Chris Birx im Interview zum neuen MOTORJESUS-Album
MOTORJESUS veröffentlichen am 15.Juni 2018 das Album Race To Resurrection, das wieder Heavy Rock mit Vollgas bietet. Dazu haben wir von metal-heads.de Chris Birx, dem Frontmann von MOTORJESUS, ein paar Fragen gestellt.
Das Interview mit Chris Birx
MH: Hallo Chris, zunächst einmal möchte ich euch zum neuen Album gratulieren. Ich hatte vorab bereits das Vergnügen, das Album zu hören und freue mich, dass du uns ein paar Fragen dazu beantwortest.
Auf eurer Homepage sind Andy Peters, Oliver Beck und du als Bandmitglieder aufgeführt. Wer hat euch bei den Aufnahmen fürs Album an Bass und weiterer Gitarre unterstützt / in welcher Besetzung habt ihr das Album eingespielt?
Chris: Wir haben das Album gemeinsam in der Trio-Konstellation eingespielt. Andreas hat sowohl Rhythmus Gitarren als auch Bass übernommen. Gerade beim Bass hat Andy einen super Job abgeliefert. Da sind wir echt stolz drauf, das so gut hinbekommen zu haben.
100% MOTORJESUS
MH: Euer letztes Album Electric Revelation hat ja deutlich gezeigt, dass ihr mit traditionellen Metal-Elementen und Hard Rock mit Vollgas unterwegs seid. Das neue Album Race To Resurrection klingt 100% nach Motorjesus. Und doch es hört sich an, als wenn der Motor sowohl in höherer Drehzahl dreht und auch runder/volltönender läuft.
Es sind einige Facetten dazu gekommen, die zeigen, dass ihr musikalisch nicht stehenbleibt. Das neue Album klingt absolut lebendig und nicht ‚kalkuliert‘ (- also im Gegensatz zu manchen überproduzierten fast schon sterilen Sounds, die man inzwischen auch im Metalbereich zu hören bekommt.)
Chris: Danke, wir sehen das sehr ähnlich wie du. Die etwas anderen Facetten auf dem Album kamen aber einfach so aus uns heraus. Da war nichts geplant oder kalkuliert. Wir haben einfach wie immer einige neue Songs geschrieben bei Andy im Keller. So wie bei jeder Platte. Am Rezept hat sich nichts geändert.
Die Gitarren sind wieder mehr im Vordergrund
MH: Wie würdest du euren Sound beschreiben? Welche Unterschiede zu euren anderen Alben, insbesondere zum Vorgänger gibt es?
Chris: Wir bezeichnen ja unseren Mix aus Metal, Hard Rock und Classic Rock einfach immer schlicht als Heavy Rock. Für Metal zu rockig und für Rock zu hart sozusagen. Wir haben schon immer viele Elemente aus verschiedenen Rock-Genres miteinander vermischt. Daraus entsteht wohl unser Sound. Im Vergleich zum Vorgänger kann man sagen, dass vielleicht die Gitarren wieder mehr im Vordergrund sind und es wieder ein bisschen mehr knarzt als bei Electric Revelation.
Texte und Songwriting
MH: Bist du alleine für die Texte verantwortlich?
Chris: Die Texte schreibe ich komplett alleine. Das ist auch immer ein längerer Prozess, da ich sehr selbstkritisch bin und viele Ideen auch mal verwerfe. Teilweise beginne ich auch von vorne, wenn ein Text nicht funktioniert.
MH: Worum geht es diesmal in den Songs? Die Titel verweisen auf Beunruhigendes, Zerstörerisches wie Sturm und Krieg… Wie kommst du auf die Themen und Texte? Gibt es ganz persönliche Bezüge zu den Texten oder sind sie eher der Musik angepasst?
Chris: Beeinflusst werde ich beim Schreiben der Texte von verschiedenen Dingen. Das waren dieses Mal auch die negativen Ereignisse der letzten 2 Jahre. Das ist natürlich in die Texte eingeflossen. Da lief es für die Band aber auch im Privaten alles andere als rosig. Aber ich habe auch immer meine Spaß-Texte wie z.B. bei Casket Days, wo ich einfach mal meiner alten Leidenschaft, dem Death Metal, ein bisschen Tribut zolle und alte Death Metal Songtitel aus den 90ern in den Text integriert habe. Und natürlich die Rock ’n Roll Texte über Motoren und Autorennen, die aber häufig auch Metaphern für eher privatere Themen sind, die mich beschäftigt haben. Das ist dann am Ende immer ’ne bunte Mischung.
MH: Wie geht Songwriting bei euch? Trefft ihr euch im Proberaum, jeder bringt Ideen mit oder wie macht ihr das? Ist zuerst die Musik da oder ein Thema, eine Textzeile?
Chris: Die Songs entstehen meist zwischen Andy und mir in Songwriting Sessions, die wir meistens bei ihm im Keller abhalten. Da werden die Grundgerüste der Songs erstellt. Dann wird daran im Proberaum oder im Home Recording Studio weiter gefeilt. Die Texte und Gesangslinien kommen da immer erst ganz zum Schluss, da ich vorher zu sehr mit der Musik beschäftigt bin und den Kopf noch nicht für die Texte frei habe.
MH: Die Produktion hat wieder Dan Swanö übernommen. Wie läuft die Zusammenarbeit mit ihm? An welchen Stellen hat er Einfluss genommen, etwas verändert?
Chris: Dan Swanö hat – wie beim Album zuvor – Mix und Mastering übernommen. Aufgenommen haben wir die Musik mit Christian Boche, der in einem Viersener Studio arbeitet. Den Gesang und noch einige Gitarren wurden dann mit Dennis Marschallik von Ignition aufgenommen. Einfluss genommen hat vielleicht hier und da mal der Dennis beim Gesang. Er hat ein sehr gutes Ohr für tonale Sachen.
Wir mögen einfach so alte 70er Karren
MH: Das neue Album hat ja wieder ein Cover mit Auto, Feuer usw. Motoren spielen immer irgendwie eine Rolle bei euch. Seid ihr eigentlich ‚Motorenfans‘ und Schrauber oder woher kommt diese Ausrichtung?
Chris: Das Maskottchen mit dem Jesus im Auto ist eigentlich dadurch entstanden, dass wir den Band Namen Motorjesus auch visuell umsetzen wollten. Das hatte dann damals 2010 bei der Wheels of Purgatory Scheibe Björn Gooßes von Killustrations im Artwork super umgesetzt. Danach ist das so ’ne Art Markenzeichen geworden, den Jupp immer auftauchen zu lassen. So entwickelte sich die Auto-Thematik auch immer mehr heraus. Das passt halt gut zusammen. Wir mögen einfach so alte 70er Karren. Schrauber sind wir jedoch nicht. Dazu haben wir kein Talent.
MH: Für das Artwork ist Sebastian Jerke verantwortlich. Kennt er die Musik, bevor er die Entwürfe macht? Wer oder was gibt die Idee vor?
Chris: Die Idee zum Artwork hatte ich schon vor längerer Zeit. Ich habe für Sebastian eine schon sehr detaillierte Grundskizze gezeichnet, die er dann so umgesetzt hat. Auch diesen Comic-Stil wollten wir so haben. Er kannte unsere Musik vorher, und wir hatten schon mal miteinander gearbeitet.
MH: In welcher Phase des Produktionsprozesses ist der Albumtitel entstanden?
Chris: Der Albumtitel Race to Resurrection kam mitten im Entstehungsprozess, als das Artwork und auch die ersten Songs fast fertig waren. Er passt einfach zum Cover und auch zur Grundaussage des Albums.
Musik, Text, Cover und Artwork als Gesamtkonzept
MH: Wie fügen sich Artwork und Cover in das Gesamtkonzept mit Musik und Text ein? Welche Rolle spielt das Merchandising? Einmal abgesehen davon, dass es eine wichtige Einnahmequelle ist.
Chris: Das Visuelle spielt generell immer eine wichtige Rolle, da es der Band eine Identität und eine Aussage verleiht. Ich bin großer Fan davon, alle visuellen, textlichen und inhaltlichen Elemente gut miteinander zu verzahnen. Das war früher nicht so. Da hat man einfach einen Totenkopf aufs Cover geklatscht, aber die Texte handelten von Beziehungsstress. Das ergab gar keinen Sinn und hatte keinen Zusammenhang. Heute hab ich lieber einen roten Faden, der sich thematisch durch alles zieht. Dann eben auch weiter durch die Merch-Artikel.
MH: In den letzten Jahren/Monaten haben immer wieder Situationen im privaten Bereich dazu geführt, dass ihr in unterschiedlichen Konstellationen gespielt und euch Musiker aus anderen Bands ‚ausgeliehen‘ habt. Hatte dies Auswirkungen auf das Konzept von Motorjesus bzw. dem Prinzip, wie ihr euch als ‚Band‘ versteht?
Chris: Nein. Wir sehen das so, dass die Haupt-Songschreiber immer noch in der Band sind und es heute eher so ist, dass wir befreiter arbeiten als jemals zuvor. Es gibt einfach keine faulen Kompromisse mehr, keine Prozesse, die das Vorankommen hemmen. Das ist wie ein Befreiungsschlag, und ich glaube, das hört man dem Album auch an. Es ist jetzt viel mehr machbar als früher. Wir sind wesentlich flexibler.
Wir machen eigentlich nur die Musik, auf die wir Bock haben
MH: Es gibt ja einige Heavy-Rock-Bands. Das macht es sicher schwierig, etwas ’neu zu erfinden‘. Was hat dazu beigetragen, dass es einen eigenständigen/ wiedererkennbaren ‚Motorjesus-Sound‘ gibt?
Chris: Wie gesagt: wir planen und kalkulieren bei Motorjesus nicht besonders. Die Musik kommt einfach so heraus, weil wir Musikrichtungen, die wir alle lieben, irgendwie unbeabsichtigt miteinander verbinden von Skandinavien-Rotz-Rock bis Stoner Rock und New Wave of British Heavy Metal. Wir setzen uns da keine Limits. Vielleicht kommt dann dadurch ’ne eigene Suppe heraus, die nach Motorjupp klingt. Aber wir machen eigentlich nur die Musik, auf die wir Bock haben.
MOTORJESUS als musikalischer Einfluss
MH: Wie ist es für dich, wenn andere Rock Bands Motorjesus als musikalischen Einfluss nennen?
Chris: Ich finde das eher schräg. Da ich uns nicht als besonders einflussreiche Band sehe. Trotzdem bemerke ich das Motorjesus auch in größeren Musikmagazinen bei anderen Bands in Reviews öfter mal als Referenz Band genannt werden. Das freut mich natürlich, aber schräg finde ich es trotzdem.
MH: Gibt es Bands, die euch inspirieren und euch bei eurem letzten Album Anstöße gegeben haben?
Chris: Wir sind wie wohl jede Band immer von irgendwelchen anderen Künstlern beeinflusst. Das ist ja ganz normal. Da findet man hier die Grundstimmung eines Songs toll, oder dort nur ein kleines Riff in der Mitte das einen aber dazu bringt selber etwas in der Art zu schreiben. Wir sind ja vor allem anderen selbst in erster Linie Musik Liebhaber und Platten Nerds.
MH: Kommt es auch vor, dass du (oder auch einer der anderen) etwas von einer Band hörst und denkst: wow, das ist gut, so etwas passt auch zu Motorjesus, das probieren wir mal aus?
Chris: Bei mir ist es eher die Stimmung, der Beat oder das Tempo das mich da ggf. beeinflusst. Also das grundsätzliche Gefühl das ein anderer Song vermittelt. Das kommt echt immer darauf an. Ich hatte zum Beispiel schon mal das ich mitten in der Nacht den Fernseher angemacht habe und irgendwie ein blödes RTL Jingle lief, also Hintergrundmusik. Davon fand ich aber den Beat so groovig und coo,l dass ich daraus eine Idee für einen Motorjesus Riff gemacht habe. Das sind also nicht nur Bands, sondern auch allgemeine Umwelteinflüsse, wie TV oder Radio oder auch der Soundtrack eines Films.
Release-Show am 15.Juni 2018
MH: Euch eilt ja auch der Ruf als geile Live-Band voraus. Was war für dich bisher das herausragendste Erlebnis in Sachen Konzert? Eine lustige oder ärgerliche Begebenheit, die dir in Erinnerung geblieben ist…
Chris: Ich glaube da kann ich nur das Summer Breeze Festival in Dinkelsbühl nennen oder das Konzert in der Dortmunder Westfalen Halle 2011. das waren schon so Highlights. Aber für mich ist auch ’ne tolle Stimmung in einem kleinen Club ein absolut cooles Erlebnis. Insgesamt muss man dankbar sein das man das überhaupt machen darf und das Leute das scheinbar teilweise Wertschätzen was wir musikalisch so treiben. Lustige und schräge Situationen gibt´s tausende. Man hat immer viel zu lachen mit den richtigen Leuten.
MH: Am 15.6. ist die Release-Show im Turock in Essen. Wer wird euch bei der Release-Show am Bass und an der Gitarre unterstützen/in welcher Besetzung werdet ihr dort spielen?
Chris: Wir werden eine gute Truppe am Start haben. Mit der wird gerade fleißig geprobt.
MH: Gibt es für dich einen ‚Lieblingssong‘ auf dem Album? Oder sogar deinen persönlichen Motorjesus-Lieblingssong?
Chris: Vom neuen Album würde ich King Collider als den rundesten „Allrounder-typisch-MJ-Song“ sagen. Allgemein mochte ich den Song Return Of The Demons immer sehr.
MH: Das letzte Wort gehört – wie immer bei uns – dem Interviewgast. Gibt es etwas, das du noch sagen und unseren Lesern mitgeben möchtest?
Chris: Ich bedanke mich sehr für das Interview und ich hoffe, ihr hört mal ins neue Album Race to Resurrection rein. Vielleicht gefällt es ja.
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Bildquellen
- MOTORJESUS Band: Anger Anagement Bild by Ben Mumm
- MOTORJESUS Race to Resurrection Album Cover: Anger Management
- MOTORJESUS Bandfoto: Anger Management Bild by Ben Mumm
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