine Band über sich selbst geschrieben.
„Der letzte Rest“ ist ein wuchtiger tragischer Herzschmerz-Song, den man gut als Powerballade bezeichnen kann. Auch so ein Song verstärkt den positiven Eindruck, dass EXISTENT thematisch und musikalisch gut aufgestellt sind und sich so vielfältig in ihrer Musik ausdrücken, dass sie uns ein rundum gelungenes Album wie „Stiller Held“ präsentieren können.
MAERZFELD
Die Nürnberger Band MAERZFELD (Facebook/Homepage) gibt es seit 2009. Das aktuelle Album heißt „Alles Anders“. Die letzten Jahre hat sich viel auf der Welt und auch speziell in Deutschland verändert. Es scheint, als ob sich die Welt aktuell in einem Strudel dunkler Ereignisse schwindelig dreht. Kann man nur hoffen, dass es uns nicht völlig aus der Bahn wirft und wir völlig im schwarzen Loch verschwinden. An niemandem gehen die Ereignisse spurlos vorbei. Die Spuren dessen haben MAERZFELD in manchen Songs des Albums mit einfließen lassen.
Es geht wieder härter zur Sache. Musikalisch wandeln MAERZFELD dabei zwischen harter Düsternis und wundervollen Melodien. Diese dürften für die Fans eine unwiderstehliche Einladung sein die Songs bei einem Konzert lauthals mitzusingen. Die Synthies sind nach wie vor ein wertvoller Teil des MAERZFELD-Sounds und Ron Huber sorgt hier stets für passende atmosphärische Untermalungen und teilweise sogar noch mehr. Beim Song „Plötzlich Tut Es Weh“ zeigen MAERZFELD, wie man interessante Akzente setzt. Es beginnt eher ruhig und bedächtig. Danach entsteht ein Wechselspiel mit dem gitarrenlastigen flotten Refrain. Als erste Besonderheit wird dann ein cooles Keybordsolo entfacht. Später wird dem Hörer dann noch ein tolles Solo-Duett mit Keybord und Gitarre geboten.
MAERZFELD melden sich mit einem Paukenschlag zurück! „Alles Anders“ ist ein Wahnsinnsalbum, dass keine Wünsche offen lässt. Ein sehr vielfältige Songauswahl mit tollen Texten, die in allerlei Facetten dargeboten werden. Die Texte gehen dabei wunderbar ins Ohr und laden zum Mitsingen ein. Momente der Langeweile sind Fehlanzeige. Ja, so liefert man eindrucksoll ab! (Review)
FINSTERFORST
FINSTERFORST (Facebook/Homepage) haben ein Album mit nur EINEM Song veröffentlicht. „Jenseits“ heißt dieses Prunkstück und wird in vier Kapiteln unterteilt. Das ist an sich schon mal eine besondere Idee. Und mit ihrer Musik stechen sie hier sicherlich ebenfalls heraus.
In meinem Review bin ich auf jedes einzelne Kapitel eingegangen. Das spare ich mir hier an dieser Stelle. Das imposante Ganze enthält so viele Eindrücke, die einem erst alle klar werden, wenn man sich dieses Album ganz bewußt anhört. Die Songstrukturen sind aufregend und ausufernd, aber ganz und gar nicht langweilig. Diese epische Ausstrahlung in all ihrer Gewaltigkeit, welche FINSTERFORST perfekt beherrschen, wohnt auch diesem Album inne.
FINSTERFORST machen keine halben Sachen und legen mit „Jenseits“ ein fulminantes Werk vor. Eine spannende Geschichte, die mehr als imposant und bombastisch in Szene gesetzt wurde. FINSTERFORST haben ihren ganz eigenen Sound und bewegen sich auf einem eigenen Level. „Jenseits“ vereint alle Stärken der Band. Der maximal epische Song mit seinen vier Kapiteln ist wohldurchdacht und mit viel Akribie erschaffen worden. FINSTERFORST sind Meister ihres Fachs und sie haben ein Meisterwerk erschaffen. FINSTERFORST sind eine Welt für sich!
TODSÜNDE
TODSÜNDE (Homepage, Facebook) sind wieder bereit Euch in den Arsch zu treten. Tatsächlich fiel mir bei ersten Blick auf die Tracklist auf, dass es diesmal nur deutsche Titel gibt. Das ist doch schon mal was. Doch dabei bleibt es nicht! Schon beim ersten Durchhören des Albums ist mir vor Begeisterung die Spucke weggeblieben. Ich hatte zwar eine Steigerung erwartet, aber das diese so krass ausfällt, habe ich wirklich nicht erwartet. TODSÜNDE haben echt hart und viel an ihrer Musik gearbeitet. Das Ergebnis ist großartig geworden!
TODSÜNDE sind nach wie vor TODSÜNDE und die markanten Erkennungsmerkmale sind immer noch vorhanden! Da braucht Ihr Euch keine Sorgen machen! Der Titelsong „Herzjagd“ war die erste Single und rummms… Direkt ein Volltreffer! Spätestens, wenn Erik mit seinen Vocals einschlägt, dann ist sofort klar, dass hier TODSÜNDE am Start sind. Brachial wie eh und je geht es zur Sache. Doch man höre und staune: TODSÜNDE haben ihren Sound verfeinert und spicken den Song mit melodischen und auch ruhigeren Elementen, wobei auch gesanglich erheblich mehr geboten wird.
TODSÜNDE stehen nach wie vor für kompromisslose Botschaften, die Euch unmissverständlich und knallhart entgegengeschmettert werden. Dabei nehmen sie kein Blatt vor den Mund. Dies wird unter anderem im Song „Licht und Schatten“ sehr deutlich, der noch ne Schüppe Hardness drauflegt. Der eingestreute Rap Part kommt gut rüber und rundet den Brecher super ab. Für meinen Geschmack haben TODSÜNDE die perfekte Balance zwischen knallhartem Metalcore und modernen Ansätzen gefunden, die sich in Form der mehr variablen Vocals zeigen, aber auch in starken Refrains, die einen mitreißen und zum Mitsingen einladen.
TODSÜNDE haben mit „Herzjagd“ todsicher einen Volltreffer gelandet. Bei den Songs geht der Puls schlagartig nach oben und das Herz kommt mächtig in Wallung. (Review)
TOP ALBUM im DEUTSCH ROCK/METAL im Jahr 2023
TODSÜNDE
NEWSLETTER. FREITAGS. KOSTENLOS.
Bildquellen
- JEANLUC – Bandfoto-1-: JEAN LUC
- JEANLUC – Lichter LP Cover-1-: JEAN LUC
- JEANLUC – SIGNALE EP Cover-1-: JEAN LUC
- Dritte Wahl – Urlaub in der Bredouille: Check Your Head PR
- EXISTENT Stiller Held Cover: Amazon
- Maerzfeld AA Titelbild: Flying Dolphin Entertainment
- MAERZFELD Cover+Infos-1-: Cover+Infos-->Flying Dolphin Entertainment //Rest-->Pixabay
- Finsterforst-DOA2022-15.07.2022-2 Titelbild: metal-heads.de
- FINSTERFORST Cover + Infos: Cover+Infos-->AOP Records//Background-->Pixabay
- TODSÜNDE Titelbild: Rebelheart Music Solutions
- Deutsch Rock/Metal 2023 TODSÜNDE-1-: Cover-->Rebel Heart Music Solutions
- TODSÜNDE Herzjagd Cover+Infos-1-: Rebel Heart Music Solutions
- Toplist Deutsch Rock & Metal-1-: Bildteile von Pixabay
Neueste Kommentare