Mortal Peril – Pete Rode im Interview zum Rage Against Racism 2017

Das Rage Against Racism 2017 rückt immer näher und mit Mortal Peril wollen wir von metal-heads.de euch heute eine weitere Band vorstellen, die dort auftritt. Das Rage Against Racism ist ein besonderes Festival. Es findet am 16. und 17. Juni im JZ „Die Mühle“ in Duisburg Friemersheim statt und es ist umsonst und draußen. Übergeordnetes Motto ist der Kampf gegen Rassismus, dem sich auch alle auftretenden Bands verpflichtet fühlen. Mehr Infos zum Festival gibt es natürlich auf der Homepage. Mortal Peril werden das Festival am Freitag, den 16. Juni eröffnen. Gitarrist Pete Rode war so freundlich, meine Fragen zu beantworten. Zudem gewährt er auch noch interessante Einblicke in seine eigene Arbeit als Veranstalter für das Bergisch Metal Festival (Homepage | Facebook)und Cologne Metal Festival (Homepage | Facebook). Für Kurzentschlossene: Das Bergisch Metal Festival findet jetzt am Samstag, den 20. Mai statt. Schaut mal vorbei. Vor dem Interview aber erst einmal eine Dosis Mortal Peril mit „Air Attack“ :
Hallo Pete. Ich bin der Jörg (MH) aka soundchaser von metal-heads.de. Vielen Dank erst einmal, dass du dir die Zeit nimmst meine Fragen zu eurem Auftritt beim Rage Against Racism zu beantworten.
Pete: Hallo Jörg. Mache ich doch gerne.
MH: Hier in Köln und der näheren Umgebung kennt man euch ja schon sehr gut. Aber für den Rest möchte ich euch erst einmal um eine Vorstellungsrunde bitten, damit sich unsere Leser ein genaueres Bild von euch machen können. Wer seid ihr und wie würdest du euch und eure Musik beschreiben?
Pete: Unsere Geschichte in aller Kürze: Jan und Jonas (Bassist und Drummer) haben Mortal Peril 2010 gegründet und seitdem eine ganze Reihe Gitarristen verschlissen. Unsere älteren Lieder finde ich persönlich manchmal mehr punkig als thrashig. Das änderte sich allerdings bereits mit dem Album „Walkin On Hellish Trails“, das schon fertig war, als ich im Herbst 2014 dazu kam. Da geht es deutlicher Richtung old-school-Thrash. „The Legacy Of War“ vom Mai letzten Jahres ist noch vielschichtiger und man kann auch Anleihen aus der NWOBHM ausmachen. Zwischen den beiden Alben liegen nur 12 Monate und da kann man den Entwicklungssprung sehr gut hören. Mit unserem neuen Gitarristen Lukas eröffnen sich uns zusätzliche Möglichkeiten was zweistimmige Sachen angeht oder abwechselnde Soli. Das hatten wir bisher noch nicht, da es eine recht strikte Aufgabenteilung zwischen Rhythmus- und Leadgitarre gab.
Mortal Peril – der Weg zum Rage Against Racism
MH: Wie kommt es zu eurem Auftritt beim Rage Against Racism? Seid ihr angefragt worden oder habt euch beworben?
Pete: Das Rage Against Racism (RAR) kenne ich schon sehr lange und habe immer mal wieder den Kontakt gesucht. Letztes Jahr durften wir dann beim Slot Battle spielen, den wir nur knapp verloren haben. Dafür sind wir dieses Jahr eingeladen worden. Unsere Show beim Slot Battle ist bei den Veranstaltern des RAR demnach gut angekommen.
MH: Das Rage Against Racism ist ja schon ein besonderes Festival. Es ist umsonst und trägt sein Motto schon im Namen. Was ist eure Motivation gerade hier aufzutreten?
Pete: Mit dem Motto können wir uns sehr gut identifizieren. Auf dem RAR habe ich mit meiner früheren Band Guerrilla 2 x gespielt und war auch als Besucher da. Insofern ist wohl klar, warum wir unbedingt mal dabei sein wollen. Wir wissen, dass das RAR immer eine geile Party wird und welche Band will sich so was bitte entgehen lassen?
Bergisch Metal Festival und Cologne Metal Festival
MH: Du bist ja selber als Veranstalter für das Bergisch Metal Festival und das Cologne Metal Festival aktiv. Wie würdest du diese beschreiben und habt ihr eine bestimmte Philosophie bei der Bandauswahl?
Pete: Da muss ich weiter ausholen. Ich veranstalte schon seit den 90ern mindestens 1 x im Jahr ein Konzert. Ursprünglich waren diese Events als Vehikel gedacht, um mit der eigenen Band aus der Heimatstadt rauszukommen. Reiner Eigennutz und weiter habe ich damals nicht gedacht. Hauptsache irgendwie an Gigs kommen. Man zieht selber was auf, lädt Bands von außerhalb ein und kommt dafür im Gegenzug in deren Heimat auf die Bühne. Was willst du sonst machen? Kein Laden aus beispielsweise Frankfurt, bucht deine Band wenn du am Anfang stehst. Da brauchst du lokale, zugkräftige Bands und denen musst du was im Tausch bieten. Die Bands helfen sich auf die Art gegenseitig. Sicher, es gibt Open-Air Festivals und einige indoor-Events, bei denen auch unbekannte Bands zum Zug kommen aber alleine damit, käme kaum eine Band auf mehr als drei Gigs im Jahr. Dieser eigennützige Aspekt ist inzwischen in den Hintergrund getreten. Das hat damit zu tun, dass man heute ganz anders an so was rangehen muss um Erfolg zu haben. Du brauchst ein richtiges Veranstaltungskonzept. Ich kann nicht mehr einfach eine Location klar machen, Bands einladen, ein paar Flyer verteilen und dann auf das Beste hoffen. Das funktioniert nicht mehr. Deshalb habe ich mich vor ein paar Jahren mit mehreren Kölner Kollegen zusammen getan, die bis dahin alle ihr eigenes Süppchen kochten, um zusammen etwas Größeres auf die Beine zu stellen. Wir wollen den Austausch der verschiedenen regionalen Untergrund-Szenen fördern. Ansonsten bleibt nämlich jede lokale Szene für sich und bei den Untergrund-Konzerten kriegen die Leute immer die gleichen Bands zu sehen. Auf Dauer tötet das die Szene ab. Jede Band schmeißt irgendwann hin, wenn sie keine Gigs kriegt und nie aus der eigenen Stadt rauskommt. Den Fans wird es auch irgendwann zu langweilig, bei den kleineren Gigs immer die gleichen Bands zu sehen, die obendrein auch keine tolle Performance abliefern, weil es ihnen einfach an live-Erfahrung mangelt.
Unser Augenmerk gilt besonders dem Untergrund aber eben nicht nur den lokalen Bands. Hinzu kommt meist eine Band ins line-up, die schon aus dem Untergrund raus ist und auf dem in höhere Ligen. Das zieht eben Leute an, die nicht direkt oder aus der Nähe von Köln kommen. Wir hoffen, dass so das Cologne Metal langfristig stabile Zuschauerzahlen hat. Es wäre fahrlässig, uns darauf zu verlassen, dass die Kölner Stammkunden uns jedes Jahr die Treue halten. Die Fans nehmen das super an. Köln war 3 x ausverkauft und 1 x nahe dran. Letztes Jahr hatten wir einen Besucherrekord. Ich denke, wir haben da in Köln offensichtlich eine Lücke gefüllt, von der bis dahin keiner wusste, dass es sie gab. Etwas Vergleichbares hat es bis dahin nicht gegeben, es sei denn, man will die ersten Euroblast Festivals dazu zählen. Lokale Bands sind da kein Schwerpunkt mehr. Soll kein Vorwurf sein. Immerhin sind nach wie vor Bands aus der Region dabei. Es ist dem Euroblast hoch anzurechnen, dass sie diese Wurzeln immer noch pflegen. Ich persönlich habe nicht den Ehrgeiz dazu, irgendwann mit großen Namen zu arbeiten. Das hat den einfachen Grund, dass die mich nicht brauchen, wenn sie in Köln spielen wollen. Die talentierte junge Band aus Niedersachsen, Hessen oder Belgien, die hier kein Mensch kennt braucht mich schon. Mit dem Bergisch Metal habe ich für Bergisch Gladbach so etwas wie den kleinen Bruder des Cologne Metal geschaffen. In Zusammenarbeit mit dem Ufo (die Location in Bergisch Gladbach) habe ich die Möglichkeit, dieses Event langfristig aufzubauen und eines schönen Tages möchte ich erleben, dass der Laden erstmalig ausverkauft ist.
Musiker versus Veranstalter
MH: Die Arbeit als Musiker und als Veranstalter, zwei ganz verschiedene Dinge. Was macht dir mehr Spaß und wo liegen die Unterschiede?
Pete: Das sind allerdings sehr verschiedene Dinge. In beiden Rollen, sorgst du dafür, dass die Fans einen geilen Tag haben, an den sie sich hoffentlich oft und gerne erinnern, allerdings auf komplett unterschiedliche Art und Weise. Wenn man die Anerkennung im Rampenlicht braucht, sollte man sich vielleicht lieber nicht als Veranstalter betätigen. Du bekommst eben keinen Applaus auf der Bühne nach der Show, dafür aber in vielen Gesprächen oder Kommentaren im Netz eine Menge Lob – wenn du deinen Job gut gemacht hast. Wenn organisatorisch was kacke lief, kriegst du auch aufs Maul. Der Job als Veranstalter wird von den Leuten als Arbeit angesehen und nicht als reines Vergnügen, weil du Dinge tust, die fast jeder schon mal gemacht hat: Sachen rumschleppen, organisieren, telefonieren, einkaufen, aufbauen, abbauen, Bier zapfen oder an der Kasse stehen. Musiker sein ist auch in erster Linie höllisch viel Arbeit. Das wird von vielen Fans aber gar nicht als Arbeit gesehen. Die kriegen ja nur mit was du auf der Bühne machst und haben vom Hintergrund nur eine vage Vorstellung. Was es für eine Arbeit ist, einen Song zu schreiben und einzuspielen kann niemand nachvollziehen, der es noch nicht probiert hat. Die Art der Befriedigung, die ich aus beiden Jobs ziehe, fühlt sich sehr ähnlich an. Es ist ein geiles Gefühl, ein Konzert organisiert zu haben, dass ohne allzuviel Chaos über die Bühne ging und bei dem du ein volles Haus hattest. Danach gehe ich zufrieden pennen. Es ist aber genauso geil, eine gute Show gemacht zu haben oder im Bewußtsein aus dem Studio zu kommen, dass du gerade ein richtig gutes Album aufgenommen hast.
Die Qual der Wahl
MH: Als Musikfan hat man heutzutage ja die Qual der Wahl. Es gibt so viele Konzerte, mehr als man besuchen kann. Wie schafft man es da als Veranstalter zu bestehen und hast du irgendwelche Tipps für Underground Bands?
Pete: Wenn ich den Plan habe ein Konzert zu organisieren, dann muss ich auch einen Plan haben, wie ich mindestens 100 Gäste dafür begeistern kann und zwar ganz konkret. Okay, wenn es in einer kleinen Stadt mit einem kleinen Laden ist, sind 50 auch okay. Man muss die richtigen Fragen stellen: was würde mich selber dazu bewegen, zu so einem Gig zu gehen? Was ist das Besondere an meinem Event? Was habe ich zu bieten? Wenn ich auf diese Fragen keine Antworten habe, habe ich ein Problem und mache was falsch. Eine weitere Frage: wer kann mir helfen? So leid es mir tut, die Antwortet lautet, die Musiker müssen mit ran. Wenn 50-100 Leute Eintritt zahlen, bleibt kein großes Werbebudget. Ich weiß, dass viele Musiker das nicht gerne hören aber wer denn sonst? Wenn Eigenwerbung machen unter deren Würde ist, dann frage ich mich, wie die an Zuhörer kommen wollen. Jungen Bands möchte ich folgendes sagen: Ihr müsst spielen um jeden Preis, an jeder verdammten Steckdose und so oft wie irgendwie möglich und ihr werdet dafür ziemlich lange in Kauf nehmen müssen, das für ein Taschengeld zu machen bevor was Zählbares dabei rum kommt. Es gibt keine Abkürzung für den Weg nach oben und keine Garantie, dass es überhaupt nach oben geht. Versucht Besetzungswechsel zu vermeiden. Die kosten unglaublich viel Zeit. Das bedeutet, ihr dürft bei der Auswahl der Bandmitglieder keine Kompromisse machen. Wenn ein Musiker nur okay ist, lasst euch nicht dazu verleiten, ihn aufzunehmen, nur damit ihr möglichst schnell an weiteren Songs arbeiten könnt. Die Zeit legt ihr später doppelt drauf, wenn ihr den Mann/die Frau austauschen müsst.
MH: Von dem einen oder anderen Musiker kriegt man ja schon mal zu hören, der Metal sei tot. Ich für meinen Teil sehe das ganz anders. Viele neue, junge, aufstrebende Bands und alter Heroen die tolle neue Alben veröffentlichen. Wie nimmst du das wahr?
Pete: Naja, so ein wenig kann ich diesen Kulturpessimismus verstehen. 1986 kam die „Reign In Blood“ raus und wir hockten alle fassungslos vor dem Plattenspieler und dachten: was zur Hölle geht da ab? Das war neu und aufregend und niemand hatte auch nur etwas halbwegs Ähnliches gehört. Wo soll denn heute so ein Kick herkommen, wenn ein neues Album rauskommt, wenn eine Band sich aus dem Untergrund nach oben kämpft? Klar, gibt viele neue Alben oder Bands die ich gerne höre und ein paar neue Songs begeistern mich sogar. Aber das ein komplettes Album mich von vorne bis hinten weghaut kommt einfach nicht mehr vor und bei einer Band insgesamt schon gar nicht. Es gibt nur noch einzelne Songs, bei denen eine Erinnerung an das Gefühl das ich hatte, als die erste Kreator Platte durch meine Ohren rauschte, kurz aufblitzt. Neue stilistische Spielarten, die die Metal-Szene wellenförmig erfassen wie in den 80ern kann ich mir nur schwer vorstellen aber wer weiß? Eine Band wie Morbid Angel konnte sich 1980 auch noch niemand vorstellen. Innovationen werden nun mal seltener, wenn ein Stil schon mehrere Jahrzehnte von tausenden von Bands ständig weiter entwickelt wurde. Viel schlimmer finde ich, dass sich die jüngeren Alben fast alle gleich anhören. Den Sound der meisten Scheiben aus den letzten Jahren finde ich fürchterlich. Übertrieben bombastische Drums, die dir die Gitarrenriffs schneller aus dem Kopf prügeln, als du sie hören kannst. Da bleibt nichts hängen und nach drei Songs sind meine Ohren ermüdet. Druckvolle Gitarren haben sie ja alle aber die klingen dennoch zahm und nett weil die mittleren Frequenzen nicht wie eine Kreissäge in deine Birne schneiden sondern amputiert wurden.
Mortal Peril – neue Songs und neues Album 2018
MH: Zum Ende hin möchte ich nochmal auf Mortal Peril zurückkommen. Eure letzte Platte „The Legacy Of War“ ist nun genau ein Jahr alt. Arbeitet ihr schon an neuem Material und was sind eure Pläne für die Zukunft?
Pete: Der Nachfolger ist bereits seit Monaten in Arbeit und wir haben fünf neue Songs fertig. Wir hoffen, dass das Ding bis zum Bergisch Metal 2018 im Kasten ist. Es gibt Kontakte zu Labels. Eigentlich hätte schon „The Legacy Of War“ nicht in Eigenregie veröffentlicht werden sollen. Es war nur so, dass wir zwar Angebote hatten aber dann hätten wir die VÖ um mindestens ein halbes Jahr verschieben müssen weil ein Label nun mal eine Vorlaufzeit benötigt. Als Folge hätte der Festivalsommer dieses Jahr schon wahrscheinlich wieder ohne uns stattgefunden. Das ist nun zum Glück nicht so. Wir haben das Rage Aagainst Racism im Juni, das Rock’n’Roll Slam im August und danach noch einige Dates für die Indoor-Saison.
MH: Bei metal-heads.de ist es üblich, dass das letzte Wort immer der Band gehört. Was wollt ihr unseren Lesern und euren Fans noch gerne mitteilen? Ich bedanke mich schon mal für das Interview und wünsche uns allen viel Spaß auf dem Rage Against Racism! See You There!
Pete: Kauft unsere Platten und Shirts. Die sind wirklich gut und außerdem wollen wir reich und berühmt werden.
Wer das möchte kann gerne im bandeigenen Shop auf der Homepage von Mortal Peril einkaufen und auch gerne mal bei Mortal Peril auf Facebook vorbeischauen.
NEWSLETTER. FREITAGS. KOSTENLOS.
Bildquellen
- Mortal Peril Logo: Mortal Peril / Pete Rode
- Bergisch Metal Festival Plakat: Pete Rode
- Bergisch Metal Festival: Pete Rode
- Mortal Peril Bandfoto 2016: Mortal Peril / Pete Rode
- Mortal Peril Beitragsbild: Mortal Peril / Pete Rode
Neueste Kommentare