Kann Senjutsu den hohen Erwartungen gerecht werden?
Am 3. September 2021, und damit fast auf den Tag genau 6 Jahre nach The Book Of Souls, erscheint Iron Maidens 17. Studioalbum Senjutsu. Der Vorgänger hatte mich damals echt wieder überzeugt, daher ist meine Erwartungshaltung an den Nachfolger dementsprechend hoch.
Der erste Eindruck
Mit der Videoauskopplung The Writing On The Wall haben die Engländer meine Erwartungen schon mal erfüllt. Und nach der zweiten Single Stratego hat mein persönlicher Spaßfaktor schon wieder altgewohnte Höhen erreicht. Der erste und zweite Eindruck haben mich da doch überzeugt.
Trotzdem bleibt bei mir immer noch dieses Gefühl der Unsicherheit. Das liegt zum einen in der Spielzeit der angekündigten Songs und zum anderen an der – aus meiner Sicht – schlechten Produktion des letzten Albums.
Senjtusu – wie ist es denn jetzt?
Eröffnet wird das Album vom Titeltrack Senjutsu mit einem an die japanischen Taiko Trommeln erinnernden Schlagzeugintro. Die treibenden Trommeln erstrecken sich dann auch durch den kompletten Song. Damit haben Iron Maiden schon mal den ersten Treffer gelandet.
Mit Stratego folgt die schon bekannte zweite Singleauskopplung, die vom grandiosen The Writing On The Wall auf dem Album abgelöst wird. Weiteres zum Video von The Writing On The Wall findet ihr hier und Stratego könnt ihr euch jetzt gleich anhören.
Keyboards? Ja, und?
Lost In A Lost World beginnt unüberhörbar mit Keyboards und einem bearbeiteten Gesang. Ist für mich legitim und fällt unter künstlerische Freiheit. Irgendwie muss man ja die 9:32 Minuten zusammenbekommen, zudem ist nach zwei Minuten damit Schluss und der Song erhöht das Tempo. Wie bei solch langen Stücken beinahe unvermeidbar folgen längere Instrumentalphasen und Gitarrensoli im bekannten Maiden-Stil. Für die einen wirkt dies altbacken und nicht neu, für die anderen ist es genau richtig.
Mit Days Of Future Past haben Maiden auch einen Song in normaler Länge aufs Album gebracht (4:04 Minuten). Sehr cooler und nach 31 Sekunden stark an Antisocial von Trust erinnernder Song, der absolutes Live-Pflichtprogramm werden muss. Hat Nicko McBrain hier seine Finger im Spiel gehabt?
Es wird ruhiger, aber nur zu Beginn
Mit The Time Machine beginnt die Zeit der ruhigen Anfänge. Obwohl der Song kräftig zulegt zähle ich ihn zum Schlusslicht auf Senjutsu. Mit Meeresrauschen und Möwengekreische startet Darkest Hour und überzeugt mich trotz seines balladesken Stils.
Lang, länger, am längsten
Bei den letzten drei Songs hat sich Steve Harris (als Komponist) mal so richtig ausgetobt, auf jeden Fall was die Länge der Songs angeht. Von 10:20 bis 12:39 Minuten reicht hier die Spannweite. Längere Stücke gab es ja schon immer auf Iron Maiden Alben, aber eine Fülle wie auf Senjutsu gab es noch nicht. Und für alle zeichnet Steve Harris verantwortlich, er hat ja auch Lost In A Lost World geschrieben.
Death Of The Celts, The Parchment und Hell On Earth heißen die drei Langstreckenläufer. Alle Titel haben den ruhigen Einstieg gemeinsam, der auch teilweise mit Keyboards unterstützt wird. Danach geht es dann aber Maiden-typisch weiter. Von den drei Songs gefällt mir Hell On Earth am besten. Ich finde hier passt das Gesamtpaket.
Fazit
Was soll ich sagen? Meine Erwartungen wurden tatsächlich erfüllt. Die Befürchtungen, dass die Länge der Titel negativ auffallen wird, hat sich nicht bestätigt. Ganz im Gegenteil, dadurch haben die Songs Zeit, den Hörer ganz für sich einzunehmen.
Eines kann man Steve Harris hier aber schon vorwerfen: Warum fangen alle vier langen Stücke im gleichen Stil an? Ruhiger, teilweise getragener Einstieg und dann scheppert es irgendwann. Dies fällt dann leider ganz besonders bei den letzten drei Songs des Albums auf.
Zähle ich The Time Machine, Darkest Hour und noch The Writing On The Wall hinzu bin ich schon bei sieben von zehn Songs, die allesamt am Anfang gleich aufgebaut sind. Da täte ein bisschen mehr Abwechslung oder auch ein kürzerer Song wie Day Of Future Past schon ganz gut.
Trotzdem gefällt mir das Ergebnis der unterschiedliche Zusammenarbeit beim Songwriting. Die drei Songs ohne Beteiligung von Steve Harris wurden vom Duo Adrian Smith/Bruce Dickinson geschrieben. Es handelt sich dabei um The Writing On The Wall, Days Of Future Past und Darkest Hour. Sonst haben noch Jannick Gers und Adrian Smith mit Mr. Iron Maiden beim Songwriting zusammengearbeitet.
Iron Maiden können es irgendwie doch noch
Auch mehr als 41 Jahre nach dem Debüt klingen Iron Maiden nach Iron Maiden. Das typische Bass-Spiel von Steve Harris ist ebenso noch vorhanden wie die unverkennbaren zweistimmigen Gitarren. Bruce Dickinsons Gesang macht, was er soll und was man kennt.
Meiner Meinung nach ist Bruce hier ein bisschen schwach auf der Brust, könnte aber auch am Stream liegen. Da warte ich mal auf das richtige Album, um mir ein Bild zu machen. Das Gleiche gilt hier übrigens auch für die Produktion, die sich schon mal besser anhört als bei The Book Of Souls.
Der Weg, den Iron Maiden auf The Book Of Souls eingeschlagen hat, wird konsequent fortgesetzt. Wie schon oben geschrieben: Maiden bleibt Maiden. Und genau hier liegt der Kritikpunkt. Senjutsu ist frisch, glänzt mit tollen Songs und klingt nach Iron Maiden. Großartige neue Einflüsse fehlen mir hier doch ein bisschen. Da hätte man in sechs Jahren – ja, und auch trotz Corona – mehr draus machen können.
Unterm Strich bleibt Senjutsu aber ein Top-Album.
Gag am Rande
Bei The Parchment habe ich ernsthaft auf „When I wake up, well I know I’m gonna be…“ gewartet. Wem geht es denn noch so? Da hat sich Steve Harris aber anscheinend von den Proclaimers inspirieren lassen.
Hard facts
Veröffentlichung am 3. September 2021
Label: Parlophone Records
Spielzeit: fast 82 Minuten
Tacklist:
- Senjutsu (8:20) – Smith/Harris
- Stratego (4:59) – Gers/Harris
- The Writing On The Wall (6:13) – Smith/Dickinson
- Lost In A Lost World (9:31) – Harris
- Days Of Future Past (4:03) – Smith/Dickinson
- The Time Machine (7:09) – Gers/Harris
- Darkest Hour (7:20) – Smith/Dickinson
- Death Of The Celts (10:20) – Harris
- The Parchment (12:39) – Harris
- Hell On Earth (11:19) – Harris
Das Album wird in folgenden Formaten veröffentlicht. Welche es davon noch gibt kann ich nicht sagen. Man konnte das Album ja schon ab dem 21.07.2021 vorbestellen.
- Standard 2CD-Digipak
- Deluxe 2CD-Buchformat
- Deluxe Heavyweight 180g Triple-Vinyl, schwarz
- Special Edition Triple-Vinyl, silber und schwarz marbled (ausgewählte Händler)
- Special Edition Triple-Vinyl, rot und schwarz marbled (ausgewählte Händler)
- Super-Deluxe-Boxset mit CD, Blu-Ray und exklusiven Memorabilia
- Digitales Album (Streaming und Download)
- Lenticular Sleeve 2CD Digipak (EMP Exclusive in GSA & Europa)
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Bildquellen
- Iron Maiden AlbumCover Senjutsu: CMM GmbH
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- IRON MAIDEN – 2021 Photo copyright by JOHN McMURTRIE: CMM GmbH
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