ELOY – The Classic Years Trilogy (VÖ: 26.04.2019)
Freunde des deutschen 70er Jahre Prog-Rock durften sich auf den 26.04.2019 freuen. An diesem besagten Freitag veröffentlichte Eloy-Mastermind Frank Bornemann in Zusammenarbeit mit Vertigo Berlin (Universal Music) drei wegweisende Alben von Eloy. Im Einzelnen handelt es sich um die Scheiben „Dawn“ (1976), „Ocean“ (1977) und „Silent Cries And Mighty Echoes“ (1979). Die drei Platten wurden als Box-Set unter dem Titel „The Classic Years Trilogy“ zusammengefasst und beinhaltet die jeweilgen Titel als Vinyl und als CD in remasterter Form. Verantwortlich für die Neubearbeitung ist niemand geringeres als der Ex-Grobschnitt Schlagzeuger Joachim H. Ehrig, besser bekannt unter dem Pseudonym Eroc.
Eloy in bärenstarker Besetzung
Nachdem Eloy schon mit ihren Alben „Inside“ (1973), „Floating“ (1974) und „Power And The Passion“ (1975) stetig wachsende Erfolge für sich verbuchen konnten (unvergesslich ist auch das Debut als unbezahlbares Sammlerstück im Mülltonnen-Cover), brach die alte Eloy-Besetzung Anfang 1976 auseinander. Mit Klaus-Peter Matziol (Bass), Detlev Schmidtchen (Keyboards) und Jürgen Rosenthal (Schlagzeug) fand Frank Bornemann (Gitarre, Gesang) neue Musiker und konstruierte mit ihnen wahrscheinlich die stärkste Eloy-Formation aller Zeiten. Diese Besetzung hatte im Zeitraum von 1976 -1979 Bestand. In dieser Phase der grenzenlosen Kreativität entstanden auch die wohl drei besten Eloy-Alben die nunmehr als Collectors-Box zusammengefasst wurden.
Dawn (1976)
„Dawn“ ist ein Konzeptalbum und baut auf seinen Vorgänger „Power And The Passion“ auf. Prasselnder Regen und Donnergrollen läuten den atmosphärischen Opener „Awakening“ ein. Nahtlos geht es in das das mehrteilige „Between The Times“ über. Der Song ist sehr variabel konstruiert. Mal ist es rockig, mal andächtig und intim. Interessant ist das Wechselspiel von Gesang und Spoken-Words-Parts. Insbesondere die Stimme der geheimnisvollen „Island-Lily“ oder der Kontrast zwischen Bornemanns und vermutlich Rosenthals Gesang erzeugen beim Hörer ein leichtes Schaudern im positiven Sinne.
Im Anschluss folgt mit „The Sun-Song“ einer der wunderbarsten Eloy-Songs überhaupt. Der Track ist auch ein Highlight des 1978 erschienen Albums „Live“. Detlev Schmitdtchen setzt hier mit seiner Fertigkeit Akzente ebenso wie beim Song „The Dance In Doubt And Fear“, ein Song der auch überwiegend im Spoken-Word-Stil gehalten ist. Bei „Lost!?? (Introduction)“ stehen Choreinsätze im Vordergrund und „Lost?? (The Decision)“ entfaltet durch sein langsam ansteigendes Tempo einen Spannungsbogen, der sich in „The Midnight Flight / The Victory of Mental Forces“ entlädt. Dann wird es mit „Gliding Into Light And Knowledge“, ein Song der sich auch auf „Live“ befindet, wieder besinnlicher, bevor das meisterhafte Album unter dem kraftvollen, vom Schlagzeug dominierten, „Le Reveil du Soleil / The Dawn“ ein Ende findet.
Ocean (1977)
„Ocean“, welches ebenfalls ein Konzept verfolgt, ist für mich das beste Eloy-Album überhaupt. Und das sehen viele Fans genauso, da es sich kommerziell wohl auch um das erfolgreichste Album der Band handelt. Wer „Ocean“ schon mal volle Pulle über die Boxen oder mit einem guten Kopfhörer mit geschlossenen Augen im Sessel angehört hat, weiß wovon ich spreche. Die Scheibe umfasst zwar „nur“ vier Tracks, aber die haben es in sich.
Die epische Reise um den Untergang von Atlantis beginnt mit dem wirklich genialen“ Poseidon’s Creation“. Die Symbiose aus Gesang, Gitarre, Bass, Keyboard und Schlagzeug ist perfekt und erzeugt, ob man will oder nicht, eine Gänsehaut. Der Song lebt vom groovenden Bass, geschicktem Drumming, filigranem Gitarrenspiel und einem sensationellen Keyboard-Teppich. Die hohe Sounddichte und Kontinuität reißt auch bei den Zwillings-Tracks „Incarnation Of Logos“ und „Decay Of Logos“ nicht ein. Die musikalischen Zwischnenspiele und die Interaktion der Musiker sind einfach brilliant in Szene gesetzt. Bei den Aufnahmen im Studio wäre ich gerne dabei gewesen. Abschließend setzen Eloy mit „Atlantis‘ Agony At June 5th, 8498, 13 P.M. Gregorian Earthtime“ erneut atmosphärische Akzente und präsentieren dem Hörer einen weiteren epischen Meilenstein. Dieser Song und der Opener haben ebenfalls zurecht einen Platz auf dem 78’er Livealbum gefunden. Mann des Albums ist für mich Keyboarder Detlev Schmidtchen. Wenn man in diesem Fall denn eine Einzelperson hervorheben darf.
Schlagzeuger Jürgen Rosenthal, der für die Lyrics des Albums verantwortlich ist und war, ließ in der Vergangenheit verlauten:
Es ging mir in erster Linie darum, einen Vergleich zwischen Atlantis […] und der heutigen Zeit zu ziehen. Es gibt so viel Unerklärliches und Unentdecktes. […] Mit „Ocean“ wollte ich auch ausdrücken, dass der Ursprung allen Lebens aus dem Wasser kommt, Atlantis dagegen im Meer untergegangen ist.“
Denkt mal darüber nach. Ein Vergleich, der aus den 70er Jahren stammt und heute eigentlich aktueller denn je ist…
Silent Cries And Mighty Echoes (1979)
Wie des öfteren in diesem Artikel beschieben wurde im Jahre 1978 ein Livealbum veröffentlicht. Leider gehört dieses nicht zum Box-Set, aber man kann ja nicht alles haben. 1979 brachte das kreative Quartett aber einen weiteren Höhepunkt in der Eloy-Geschichte hervor, das siebte Studioalbum: „Silent Cries And Mighty Echoes“.
Viele Kritker behaupteten seinerzeit, das “ Silent Cries…“ stark an Pink Floyd angelehnt war. Das mag zwar partiell stimmen und kann auch nicht verleugnet werden, aber dennoch handelt es sich hier um ein eigenständiges Eloy-Album mit deutlichem Eloy-Stempel. Die Chemie in der Band stimmt zumindest augenscheinlich und Songs wie „The Apocalypse“, „De Labore Sous“ und „Mighty Echoes“ beweisen dies. Warum die Band in dieser Zusammensetzung dann auseinandergebrochen ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Einfach nur Schade. Wer weiß, wie das 1980 erschienene „Coulors“ dann geklungen hätte. Klaus-Peter Matziol war zwar noch an Bord, aber für Detlev Schmidtchen und Jürgen Rosenthal wurden Hannes Folberth und Jim McGillivray in die Band aufgenommen und mit Hannes Arkona kam noch ein zweiter Gitarrist dazu.
Mein Fazit
Wer meine Artikel über Eloy bisher gelesen und verfolgt hat, weiß, dass ich mit dieser Musik groß geworden bin und mich bis heute auch begleitet. Und eine höhere Macht möge auch dafür sorgen, dass Frank Bornemann, den ich gerne mal persönlich kennenlernen würde, noch ein paar Platten aufnimmt. Eloy mußten in der Vergangenheit viel negative Kritik hinnehmen. Mögen es die Vergleiche mit Pink Floyd oder auch der deutsche Akzent sein. Aus meiner Sicht alles kompletter Blödsinn, wenn überhaupt vergleiche zu Pink Floyd gezogen werden können, dann partiell auf „Silent Cries…“ und der deutsche Akzent, seinen wir doch mal ehrlich, macht den Charakter von Eloy doch aus.
Ich kann mich einfach nur über diese elegant aufgemachte Box, die zugegeben nicht ganz billig ist, freuen und jedem der sich mit deutschem 70er Jahren Kraut-, Prog, – oder wie auch immer Rock auskennt ans Herz legen. Das Box-Set ist sehr attraktiv gestaltet und auf 2000 Exemplare limitiert sowie nummeriert. Hochwertiges Vinyl und stabile Cover sind garantiert. Das Cover von „Dawn“ wurde zum FOC-Cover aufgemotzt. Die anderen beiden Scheiben gab es auch in den 70ern schon als FOC. „The Classic Years Trilogy“ könnte also in Zukunft ein gefragtes Sammlerstück werden.
[amazonjs asin=“B07PBXS9VK“ locale=“DE“ title=“The Classic Years Trilogy (Ltd. 3lp/3cd) Vinyl LP“]
NEWSLETTER. FREITAGS. KOSTENLOS.
Bildquellen
- Eloy – Dawn / Cover: Amazon.de
- Eloy – Ocean / Cover: Amazon.de
- Eloy – Silent Cries And Mighty Echoes / Cover: Amazon.de
- Eloy – The Classic Years Trilogy – Ausschnitt: Promoteam Schmitt & Rauch
Neueste Kommentare