AC/DC – Rock Or Bust Live (Esprit Arena Düsseldorf, 15.06.16)

Besondere Ereignisse erfordern besondere Maßnahmen. So waren wir von metal-heads.de dieses Mal sogar mit 4 Leuten vor Ort, um das Konzert einer der größten Rockbands unserer Zeit unter dem Motto Rock Or Bust für euch in Augen- und Ohrenschein zu nehmen. Wer wissen will, ob Axl Rose noch singen kann, wie scharf Rosie auf Leinwand sein kann, ob die Vorband Massendefekt einen Totalschaden erlitten hat und wofür zwei schwarze Schaumstoffmatten an den Ecken der gigantischen Bühne lagen, der ist HIER genau richtig und bekommt die passenden Antworten. Mangels Fotopass können wir keine Bilder in gewohnter Qualität anbieten. Dank der Genehmigung Handy-Fotos zu verwenden, können wir aber zumindest einen passablen optischen Eindruck vermitteln.
Massendefekt erleiden keinen Totalschaden
Mit Teilen der sympathischen Truppe aus Meerbusch hatten wir ja schon im Vorfeld die Gelegenheit, uns zu unterhalten (HIER nachzulesen) und so waren wir gespannt, wie sich die Truppe als AC/DC Support schlägt.
Als Massendefekt pünktlich um 18:00 Uhr die Bühne der Esprit Arena enterten, waren zwar immerhin schon rd. 2000 Zuschauer anwesend, aber bei einer Location diesen Ausmaßes (Fassungsvermögen bei Konzerten bis zu 50.000) sah das natürlich nicht nach besonders viel aus. Immerhin war ein Großteil der Anwesenden nah an der Bühne zu finden, so dass es für die Band nicht ganz so trostlos gewirkt haben dürfte. Als Lokalmatador konnten die Jungs sich zudem auf eine ansehnliche Anzahl „eigener“ Fans verlassen. Massendefekt

Massendefekt
lieferten dann auch einen wirklich grundsoliden Auftritt. Man merkte der Truppe zu jeder Zeit an, dass sie schon über einige Bühnenerfahrung verfügt. Die Mehrzahl des Publikums honorierte das Bemühen der Band mit höflichem Applaus. Zu großen Begeisterungsstürmen ließ man sich freilich nicht hinreißen, was wohl auch damit zusammenhing, dass Massendefekt mit ihrem leicht punkigem Deutschrock musikalisch doch einiges von AC/DC entfernt sind. Massendefekt ließ sich hiervon jedoch in keiner Weise beeinflussen und animierte das Publikum nur gelegentlich, dann aber erfolgreich, zum mitklatschen ohne sich in irgendeiner Weise anzubiedern. Mein persönliches Highlight des Auftritts war der, dem an der Gründung von Massendefekt ganz wesentlich beteiligten, kürzlich verstorbenen Ex-Tote Hosen Drummer Wölli gewidmete Song „Ein Gruß gen Himmel“, bei dem die Textpassage „wir trinken immer noch auf dich“ auch zahlreich mitgesungen wurde. Nach 12 Songs und rd. 45 Minuten war der Auftritt beendet und das Quartett wurde respektvoll verabschiedet.
Massendefekt haben an diesem Abend ganz sicher den einen oder anderen Fan dazu gewinnen können und definitiv (ihrem Bandnamen zum Trotz) keinen Totalschaden erlitten.
Tyler Bryant & The Shakedown
Wiederum pünktlich um 19:15 Uhr starteten Tyler Bryant & The Shakedown ihren Set. Das Stadion füllte sich zusehends, war allerdings immer noch weit davon entfernt, wirklich richtige Konzertatmosphäre auszustrahlen. Die noch recht junge Band um Sänger, Gitarrist und Namensgeber Tyler Bryant legte einen erfrischenden Auftritt hin. Musikalisch lagen sie mit ihrem Blues-Heavy-Rock schon eher auf der Wellenlänge eines Großteils der anwesenden Fans. Die Jungs strahlten eine große Selbstsicherheit aus und überzeugten musikalisch und durch einen enormen Bewegungsdrang (insbesondere des Bandleaders). Auch Tyler Bryant & The Shakedown konnten vom für Supports wirklich sehr gutem Sound profitieren. In ebenfalls 45 Minuten Spielzeit schaffte es die Band, das Publikum nach und nach auf ihre Seite zu ziehen und die Stimmung langsam aufzuheizen. Gesanglich könnte Tyler unserer Meinung nach noch etwas zulegen (oder war es der Aufgabe Gitarre zu spielen, intensives Stageacting zu betreiben und zu singen geschuldet?). Unter Strich bleibt aber auch hier festzuhalten, dass die Band das als kritisch geltende AC/DC Publikum nicht enttäuscht haben dürfte.
Ein großes Lob an AC/DC, die ihren Supports wirklich verhältnismäßig lange Spielzeiten und einen tollen Sound zur Verfügung gestellt haben. Dies ist leider nicht immer selbstverständlich!
AC/DC – Rock Or Bust Live 2016
Über den eindrucksvollen Bühnenaufbau von AC/DC durften wir euch ja schon in Bild und Ton (unter anderem HIER) berichten. Fertiggestellt sah das Ganze noch viel imposanter aus. Punkt 20:30 Uhr verlosch das Hallenlicht und mit einem eindrucksvollen Video gefolgt von Pyro und Lichteffekten wurde die Show eröffnet, auf die inzwischen rd. 30.000 Leute hingefiebert hatten. Mit dem gleichnamigen Song des aktuellen Albums Rock Or Bust stieg die Band standesgemäß in den Abend ein und eröffnete einen – so viel sei vorweg genommen – sensationellen Konzertabend.
Axl Rose als Gewinner des Abends
Die (vorübergehende) Übernahme des Mikros von Brian Johnson durch Axl Rose wurde ja im Vorfeld recht kritisch beäugt. Auch bei uns herrschte eine gewisse Skepsis vor, die Axl an diesem Abend auf eindrucksvolle Weise beseitigte. Stimmgewaltig kreischte und donnerte der Gunners-Sänger textsicher ein Lied nach dem anderen heraus. Eine Ermüdung der Stimme war bis zum Ende des Sets nicht wahrnehmbar! Respekt!!! Obendrein bewies Axl seine Talente als Verwandlungskünstler, wechselte er im Laufe des Abends doch mindestens 4 Mal das Outfit. Im Innenraum gab es natürlich die gewohnt biestigen Kommentare wie „wo ist denn der Teleprompter, von dem er abliest?“ oder „Boahr, ist der dick geworden“, aber selbst die hartgesottenen Brian Johnson-Fans mussten zugeben, dass er „seine Sache gar nicht mal schlecht macht“, was aus neutraler Sicht einem Ritterschlag gleichkommt.
Hit auf Hit und grandiose Show
Zu der Auswahl der Songs muss man AC/DC wirklich gratulieren. Einerseits wurden die Klassiker gespielt, die die Fans unbedingt hören wollten, andererseits wurde so mancher lange nicht gespielte Track präsentiert (hier sei nur „Touch Too Much“ als Beispiel genannt). Bei der Show wurde nichts ausgelassen, was einen ordentlichen AC/DC-Abend ausmacht. Mit Glocke, überragender Lichttechnik, „Rosie“ und Kanonen wurde das komplette Programm aufgefahren. Angus Young tobte im gewohnten Schuljungen-Kostüm über die Bühne, rollte sich gitarrespielend am Boden (altersbedingt auf rückenschonenden schwarzen Schaumstoffmatten) und schwitzte sich das weiße Hemd quasi vom Körper, als gäbe es keinen Morgen mehr. Fans blieb beim Anblick von so viel Rock´n Roll im Blut glatt die Spucke weg und der Satz „Der spielt solange, bis er mal tot auf der Bühne umfällt“ machte anerkennend die Runde.
Die Gesamtspielzeit von AC/DC betrug an diesem Abend 2 Stunden und 20 Minuten und auch wenn die von Produktionstechniker Dale angedeuteten Überraschungen bei der Songauswahl ausblieben, stand unter dem Strich ein absolut grandioser Live-Abend.
Der metal-heads.de-Check im Einzelnen:
Der Sound
Bis auf ein paar quietschende Rückkopplungen war der Klang astrein.
Die Bildqualität
Eine glatte Eins Plus mit Sternchen müssen wir für die Videoleinwand-Einspielungen erteilen. Ein derart klares Bild – ganz gleich ob vorne oder im hinteren Teil des Innenraums – hat man selten bei einem derart großen Live-Konzert erlebt. Trotz wilder Bewegungen auf der Bühne wurden Angus, Axl & Co. stets gut von den Kameraleuten eingefangen. Aber auch die sich räkelnde Comic-Figur der (Whole Lotta) Rosie war gestochen scharf zu sehen.
Die Show
Der Glockenklang bei „Hells Bells“, die 12 salutierenden Kanonenschläge zum Ende bei „For Those About To Rock“, der Konfettiregen – es passte alles. Da war man als Zuschauer fast froh, wenn auf der mittleren Videoleinwand versehentlich bei „Hells Bells“ zu Beginn einmal der „Thunderstruck“-Blitz auftauchte. Ansonsten ein auch perfekt visualisiertes Erlebnis.
Die Band
Was Angus da für ein Gitarrensolo bei „Let There Be Rock“ zauberte, war das Eintrittsgeld alleine wert. Zyniker im Publikum, die bis dato nur knappe 80 Minuten AC/DC erlebt hatten, meinten zwar „jetzt sei klar, warum die Show insgesamt 2 ½ Stunden gehen soll, der zwirbelt da ja ein 40-Minuten-Solo“, aber für jeden Gitarren-Interessierten war die gut 10-minütige Einlage beim 21. und letzten Song der regulären Setlist – es folgten 3 Zugaben – ein Ohren- und (dank der Videofilmtechnik) Augenschmauss. Hut ab! Die übrigen Musiker, namentlich Cliff Williams am Bass, Stevie Young an der Rhythmusgitarre und Chris Slade am Schlagzeug, hielten sich wie gewohnt eher im Hintergrund, legten aber allesamt einen tadellosen Auftritt hin.
Die Fans
Die Stimmung im Innenraum war bestens. Fans streckten ihre Finger zum Pommesgabel-Gruß, klatschten, tanzten und machten erstaunlich wenig Handyfotos und –filme. Ein sympathisches Paar mit blinkenden Teufelshörnchen erzählte uns, sie hätten den Kopfschmuck nicht heute für 10 € sondern bereits letztes Jahr am Hockenheimring erworben, zum Konzert mitgebracht und würden jetzt noch 14 Tage damit rumlaufen. Na dann…
Die Finanzen
Money rules the world. Daher noch ein Wort zum monetären Hintergrund einer derartigen Großveranstaltung: bei geschätzten 30.000 Besuchern und Tages-Eintrittspreisen von 110 € pro Ticket (egal ob Innenraum oder Tribüne), zusätzlichen 35 Peitschen für ein T-Shirt und weiteren Grundpreisen von 5 € pro Getränk dürfte trotz hoher Personalkosten und sicherlich nicht billiger Stadionmiete doch der eine oder andere Hunderttausender für AC/DC übrig geblieben sein. Im Zeitalter digitaler Downloads und immer geringerer Gewinnmargen beim CD-Verkauf sind Live-Konzerte somit nach wie vor für Künstler das einträglichste Geschäft…
Fazit
Erst kürzlich hat Angus Young bekundet, dass die Band noch lange nicht am Ende sei. Nach einem solchen Abend, wollen wir seiner Aussage gerne Glauben schenken. Leute, wenn ihr noch mal die Gelegenheit bekommt AC/DC live zu erleben (ob mit Axl oder Brian am Mikro), lasst euch diese Chance nicht entgehen. Ihr würdet es sonst garantiert irgendwann bereuen!!!
Setlist AC/DC „Rock Or Bust Tour 2016“
Intro
1. Rock Or Bust
2. Shoot to Thrill
3. Hell Ain’t a Bad Place to Be
4. Back in Black
5. Got Some Rock & Roll Thunder
6. Dirty Deeds Done Dirt Cheap
7. Rock ’n‘ Roll Damnation
8. Thunderstruck
9. High Voltage
10. Rock ’n‘ Roll Train
11. Hells Bells
12. Given the Dog a Bone
13. If You Want Blood (You’ve Got It)
14. Touch Too Much
15. Sin City
16. You Shook Me All Night Long
17. Shot Down in Flames
18. Have a Drink on Me
19. T.N.T.
20. Whole Lotta Rosie
21. Let There Be Rock (mit Angus Young Gitarrensolo)
Zugaben:
22. Highway to Hell
23. Riff Raff
24. For Those About to Rock (We Salute You)
Bildquellen: (c) Uwe/Doerni@metal-heads.de
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