BLACK MESSIAH – Mit Frontmann ZAGAN im Interview
Im Rahmen des im kommenden Mai bevorstehenden Rage Against Racism Festival 2016 haben wir es uns zum Ziel gesetzt, euch möglichst viele der dort auftretenden Bands vorzustellen und bekannt zu machen. Nachdem wir euch bereits Dust Bolt und Freedom Call vorgestellt haben, geht es nun mit der Gelsenkirchener Formation Black Messiah weiter. Für das folgende Interview konnten wir niemanden geringeren als Frontmann Zagan gewinnen. Erlebt einen gut aufgelegten und auskunftsfreudigen „Schwarzen Messias“, der Wissenswertes zu berichten weiß.
Black Messiah auf dem „Rage“ 2016
MH.de: Hallo Zagan! Mein Name ist Stahl vom deutschen Online-Magazin metal-heads.de. Ich freue mich sehr, dass ich die Gelegenheit erhalten habe, im Rahmen des bevorstehenden Rage Against Racism Festival am 27. und 28.05.2016 in Duisburg-Friemersheim, dieses Interview mit dir führen zu können.
Zagan: Hallo Stahl. Sehr gerne. 😉
MH.de: Black Messiah besteht als Band bereits seit 1992 und verfügt über eine beachtliche Fanbase, ist aber bestimmt nicht allen unseren Lesern bekannt. Stelle doch bitte zunächst deine Band unseren Lesern vor.
Vorurteile gegen die Pagan-Szene
Zagan: Wir sind Black Messiah aus dem schönen Gelsenkirchen und sind schon, wie du richtig gesagt hast, seit vielen Jahren im Musikzirkus dabei. Wir sind eine der ersten Pagan Metal-Bands aus Deutschland und haben sicherlich einiges an Vorarbeit für diese Szene geleistet. Unser Sound ist schnell und hart aber trotzdem melodiös. Wir arbeiten mit etlichen Elementen aus den Bereichen des Metal, Rock, Klassik und Folk und haben daraus unseren eigenen Stil gemacht. Ich finde es nicht verwunderlich, dass wir nicht allen Lesern bekannt sein dürften denn diese Pagan Metal Szene ist eine die von vielen Leuten gar nicht richtig wahr genommen wird oder aufgrund von haarsträubenden Vorurteilen nicht wahr genommen werden möchte. Das basiert leider auf der Tatsache, dass heutzutage immer noch viele der Meinung sind, dass germanische oder nordische Mythologien etwas mit Faschismus oder Rechtsradikalismus zu tun haben. Ich denke, dass jeder, der mal kurz nachdenkt selber darauf kommen sollte, dass es keine rechtsradikalen Germanen oder Wikinger gab und diese Kultur mit ihren vielen Geschichten und Sagas einfach nur erhaltenswert ist, weil sie wertvoll ist. Immerhin handelt es sich dabei um das Kulturgut unserer Vorväter. Gerade deshalb ist es schön als Pagan Metal-Band die Chance zu bekommen mal wieder auf dem Rage Against Racism Festival zu spielen um ganz klar zu zeigen, dass das Ganze nichts mit diesem braunen Gesocks und diesen hirnverbrannten Vollidioten von rechts zu tun hat.
MH.de: Ihr seid meiner Information nach im Jahr 1992 als Black Metal-Band gestartet und 1995 ins Pagan-Lager gewechselt. Erkläre bitte, wie es zu diesem Sinneswandel kam.
25 Jahre Black Messiah
Zagan: Ja, eigentlich schon 1991, deshalb feiern wir dieses Jahr im November unser 25jähriges Bandjubiläum mit einer großen Show in Oberhausen. Der Sinneswandel war eigentlich gar kein so großer. Thematisch haben wir auch damals mehr heidnische Themen besungen als satanische. Musikalisch hat sich einiges geändert, was aber auch eine normale Entwicklung war wenn man bedenkt welche Leute damals bei der Bandgründung dabei waren und was danach alles passiert ist. Als damals alle Gründungsmitglieder ausgestiegen waren, habe ich eigentlich nur das gemacht, was mir logisch erschien. Ich bin nun mal gelernter, klassischer Musiker und so war es nur natürlich, dass ich anfing diese Elemente in meine Songs zu integrieren. Das ist über die Jahre hinweg gewachsen und hat sich zu dem entwickelt was Black Messiah heute ist. Das war also eigentlich kein Sinneswandel sondern eher eine normale Entwicklung. Wir haben damals, als wir die Band gegründet haben, einfach unseren alten Idolen wie Venom, Celtic Frost oder Bathory nachgeeifert. Man sollte aber nicht versuchen zu kopieren sondern eigenständig werden. Ich denke, dass man charakterlich reift wenn man älter wird. Bei Musikern sollte sich das auch auf die Musik auswirken.
MH.de: Ihr habt als Black Metal-Band noch Texte in englischer Sprache verfasst und gesungen. Was hat euch später dazu bewogen umzudenken und eure Songs überwiegend bzw. vielfach auf Deutsch zu präsentieren?
Zagan: Die deutsche Sprache ist eine sehr schöne und facettenreiche Sprache. Nicht umsonst gibt es unzählige Dichter die sich im Deutschen tummeln. Außerdem ist es doch immer leichter sich in der Muttersprache auszudrücken als in irgendeiner Fremdsprache. Wir fahren seit Langem zweigleisig und machen Songs in Deutsch sowie in Englisch. Dabei ist es immer Zufall, in welcher Sprache ein Song am Ende gesungen wird. Es kommt immer auf die Ideen an, die man hat, wenn man ein fertiges Musikstück hört. Des Weiteren ist es ja so, dass wir über unsere beheimatete Mythologie singen – warum sollten wir das nicht auf Deutsch tun?
Inspiration aus Natur, Mythologie und Klassik
MH.de: Wo seht ihr als Band eure musikalischen Wurzeln und wer hat euch auf eurem musikalischen Weg inspiriert und beeinflusst?
Zagan: Das ist eine verdammt schwere Frage. Ich denke, dass man als Komponist andauernd inspiriert und beeinflusst wird. Jedes Mal wenn du einen Song hörst, einen Text liest, in der Natur unterwegs bist oder in eine bestimmte Stimmung verfällst kann dich das inspirieren. Genau festzuhalten, was es jetzt war, dass dich zu diesem und jenem gebracht hat ist fast unmöglich. Natürlich gibt es Dinge die man besonders mag und andere die man ablehnt und dass einen Dinge die man gern‘ hat sicherlich mehr inspirieren als diejenigen die man hasst dürfte klar sein. Bei uns sind das auf jeden Fall thematisch die Geschichten und Sagen der heidnischen Völker Nordeuropas. Die Edda und anderen Sagas der Wikinger und Germanen, historische Berichte über diese Zeit, auch wenn die oftmals sehr rar gesät sind. Musikalisch ist das Ganze, wie schon oben beschrieben, eine Mixtur aus vielen Elementen. Wichtig ist für uns Melodie und Größe im Sound. Wir mögen es pompöse Musik zu machen mit Orchester und Chor. Klassisch hat mich auf jeden Fall Beethoven beeinflusst. Ich habe seine Symphonien und Konzerte schon immer geliebt. Dazu kommen Brahms und Grieg. Ach, ich kann wirklich nicht genau sagen wo das alles her kommt…haha.
MH.de: Wie würdest du eure musikalische Entwicklung und euren musikalischen Werdegang seit 1992 beschreiben und wie siehst du euren musikalischen Stellenwert heute in der deutschen bzw. internationalen Metal-Szene?
Zagan: Ich denke schon, dass wir uns positiv entwickelt haben. Sicher wird es immer Leute geben die darauf pochen, dass man das tun sollte, womit man angefangen hat, aber das ist für mich als Musiker nicht befriedigend. Ich muss mich entwickeln und meinen Weg weiter gehen. Seit 1992 hat sich verdammt viel verändert, gerade für Black Messiah. Ich habe vor kurzem mal nachgesehen, weil wir ja dieses Jahr unser 25jähriges Jubiläum haben, wer so alles im Laufe der Jahre bei Black Messiah gespielt hat. Da komme ich auf 19 Mann. Wenn man jetzt bedenkt, dass jeder der mal dabei war auch immer seinen Stempel und seine Fußspuren in den jeweiligen Songs hinterlassen hat, ist eine gewisse Entwicklung unabdingbar. Wir haben uns auf jeden Fall von einer Band die Anfang der 90ger Jahre in Jugendheimen aufgetreten ist, zu einem Act entwickelt, der große Festivals zum Kochen bringt. Darauf bin ich stolz und möchte das auch heute nicht mehr missen. Wo unser musikalischer Stellenwert ist, soll aber von Anderen beurteilt werden. Ich bin da sicher nicht objektiv genug. Was ich weiß ist, dass wir in der Pagan Metal Szene in Deutschland sehr früh dabei waren. Ich habe es auch schon erlebt, dass mir andere Musiker von heutzutage bekannten Bands gesagt haben, dass sie angefangen haben Musik zu machen und eine Band zu gründen, weil sie Black Messiah live gesehen haben oder unsere Alben gehört haben. Das ist natürlich wunderbar zu hören. Was gibt es schöneres als junge Musiker mit eigenen Songs auf diesen Weg zu schicken. Also, so ganz unbedeutend können wir nicht sein.
Die Chance allein von der Musik zu leben
MH.de: Ihr seid mittlerweile so lange im Musik-Business, dass sich die Frage stellt, ob ihr von eurer Musik allein leben könnt, oder habt ihr alle noch „normale“ Alltagsjobs?
Zagan: Wir haben alle normale Jobs. Das geht vom Mechatroniker, über den Kraftfahrer bis hin zum Sozialpädagogen. Wir haben vor Jahren mehrmals die Chance gehabt, nur von der Musik zu leben. Der Preis wäre gewesen sich selber teilweise zu verkaufen. Das wollten wir nicht. Wir konnten uns nicht damit anfreunden, dass Plattenfirmen uns Komponisten zur Seite stellen, deren Songs wir nehmen müssen, wenn die es wollen und wir wollten nicht gezwungen sein alles das zu tun, was man uns aufoktroyiert. Sicherlich ist man bis zum gewissen Grad als Musiker eine Hure, aber seine Seele sollte man trotzdem nicht verkaufen. Wir sind glücklich mit dem was wir haben und dass es immer noch nach oben geht nach all den Jahren zeigt uns, dass wir uns damals richtig entschieden haben. Andere Bands machen vielleicht mehr Geld und kommen weiter herum, aber wir haben den Spaß und eine Freundschaft untereinander die nur kaputt gehen kann wenn man nur noch an das Big Business denkt. Das ist es einfach nicht wert. Wenn ich irgendwann mal auf dem Totenbett liege möchte ich Freunde um mich herum haben und keine goldenen Pokale.
MH.de: Mit welcher Band würdet ihr am liebsten einmal auftreten? Gibt es da einen absoluten Wunschkandidaten und wie realistisch sind die Chancen, dass der Wunsch in Erfüllung gehen könnte?
Zagan: Ich denke, da hat jeder von uns wohl andere Favoriten. Ich würde gern mal mit Venom oder King Diamond die Bühne teilen. Das kann sicher noch passieren. Es kommen bestimmt noch einige Festivals auf uns zu. Außerdem würde ich gerne mal mit Hannes Wader ein oder zwei Songs spielen. Den Mann verehre ich seit ich 15 bin. Ich würde gerne mal für ihn während eines Konzertes die Geige spielen, aber das wird wohl leider nicht geschehen.
Neues Album in Sicht!
MH.de: Das letzte Black Messiah Album „Heimweh“wurde 2013 dem metallischen Volk zugänglich gemacht. Wann können die Fans mit einem neuen Longplayer von euch rechnen? Gibt es bereits Pläne?
Zagan: Mehr als das. Wir befinden uns gerade im Studio und nehmen ein neues Album auf. Es wird den Titel „Walls Of Vanaheim“ tragen und der zweite Teil unserer „First War Of The World“ Geschichte. Es handelt sich um ein Konzeptalbum und es wird kurz vor unserer 25-Jahres Show, die übrigens am 5.11.2016 im Oberhausener Resonanzwerk stattfinden wird, veröffentlicht. Also Leute, wer Lust hat uns mit einer einmaligen Show und über 20 Musikern live zu sehen sollte dahin kommen. Das gibt es nur einmal. Entschuldige die Werbung, aber das musste jetzt doch mal gesagt werden.
Zum zweiten Mal auf dem „Rage“
MH.de: Vor dem Hintergrund des Rage Against Racism-Festival komme ich natürlich nicht um folgende Frage herum. Wie ist es zu eurem Engagement beim „Rage“ gekommen und was bedeutet euch die Teilnahme am Festival? Habt ihr euch beworben oder wurdet ihr vom Veranstalter angefragt?
Zagan: Wir haben vor vielen Jahren schon einmal auf Einladung des Veranstalters auf dem „Rage“ gespielt. Wir sind verdammt stolz darauf die erste Pagan Metal Band gewesen zu sein die dort spielen durfte, weil es uns immer ein Anliegen war und ist, den Leuten klar zu machen, dass die Themen die wir behandeln, also die nordische und germanische Mythologie, nichts mit rechtsradikalem Gedankengut zu tun hat. Diesen Kulturen wurde etwas sehr schlimmes durch die Zweckentfremdung der Nazis angetan. Anstelle diese Kultur zu schützen wurde sie beschmutzt. Leider so stark , dass man heute immer noch dagegen ankämpfen muss. Der Levent Tomicki hat uns in den letzten Jahren immer wieder gefragt ob wir nicht noch einmal auf dem Rage auftreten wollen. Wir wollten, nur leider hat es bisher aus verschiedenen Gründen nicht geklappt. Ich glaube, meist war ich zu dieser Zeit im Sommerurlaub mir der Familie. Umso glücklicher sind wir, dass es dieses Jahr nun endlich wieder funktioniert. Wir freuen uns sehr auf dieses Festival und hoffen dort nicht nur den Leuten diese Kultur näher bringen zu können sondern vor allen Dingen mit ihnen eine geile Party zu feiern.
MH.de: Zu guter Letzt noch die Frage nach der Tracklist. Kannst du unseren Lesern schon einen Anreiz bieten? Wird es ein Best-Of Programm geben oder können wir auch mit der einen oder anderen Überraschung rechnen?
Zagan: Wir haben dieses Mal einige ältere Songs mit im Programm die wir teilweise seit 10 Jahren nicht mehr gespielt haben. Natürlich werden wir auch unsere Trink- und Feierlieder nicht vernachlässigen. Sowas gehört sich einfach bei einem Festival. Ich hoffe den Leuten wird gefallen was wir für sie haben. Wer danach noch Lust hat mit uns einen zu trinken, soll das tun. Wir springen mit Sicherheit nach unserem Gig irgendwo auf dem Gelände rum.
MH.de: Zagan, ich freue mich schon sehr auf das bevorstehende Konzert und bedanke mich ganz herzlich für dieses Interview. Ich hoffe, dich und deine Band demnächst auf dem „Rage“ persönlich kennenlernen zu können. Das mit dem Bierchen greife ich gerne auf. Wie vielleicht bekannt ist, betreiben wir, von metal-heads.de, dort einen eigenen Bierstand. Bis dahin alles Gute und bleibt gesund.
Zagan: Danke für diese wirklich gelungenen Fragen. Ich hoffe Du kannst mit meinen Antworten was anfangen.
Cheerz
ZAGAN
Zur Einstimmung auf Black Messiah und das „Rage“ 2016 könnt ihr euch bei uns den Track „Windloni“ vom 2012 erschienenen Album „The Final Journey“ anhören und ansehen:
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Bildquellen
- Black Messiah – Band: Zagan - Black Messiah
- Black Messiah – Heimweh – Cover: Amazon
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